Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />
Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />
ren Unsicherheiten e<strong>in</strong>e strukturbildende, stabilisierende Funktion für den<br />
Lebenszyklus. In Westdeutschland dagegen fungiert die Familie eher als destabilisierender<br />
Faktor: Hier stellt sie e<strong>in</strong> Konkurrenzmodell zu ökonomischem<br />
Erfolg dar, das nur unter der Vorbed<strong>in</strong>gung gegebener ökonomischer Sicherheit<br />
realisierbar ist.<br />
Neben Normen bezüglich der Reihenfolge unterschiedlicher Lebenslaufelemente<br />
bee<strong>in</strong>flussen auch Altersnormen das Zeitfenster für Elternschaft. Belege<br />
hierfür liefert die bereits erwähnte Studie des IfD Allensbach (BMFSFJ 2005a):<br />
Die große Mehrheit der Bevölkerung verortet das optimale Alter für eigene<br />
K<strong>in</strong>der zwischen Anfang 20 <strong>und</strong> Anfang 30. Die persönliche Lebensplanung<br />
weicht jedoch zumeist von dieser Idealvorstellung ab: E<strong>in</strong>e deutliche Mehrheit<br />
der unter 27-Jährigen fühlt sich noch zu jung für K<strong>in</strong>der. Gleichzeitig gehen die<br />
<strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong>sbesondere von Frauen, aber auch von Männern bereits ab<br />
Mitte 30 wieder spürbar zurück (BMFSFJ 2005a: 25f.). Zudem zeigen Bratti <strong>und</strong><br />
Tatsiramos (2008) auf Basis e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternationalen Vergleichs, dass auch Normen<br />
bezüglich e<strong>in</strong>er späten Mutterschaft das <strong>Geburten</strong>verhalten bee<strong>in</strong>flussen.<br />
So können sie zeigen, dass e<strong>in</strong>e aufgeschobene Erstgeburt zu e<strong>in</strong>er beschleunigten<br />
Zweitgeburt führt, wenn die konsolidierte Beschäftigungs- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensbasis<br />
der Mutter e<strong>in</strong>en weiteren K<strong>in</strong>derwunsch begünstigt <strong>und</strong> das<br />
nationale Normengefüge ke<strong>in</strong> Stigma für späte Mutterschaft setzt (zum Beispiel<br />
<strong>in</strong> Dänemark, Frankreich). Demgegenüber führt die verspätete Erstgeburt<br />
im Fall der Stigmatisierung <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>ger Verdienstmöglichkeiten von Müttern<br />
zu e<strong>in</strong>er niedrigeren Gesamtk<strong>in</strong>derzahl pro Frau (zum Beispiel <strong>in</strong> den Mittelmeerländern).<br />
Aufgr<strong>und</strong> verlängerter Ausbildungszeiten erreicht e<strong>in</strong> beträchtlicher Anteil der<br />
potenziellen Elterngenerationen se<strong>in</strong>e ökonomische Selbstständigkeit heute<br />
erst nach dem 26. bis 28. Lebensjahr. Noch <strong>in</strong> den 1960er <strong>und</strong> frühen 70er<br />
Jahren war die Mehrheit der Bevölkerung spätestens mit dem 21. bis 23. Lebensjahr<br />
ökonomisch unabhängig (Bertram et al. 2005: 45; Bertram et al.<br />
2011: 96). Aus dieser Tatsache resultiert <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit vorhandenen<br />
Altersnormen sowie der beschriebenen (<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Westdeutschland<br />
geltenden) Norm, die den Abschluss der Ausbildung <strong>und</strong> den Berufse<strong>in</strong>stieg als<br />
Vorbed<strong>in</strong>gung für die Familiengründung festschreibt, dass die Gr<strong>und</strong>lagen für<br />
e<strong>in</strong>e Familiengründung für viele junge Menschen erst <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des<br />
dritten Lebensjahrzehnts gegeben s<strong>in</strong>d. Dies bedeutet, dass die berufliche<br />
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