Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />
Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />
5.1.4.4 Bildungsabstand der Partner<br />
Bauer <strong>und</strong> Jacob (2008) haben den <strong>Geburten</strong>effekt des Bildungsabstands zwischen<br />
den Partnern für <strong>Deutschland</strong> untersucht. Die höchste Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
für K<strong>in</strong>derlosigkeit haben demnach hypogame Paare, <strong>in</strong> denen die Frau e<strong>in</strong><br />
höheres Bildungsniveau hat als der Mann, gefolgt von homogamen Paaren mit<br />
hohem Bildungsabschluss beider Partner. E<strong>in</strong> traditionelles Bildungsgefälle mit<br />
e<strong>in</strong>er höheren Bildung des männlichen Partners (hypergame Paare) <strong>in</strong>duziert<br />
die höchste <strong>Geburten</strong>wahrsche<strong>in</strong>lichkeit. Allerd<strong>in</strong>gs kommt es auf den Typ der<br />
Bildung an: Der geburtenfördernde Effekt stellt sich nur bei e<strong>in</strong>em entsprechenden<br />
Abstand im beruflichen Bildungsniveau e<strong>in</strong>. Die Autoren sehen ihre<br />
Bef<strong>und</strong>e kongruent mit den Theorien zur Partnerwahl, nach denen (allgeme<strong>in</strong>e)<br />
Bildung als Komplement <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommenspotenzial (berufliche Bildung) als<br />
Substitut angesehen werden. Fertilitätsfördernd wirken demnach zum e<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>e Konformität von Rollenbildern, für die das allgeme<strong>in</strong>e Bildungsniveau e<strong>in</strong><br />
Indikator ist, <strong>und</strong> zum anderen Diversität von E<strong>in</strong>kommenserzielungspotenzialen,<br />
die über die berufliche Bildung bestimmt werden. Der geburtenhemmende<br />
Effekt e<strong>in</strong>es weiblichen Bildungsvorsprungs kann im Rahmen von Verhandlungsmodellen<br />
damit erklärt werden, dass bei traditionellen Rollenerwartungen<br />
<strong>in</strong> der Partnerschaft die Frau trotz ihrer höheren E<strong>in</strong>kommenserzielungskapazität<br />
das Spezialisierungsrisiko zu tragen erwartet. Zudem kann der weibliche<br />
Bildungsvorsprung die Verhandlungsposition der Frau <strong>in</strong> der Aushandlung<br />
der K<strong>in</strong>derzahl stärken. Hat die Partner<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren K<strong>in</strong>derwunsch als<br />
ihr Partner, verschafft ihr der Bildungsvorsprung die Möglichkeit, diesen<br />
durchzusetzen.<br />
5.1.4.5 Laufende Ausbildung<br />
Vom erreichten Bildungsniveau zu unterscheiden ist die Bildungspartizipation,<br />
das heißt der Status „<strong>in</strong> Ausbildung“. Personen <strong>in</strong> Ausbildung haben e<strong>in</strong>e signifikant<br />
niedrigere Erstgeburtswahrsche<strong>in</strong>lichkeit als Personen mit abgeschlossener<br />
Ausbildung; dieser Sachverhalt kann als länderübergreifend empirisch<br />
gesichert gelten (Schmitt 2008, Kreyenfeld 2000b; 2004, González <strong>und</strong> Jurado-<br />
Guerrero 2006, Bratti <strong>und</strong> Tatsiramos 2008, Blossfeld <strong>und</strong> Jaenichen 1990,<br />
Blossfeld <strong>und</strong> Hu<strong>in</strong><strong>in</strong>k 1991, Groot <strong>und</strong> Pott-Buter 1992, Hank 2002 sowie<br />
Hank et al. 2004 für Westdeutschland, Gebel <strong>und</strong> Giesecke 2009 für Ost- <strong>und</strong><br />
Westdeutschland, Oláh 2003 sowie Krapf 2009 für Schweden, Baizán 2009 für<br />
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