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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />

Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />

Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, der gerade für Frauen das Spektrum<br />

der Berufstätigkeiten erweiterte. Zudem wurde die Berufsorientierung<br />

dadurch gefördert, dass, wie Nave-Herz (2006: 69f.) betont, durch die gestiegene<br />

Lebenserwartung <strong>und</strong> bereits gesunkene K<strong>in</strong>derzahl pro Familie die Länge<br />

der Familienphase relativ zur Gesamtlänge des Lebens deutlich zurückg<strong>in</strong>g.<br />

Dauerte die Familienphase vor e<strong>in</strong>h<strong>und</strong>ert Jahren durchschnittlich noch das<br />

halbe Leben, umfasst sie heute nur noch e<strong>in</strong> Viertel; das Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familie<br />

ist zu e<strong>in</strong>er „transitorischen Lebensphase“ (Nave-Herz 2006: 70) geworden. In<br />

Anbetracht der Tatsache, dass die K<strong>in</strong>dererziehung nur noch e<strong>in</strong>en kurzen Teil<br />

des Lebens e<strong>in</strong>nimmt, wird die normative Festschreibung der Frauen auf die<br />

Familienphase, wie sie im bürgerlichen Familienmodell zu f<strong>in</strong>den ist, problematisch.<br />

Peuckert spricht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von der „demographischen<br />

Freisetzung der Frauen“ (Peuckert 2008: 229). H<strong>in</strong>zu kommt, dass die<br />

traditionale Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern zunehmend ihren S<strong>in</strong>n<br />

verlor, da der Zeitaufwand für Hausarbeit, zum Beispiel durch das steigende<br />

Angebot verarbeiteter Lebensmittel, gesunken ist (Hülskamp <strong>und</strong> Seyda 2004:<br />

35).<br />

Mit Blick auf die Höhe der Bildungsabschlüsse haben Frauen mittlerweile zu<br />

den Männern aufgeschlossen, <strong>und</strong> auch die Erwerbsbeteiligung nähert sich<br />

derjenigen der Männer an 35 (zum Beispiel Geißler 2011: 302f.). E<strong>in</strong> Wandel des<br />

gesellschaftlichen Leitbildes bezüglich der Mutterrolle vollzieht sich demgegenüber<br />

nur langsam – das bürgerliche Familienmodell wirkt bis heute nach.<br />

Es liegt somit e<strong>in</strong> „cultural lag“, das heißt e<strong>in</strong>e Ungleichzeitigkeit im Wandel<br />

zweier gesellschaftlicher Teilbereiche – der Schul- <strong>und</strong> Berufsbereich auf der<br />

e<strong>in</strong>en Seite <strong>und</strong> der Familienbereich auf der anderen Seite – vor (Nave-Herz<br />

2006: 75). Der langsame Wandel der Mutterrolle lässt sich anhand der Daten<br />

des World Values Surveys <strong>und</strong> European Values Surveys nachzeichnen: So ist<br />

der Anteil der Deutschen, die der Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d, dass e<strong>in</strong>e erwerbstätige Mutter<br />

e<strong>in</strong> genauso warmes <strong>und</strong> stabiles Verhältnis zu ihren K<strong>in</strong>dern aufbauen<br />

35 Wobei hier e<strong>in</strong>schränkend darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden muss, dass sich zwar die Erwerbsquoten<br />

von Frauen <strong>und</strong> Männern angleichen, sich jedoch weiterh<strong>in</strong> starke Unterschiede<br />

bzgl. des Erwerbsumfangs zeigen, da Teilzeitarbeit unter Frauen weit verbreitet<br />

ist, während Männer zumeist Vollzeit beschäftigt s<strong>in</strong>d.<br />

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