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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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Sozial-normative Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />

bekommen, wenn man sich sicher ist, dass man als Paar zusammenbleibt“<br />

zustimmen. K<strong>in</strong>derlose haben diesen Anspruch mit 73 % sogar häufiger als<br />

Eltern mit 63 % (Höhn et al. 2006: 38). Zu noch höheren Zustimmungswerten<br />

kommt e<strong>in</strong>e repräsentative Befragung des IfD Allensbach aus dem Jahr 2005:<br />

Für 86 % der 16- bis 44-Jährigen muss die Voraussetzung e<strong>in</strong>er stabilen Partnerschaft<br />

unbed<strong>in</strong>gt erfüllt se<strong>in</strong>, bevor e<strong>in</strong>e Familiengründung stattf<strong>in</strong>det; weitere<br />

12 % halten dies für wichtig (BMFSFJ 2005a: 50). In <strong>Deutschland</strong> herrscht<br />

zudem die Vorstellung vor, dass e<strong>in</strong>e Eheschließung e<strong>in</strong>er Familiengründung<br />

vorausgehen sollte, während <strong>in</strong> anderen Ländern, wie zum Beispiel Frankreich,<br />

e<strong>in</strong>e weniger enge Verknüpfung zwischen Ehe <strong>und</strong> Elternschaft besteht (vgl.<br />

hierzu auch Kapitel 6.3.1 sowie Kapitel 5.1.2.7).<br />

Neben ökonomisch-rationalen Aspekten wie e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>kenden Abhängigkeit<br />

vom Partner (zum Beispiel durch steigende Erwerbschancen für Frauen; Technisierung<br />

des Haushalts) e<strong>in</strong>erseits sowie e<strong>in</strong>er steigenden Anzahl von Alternativen<br />

zur Partnerschaft <strong>und</strong> Ehe (zum Beispiel durch e<strong>in</strong>e Liberalisierung des<br />

Scheidungsrechts sowie der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz von<br />

Alle<strong>in</strong>lebenden) andererseits haben auch Normen der Partnerwahl dazu beigetragen,<br />

dass die Voraussetzung e<strong>in</strong>er stabilen Partnerschaft beziehungsweise<br />

e<strong>in</strong>er Ehe für e<strong>in</strong>e Familiengründung zunehmend schwerer zu erfüllen ist. Wie<br />

Nave-Herz (2006) betont, bestehen trotz der verbreiteten Vorstellung von der<br />

freien <strong>und</strong> unbeschränkten Partnerwahl auch heute noch normativ bed<strong>in</strong>gte<br />

Selektionskriterien, die die Gruppe potenzieller (Ehe-) Partner deutlich e<strong>in</strong>schränken:<br />

Hierzu gehört das dom<strong>in</strong>ante Pr<strong>in</strong>zip, e<strong>in</strong>en Ehepartner zu wählen,<br />

zu dem man e<strong>in</strong>e emotionale Beziehung aufgebaut hat. Bei der Auslösung<br />

emotionaler Beziehungen werden <strong>in</strong>ternalisierte soziale Normen zum Beispiel<br />

bzgl. des idealen Altersabstands oder der idealen Körpergröße des Partners<br />

wirksam, die die Gruppe potenzieller Partner e<strong>in</strong>schränken (Nave-Herz 2006:<br />

130f). Wie Hu<strong>in</strong><strong>in</strong>k <strong>und</strong> Konietzka zeigen, führt diese normativ vorgegebene<br />

Altersdifferenz (Männer sollten ca. 3 Jahre älter se<strong>in</strong> als ihre Partner<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>er überproportionalen Abwanderung junger Frauen zu<br />

e<strong>in</strong>em „marriage squeeze“ <strong>in</strong> Ostdeutschland: Für die Männer der jüngsten<br />

Altersgruppe ist ke<strong>in</strong>e ausreichende Anzahl junger Frauen vorhanden. Diese<br />

Situation wird sich durch den <strong>Geburten</strong>rückgang nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

noch verschärfen (Hu<strong>in</strong><strong>in</strong>k <strong>und</strong> Konietzka 2007: 136f.).<br />

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