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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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<strong>Geburten</strong>rate <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> im Fokus der Familienpolitik<br />

tenrate setze die B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutschland</strong> eher auf Zuwanderungspolitik<br />

zur Erneuerung der Generationen, welche auch als „kompensatorische Bevölkerungspolitik“<br />

bezeichnet werden kann (ebd.: 54).<br />

Die Tabuisierung von familienpolitischen Maßnahmen zur Steigerung der <strong>Geburten</strong>rate<br />

lässt sich <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutschland</strong> bis zum Ende des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts verfolgen. In den siebziger Jahren etwa galten bevölkerungspolitische<br />

Überlegungen bei vielen als „Schreckbild <strong>und</strong> Gefährdung der Selbstbestimmung<br />

der Frau“ (Dienel 2007: 3). Familie wurde als Privatsache verstanden,<br />

die dem E<strong>in</strong>zug des Staates entzogen se<strong>in</strong> sollte. Dennoch wurde bereits<br />

1979 im Dritten Familienbericht e<strong>in</strong> politisches Bekenntnis zur Bevölkerungspolitik<br />

empfohlen (Deutscher B<strong>und</strong>estag, zitiert nach Bujard 2011: 369). In der<br />

DDR wurden schon <strong>in</strong> den fünfziger Jahren Gesetze verabschiedet, die den<br />

Erhalt bzw. die Steigerung der Bevölkerung sowie die Integration der Frauen <strong>in</strong><br />

den Arbeitsmarkt zum Ziel hatten. Ab Mitte der achtziger Jahre wurden <strong>in</strong> der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik schließlich neue Begriffe e<strong>in</strong>geführt, die pronatalistische Ziele<br />

ohne den Begriff der Bevölkerungspolitik transportieren sollten, wie beispielsweise<br />

„bevölkerungsrelevante Familienpolitik“, „demografisch begründete<br />

Familienpolitik“ oder auch „generationssolidarische Gesellschafts- <strong>und</strong><br />

Familienpolitik“ (ebd.).<br />

Auch der <strong>Geburten</strong>rückgang <strong>und</strong> dessen mögliche negative Folgen wurden –<br />

obgleich es sich hierbei um e<strong>in</strong>en Prozess handelt, der bereits vor Jahrzehnten<br />

e<strong>in</strong>setzte – lange Zeit <strong>in</strong> der politischen wie auch überwiegend der wissenschaftlichen<br />

Diskussion verdrängt. Erst seit der Jahrtausendwende ist er im<br />

Zuge der Diskussion um die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme langsam<br />

<strong>in</strong> den öffentlichen Fokus gerückt (Laß 2008: 5). Zu diesem Zeitpunkt kam es<br />

erstmals <strong>in</strong> staatlichen Veröffentlichungen zu e<strong>in</strong>er wertenden Beurteilung des<br />

<strong>Geburten</strong>niveaus als „zu niedrig“ während es vorher neutral als „relativ niedrig“<br />

bezeichnet wurde (W<strong>in</strong>gen 2003: 7). Im Jahr 2004 wurde dann das niedrige<br />

deutsche Fertilitätsniveau zu e<strong>in</strong>em publizistischen, jedoch nur <strong>in</strong> Ansätzen<br />

zu e<strong>in</strong>em politischen Thema (Kaufmann 2005: 33). Seitdem hat sich zunehmend<br />

das Bewusstse<strong>in</strong> durchgesetzt, dass e<strong>in</strong>e „bevölkerungsorientierte Familienpolitik“<br />

die <strong>Geburten</strong>raten mittelfristig wieder steigern könnte (BMFSFJ<br />

2004: 10). Mittlerweile hat sich die Erhöhung der <strong>Geburten</strong>rate zu e<strong>in</strong>em erklärten<br />

familienpolitischen Ziel entwickelt. So steht sie im Rahmen der „Gesamtevaluation“<br />

gleichrangig neben Zielen wie „Wirtschaftliche Stabilität <strong>und</strong><br />

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