Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />
Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />
die K<strong>in</strong>derbetreuungskosten <strong>und</strong> je höher (unter sonst gleichen Umständen)<br />
die angebotene Qualität der Betreuung ist.<br />
Kann die empirische Evidenz diese Thesen belegen? Zahlreiche Studien f<strong>in</strong>den<br />
e<strong>in</strong>en geburtenaufschiebenden Effekt hoher weiblicher Lohnraten (Heckman<br />
<strong>und</strong> Walker 1990 sowie Klevmarken <strong>und</strong> Tasiran 1996 für Schweden, Merrigan<br />
<strong>und</strong> St Pierre 1998 für Kanada sowie Rønsen 2004 für Norwegen <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland,<br />
jedoch mit ger<strong>in</strong>gerer Effektstärke als Heckman <strong>und</strong> Walker für Schweden).<br />
Für Spanien f<strong>in</strong>den Brodmann et al. (2007) generell e<strong>in</strong>en negativen <strong>Geburten</strong>e<strong>in</strong>fluss<br />
hoher Frauene<strong>in</strong>kommen. Für Dänemark ist der Effekt <strong>in</strong> derselben<br />
Studie <strong>in</strong>teressanterweise nicht signifikant.<br />
Die Selektionshypothese legt nahe, dass Frauen mit hohen Löhnen e<strong>in</strong>e höhere<br />
Arbeitsmarktorientierung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere <strong>Geburten</strong>neigung haben, sodass<br />
der geburtenaufschiebende Lohneffekt nicht mit höheren Opportunitätskosten,<br />
sondern mit unbeobachteter ger<strong>in</strong>gerer Familienorientierung zu begründen<br />
wäre. Unbeobachtete Heterogenität <strong>in</strong> den Präferenzen für K<strong>in</strong>der<br />
konkurriert als Erklärungsansatz (Selektionshypothese) also mit dem Erklärungsansatz<br />
unbeobachteter Heterogenität <strong>in</strong> den Fähigkeiten (niedrige Opportunitätskosten<br />
wegen niedriger E<strong>in</strong>kommenserzielungskapazität). Hier offenbart<br />
sich wieder das bereits andernorts diskutierte Problem wechselseitiger<br />
Kausalität, das <strong>in</strong> diesem Fall die Aussagekraft des weiblichen Lohnsatzes als<br />
Erklärungsfaktor für das <strong>Geburten</strong>verhalten <strong>in</strong> Frage stellt.<br />
Hierzu ist zweierlei anzumerken. Erstens erhöhen niedrige E<strong>in</strong>kommen nur<br />
unter bestimmten weiteren Annahmen die <strong>Geburten</strong>wahrsche<strong>in</strong>lichkeit (Jones<br />
et al. 2011). So muss die K<strong>in</strong>dererziehung ausreichend zeit<strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> Bezug auf<br />
die Zeit der Eltern se<strong>in</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus muss e<strong>in</strong>e hohe Substitutionselastizität<br />
zwischen K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> anderen nutzenstiftenden ‚Konsumgütern‘ vorliegen, da<br />
ansonsten der positive Substitutionseffekt den negativen E<strong>in</strong>kommenseffekt<br />
nicht dom<strong>in</strong>iert. Zweitens können positive Lohneffekte auf die Fertilität weder<br />
mit der Selektions- noch mit der Opportunitätskostenhypothese, sondern nur<br />
mit dem E<strong>in</strong>kommenseffekt des Lohnes erklärt werden. Insofern schließen die<br />
theoretischen Erklärungsansätze zum E<strong>in</strong>fluss von Humankapitalfaktoren auf<br />
die Fertilität e<strong>in</strong>ander nicht aus, sondern ergänzen sich, <strong>und</strong> es ist e<strong>in</strong>e Frage<br />
der geeigneten Modellspezifikation, die <strong>in</strong> den Daten dom<strong>in</strong>anten Wirkungsbeziehungen<br />
abzubilden.<br />
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