Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />
Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />
Während das Ernährermodell somit weiterh<strong>in</strong> stark verwurzelt ist, ist Vaterschaft<br />
dennoch zunehmend mit neuen, höheren Ansprüchen behaftet, die sich<br />
<strong>in</strong> dem Diskurs über die „neuen Väter“ widerspiegeln: „Der neue Vater beteiligt<br />
sich an allen elterlichen Aktivitäten, soweit ihm nicht biologische Grenzen<br />
gesetzt s<strong>in</strong>d. Er spielt nicht nur mit den K<strong>in</strong>dern, sondern wechselt auch die<br />
W<strong>in</strong>deln, bereitet Mahlzeiten zu <strong>und</strong> füttert das Baby. Se<strong>in</strong>e Anwesenheit bei<br />
der Geburt ist e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit. Er tut dies alles unabhängig davon,<br />
ob es sich bei dem K<strong>in</strong>d um e<strong>in</strong>en Sohn oder e<strong>in</strong>e Tochter handelt“ (Meuser<br />
2007: 141). Vaterschaft wandelt sich von e<strong>in</strong>em sozialen Status zur sozialen<br />
Praxis <strong>und</strong> entwickelt sich hierdurch zu e<strong>in</strong>er Gestaltungsaufgabe (ebd.). Die<br />
neue Aufgabe des Vaters als Erzieher ersetzt dabei nicht die Ernährerrolle,<br />
sondern kommt zu dieser additiv h<strong>in</strong>zu (Volz <strong>und</strong> Zulehner 2009: 87). Meuser<br />
(2007) stellt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die Vermutung auf, dass sich die gestiegenen<br />
Ansprüche an Vaterschaft negativ auf die Bereitschaft zur Familiengründung<br />
auswirken, da die Männer befürchten, den gesteigerten Ansprüchen<br />
nicht gerecht zu werden (Meuser 2007: 147).<br />
In der alltäglichen Praxis hat sich das neue, anspruchsvollere Leitbild des<br />
„neuen Vaters“ jedoch bisher nicht durchgängig verbreiten können. Vielmehr<br />
resultiert der Wandel der Vaterrolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl verschiedener Vatertypen:<br />
Bambey <strong>und</strong> Gumb<strong>in</strong>ger identifizieren auf Basis e<strong>in</strong>er Clusteranalyse<br />
sechs verschiedene Vatertypen, die von „traditionell-distanziert“ bis „egalitär“<br />
reichen (Bambey <strong>und</strong> Gumb<strong>in</strong>ger 2006: 27). Demgegenüber ermitteln Volz <strong>und</strong><br />
Zulehner vier verschiedene Männer- <strong>und</strong> damit auch Vatertypen („teiltraditionell“,<br />
„balancierend“, „suchend“ sowie „modern“) (Volz <strong>und</strong> Zulehner 2009:<br />
34). E<strong>in</strong>er praktischen Umsetzung des Leitbilds des „neuen Vaters“ stehen<br />
auch vielfach gesellschaftliche H<strong>in</strong>dernisse entgegen. So beschreibt zum Beispiel<br />
Gesterkamp (2005) die vielfältigen beruflichen <strong>und</strong> politischen H<strong>in</strong>dernisse,<br />
mit denen Männer derzeit (noch) konfrontiert s<strong>in</strong>d, wenn sie beruflich kürzer<br />
treten <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> der Vaterschaft engagieren wollen.<br />
Neben e<strong>in</strong>em zunehmend ambivalenten Rollenbild erweist sich als problematisch,<br />
dass das zurzeit noch normativ vorherrschende Leitbild des Alle<strong>in</strong>ernährers<br />
zunehmend im Kontrast zur wirtschaftlichen Realität junger Männer steht.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse, der vergleichsweise hohen<br />
Arbeitslosigkeit sowie Diskont<strong>in</strong>uitäten im Lebenslauf können <strong>in</strong>sbesondere<br />
junge Männer dem Anspruch des Alle<strong>in</strong>ernährers e<strong>in</strong>er Familie immer sel-<br />
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