Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />
Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />
Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d Normen bzgl. des Bildungsniveaus bei der Partnerwahl wirksam:<br />
Bestand früher e<strong>in</strong>e Tendenz zur Bildungshypergamie, d.h., die Ehemänner<br />
verfügen über e<strong>in</strong> höheres Bildungsniveau als die jeweilige Ehefrau, ist<br />
zunehmend e<strong>in</strong>e Tendenz zur Bildungshomogamie zu beobachten (Hu<strong>in</strong><strong>in</strong>k<br />
<strong>und</strong> Konietzka 2007: 135, Blossfeld <strong>und</strong> Timm 1997: 446). Mit Blick auf das<br />
steigende Qualifikationsniveau von Frauen führt das Muster der Bildungshypergamie,<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> abgeschwächter Form auch das der -homogamie, zu e<strong>in</strong>em<br />
vergleichsweise kle<strong>in</strong>en Partnermarkt: Die Möglichkeit der Aufwärtsheirat ist<br />
für hochqualifizierte Frauen nicht gegeben, <strong>und</strong> hoch qualifizierte Männer<br />
wählen oft weiterh<strong>in</strong> niedriger qualifizierte Frauen. Ebenso f<strong>in</strong>den ger<strong>in</strong>g qualifizierte<br />
Männer schwer e<strong>in</strong>e Partner<strong>in</strong>, da sie für die tendenziell besser gebildeten<br />
Frauen als Partner unattraktiv s<strong>in</strong>d (Kröhnert et al. 2006: 24f.). Die Bildungsexpansion<br />
<strong>und</strong> damit das gestiegene Qualifikationsniveau der Frauen<br />
haben <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit dem dom<strong>in</strong>anten Muster der Partnerwahl somit zu<br />
e<strong>in</strong>em Ungleichgewicht auf dem deutschen Partnermarkt geführt, welches<br />
dazu beiträgt, dass für viele potenzielle Eltern die Gr<strong>und</strong>voraussetzung für e<strong>in</strong>e<br />
Familiengründung nicht gegeben ist.<br />
6.1.2 Normative Verb<strong>in</strong>dlichkeit der Elternschaft<br />
Die Entscheidung für oder gegen K<strong>in</strong>der wird nicht unabhängig von der Frage<br />
getroffen, welcher Lebensentwurf sozial akzeptiert beziehungsweise erwartet<br />
wird <strong>und</strong> welches Lebensmodell demgegenüber negativ sanktioniert wird. In<br />
<strong>Deutschland</strong> ist <strong>in</strong> den vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten e<strong>in</strong>e schrittweise Abnahme<br />
der normativen Verb<strong>in</strong>dlichkeit e<strong>in</strong>es Lebens mit K<strong>in</strong>dern zu beobachten: In der<br />
agrarischen Gesellschaft war K<strong>in</strong>derlosigkeit <strong>in</strong> der Ehe selten freiwillig <strong>und</strong> –<br />
zum<strong>in</strong>dest für die Frau – mit sozialer Ächtung verb<strong>und</strong>en. Die Härte der Sanktionen<br />
nahm im Zeitverlauf zwar ab, jedoch wurde K<strong>in</strong>derlosigkeit bei westdeutschen<br />
Ehepaaren auch <strong>in</strong> den 1970er Jahren noch mit e<strong>in</strong>er unsozialen<br />
E<strong>in</strong>stellung oder sogar mit Egoismus assoziiert (Nave-Herz 2006: 79f.). Auch <strong>in</strong><br />
der DDR, welche sich durch e<strong>in</strong>e pronatalistische Politik auszeichnete, stellte<br />
Elternschaft für die meisten Menschen e<strong>in</strong> normatives Element des Lebenslaufs<br />
dar (Arránz Becker et al. 2010: 39f.).<br />
In den letzten Jahrzehnten wurde K<strong>in</strong>derlosigkeit dann zunehmend gesellschaftlich<br />
akzeptiert: „Entscheidungen für oder gegen K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d nicht mehr<br />
oder doch kaum noch – vielleicht von kle<strong>in</strong>en persönlichen Bezugsgruppen<br />
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