Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />
1985 bis 1997 stieg das K<strong>in</strong>dergeld pro K<strong>in</strong>d von 671 CAN-$ auf 1.607 CAN-$,<br />
was e<strong>in</strong>er realen Erhöhung um das 2,4-Fache entspricht (Duclos et al. 2001).<br />
Lediglich e<strong>in</strong>e Studie – <strong>in</strong> ihr wurde der Übergang zum dritten K<strong>in</strong>d untersucht<br />
– fand ke<strong>in</strong>en signifikanten Effekt (Bélanger <strong>und</strong> Dumas 1998). Zahlreiche andere<br />
Studien zeigten dagegen positive Effekte für die Paritäten e<strong>in</strong>s, zwei<br />
<strong>und</strong>/oder drei (Kearns 1996, Duclos 2000, Duclos et al. 2001, Milligan 2002).<br />
E<strong>in</strong>ige Autoren weisen aber darauf h<strong>in</strong>, dass es sich dabei um re<strong>in</strong>e Tempoeffekte<br />
(Tim<strong>in</strong>g, Spac<strong>in</strong>g) gehandelt haben kann, die zudem lediglich das Abs<strong>in</strong>ken<br />
der Gesamtfertilitätsrate <strong>in</strong> Québec gebremst haben (Duclos et al. 2001).<br />
Für Spanien liegt e<strong>in</strong>e Untersuchung zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>kommenssteuerreform aus<br />
dem Jahr 2003 vor, nach dem Frauen mit K<strong>in</strong>dern unter drei Jahren Steuererleichterungen<br />
(1.200 € pro Jahr für drei Jahre) gewährt werden (Azmat <strong>und</strong><br />
González 2009). Diese Reform hatte e<strong>in</strong>en positiven Effekt auf die Fertilität,<br />
besonders bei Frauen mit e<strong>in</strong>em niedrigen Bildungsniveau <strong>und</strong> besonders bezüglich<br />
der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er Erstgeburt.<br />
Auch k<strong>in</strong>dbezogene Steuergutschriften, die im Ausland nicht unüblich s<strong>in</strong>d,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Teilen mit K<strong>in</strong>dergeldzahlungen vergleichbar. Sie wirken wie negative<br />
E<strong>in</strong>kommenssteuern, <strong>in</strong>dem sie bei Niedrigverdienern ke<strong>in</strong>e Steuerzahlung,<br />
sondern im Gegenteil den Bezug e<strong>in</strong>er monetären Transferleistung <strong>in</strong>duzieren,<br />
werden aber – im Gegensatz zum K<strong>in</strong>dergeld – e<strong>in</strong>kommensabhängig gewährt,<br />
das heißt: der Transfer schmilzt mit steigendem E<strong>in</strong>kommen ab, während der<br />
Steuervorteil des K<strong>in</strong>derfreibetrags mit steigendem E<strong>in</strong>kommen zunimmt. Die<br />
Geme<strong>in</strong>samkeit zwischen Steuergutschriften <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dergeld ist die B<strong>in</strong>dung<br />
der Leistung an die Existenz m<strong>in</strong>derjähriger K<strong>in</strong>der im Haushalt <strong>und</strong> daher ihr<br />
k<strong>in</strong>derkostenm<strong>in</strong>dernder Effekt. Am <strong>in</strong>tensivsten bezüglich ihrer Wirkung auf<br />
die Fertilität wurden der britische ‚Work<strong>in</strong>g Families’ Tax Credit‘ (WFTC) <strong>und</strong><br />
der US-amerikanische ‚Earned Income Tax Credit‘ (EITC) untersucht.<br />
Der WFTC ist e<strong>in</strong>e Steuergutschrift für Familien, <strong>in</strong> denen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil<br />
m<strong>in</strong>destens 16 St<strong>und</strong>en pro Woche erwerbstätig ist, <strong>und</strong> deren K<strong>in</strong>der<br />
unter 16 Jahre alt s<strong>in</strong>d. Es löste im Jahr 1999 den weniger generösen ‚Family<br />
Credit‘ (FC) ab (Ra<strong>in</strong>er et al. 2011a, Oh<strong>in</strong>ata 2008). Die Bef<strong>und</strong>e zum WFTC<br />
s<strong>in</strong>d gemischt. Insgesamt lässt sich die Tendenz erkennen, dass die Steuergutschrift<br />
schwach positiv auf die <strong>Geburten</strong>wahrsche<strong>in</strong>lichkeit wirkt, wobei Mütter<br />
<strong>in</strong> Partnerschaften stärker reagieren als Alle<strong>in</strong>erziehende (Francesconi <strong>und</strong><br />
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