Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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7.3.2 Elternzeit <strong>und</strong> Elterngeld<br />
Politisch-rechtliche Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />
Die Elternzeit ermöglicht es Elternteilen, nach der Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des beziehungsweise<br />
nach dem Mutterschutz für e<strong>in</strong>ige Zeit von der Erwerbstätigkeit zu<br />
pausieren, um danach an denselben oder e<strong>in</strong>en gleichwertigen Arbeitsplatz<br />
zurückzukehren.<br />
E<strong>in</strong>e längere Tradition der Elternzeit haben die skand<strong>in</strong>avischen Länder 44 ; das<br />
spiegelt sich auch <strong>in</strong> der Zahl der empirischen Studien wider. In Schweden<br />
wurde der Mutterschaftsurlaub im Jahr 1955 e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> sukzessive zu<br />
e<strong>in</strong>er Elternzeit ausgebaut. Die übrigen skand<strong>in</strong>avischen Länder folgten dieser<br />
Entwicklung <strong>in</strong> den 1970er <strong>und</strong> 1980er Jahren (Neyer et al. 2006). Neyer et al.<br />
(2006) stellen e<strong>in</strong>en deskriptiven Zusammenhang zwischen der Elternzeit <strong>und</strong><br />
dem Elterngeld e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> der Fertilität <strong>in</strong> den nordischen Ländern andererseits<br />
her. Sie weisen darauf h<strong>in</strong>, dass nach der E<strong>in</strong>führung beziehungsweise<br />
Verbesserung der Elternzeitregelungen mit e<strong>in</strong>em hohen Elterngeld (100 %<br />
des E<strong>in</strong>kommens <strong>in</strong> Norwegen <strong>und</strong> Dänemark) zwischen 1978 <strong>und</strong> 1985 <strong>in</strong><br />
Norwegen, F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong> Dänemark e<strong>in</strong>e positive Entwicklung der Zweitgeburtenrate,<br />
<strong>in</strong> Dänemark <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland auch e<strong>in</strong>e positive Entwicklung der Drittgeburtenraten,<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> den genannten vier Ländern e<strong>in</strong>e Steigerung der Erstgeburten<br />
von über 30-jährigen Frauen zu beobachten war. Die Autoren kommen<br />
aber zu dem Schluss, dass nicht alle<strong>in</strong> die Elternzeit für Mütter, sondern<br />
auch andere familienpolitische Maßnahmen bei diesen Entwicklungen e<strong>in</strong>e<br />
Rolle spielten. Rønsen (2004) untersuchte die Auswirkungen der Ausweitung<br />
der rechtlichen Auszeit für Frauen (Mutterschutz plus Elternzeit) <strong>in</strong> Norwegen<br />
<strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland zwischen 1968 <strong>und</strong> 2001 auf die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Erst-,<br />
Zweit- <strong>und</strong> Drittgeburten der zwischen 1943 <strong>und</strong> 1967 geborenen Frauen. Zwischen<br />
1968 <strong>und</strong> 2001 stieg die Zahl der Auszeitwochen für Mütter von 12 auf<br />
52 <strong>in</strong> Norwegen <strong>und</strong> von 9 auf 44 <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland an. In F<strong>in</strong>nland hatte die Ausweitung<br />
der Auszeit e<strong>in</strong>en schwachen positiven Effekt auf die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
e<strong>in</strong>er Erstgeburt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en stärkeren positiven Effekt auf die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
e<strong>in</strong>er dritten Geburt, jedoch ke<strong>in</strong>en Effekt auf die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ei-<br />
44 Zu „Skand<strong>in</strong>avien“ zählen <strong>in</strong> dieser Studie die Länder Norwegen, Schweden, F<strong>in</strong>nland<br />
<strong>und</strong> Dänemark. Island wird mangels ausreichender empirischer Evidenz nicht berücksichtigt.<br />
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