Geburten und Kinderwünsche in Deutschland
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Sozial-normative Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />
Auch wenn Ehe <strong>und</strong> Familie <strong>in</strong> ihrer traditionellen Form als Wert an sich verloren<br />
haben, richten sich die Vorstellungen stärker an der ‚Normalfamilie‘ aus,<br />
sobald K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>s Spiel kommen (Dorbritz et al. 2005: 32). Untersuchungen für<br />
<strong>Deutschland</strong> ergeben, dass das eheliche Zusammenleben eher befürwortet<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Zuhause mit Vater <strong>und</strong> Mutter als notwendig für das glückliche Herauswachsen<br />
des K<strong>in</strong>des erachtet wird, wenn K<strong>in</strong>der vorhanden s<strong>in</strong>d. Für notwendig<br />
erachten dabei nach Angaben der PPAS 60 % der Verheirateten e<strong>in</strong>e<br />
Eheschließung, wenn K<strong>in</strong>der vorhanden s<strong>in</strong>d, diese Me<strong>in</strong>ung teilen jedoch nur<br />
28 % der Ledigen (Dorbritz et al. 2005: 33) (vgl. Kapitel 6.1.1). Der Vergleich zu<br />
Frankreich zeigt zudem, dass hier vor allem die Stabilität <strong>und</strong> die Qualität der<br />
Paarbeziehung betont werden. So bekommen französische Frauen auch entsprechend<br />
öfter ihr erstes K<strong>in</strong>d außerhalb der Ehe (e<strong>in</strong>e von zwei <strong>Geburten</strong>) 37 ,<br />
während dies lediglich für weniger als e<strong>in</strong> Drittel der deutschen Frauen gilt<br />
(Brachet et al. 2010, Onnen-Isemann 2007). In e<strong>in</strong>em deutschen Ost-West-<br />
Vergleich zeigt sich, dass die Wertvorstellungen der ostdeutschen Befragten <strong>in</strong><br />
der Population Policy Acceptance Study (PPAS) <strong>in</strong>sgesamt weniger an der<br />
‚Normalfamilie‘ ausgerichtet s<strong>in</strong>d als die der Westdeutschen (Dorbritz et al.<br />
2005: 32). Dies zeigt sich auch <strong>in</strong> der familialen Praxis: Während <strong>in</strong> den alten<br />
B<strong>und</strong>esländern 60 % der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Ehe zur Welt kommen, s<strong>in</strong>d es<br />
<strong>in</strong> den neuen nur 25 % (Brachet et al. 2010).<br />
Zahlreiche empirische Untersuchungen (zum Beispiel Hahn <strong>und</strong> Burkhart 1998,<br />
Noelle-Neumann <strong>und</strong> Köcher 2002, Shell-Studie 2002) belegen e<strong>in</strong>en hohen<br />
Zufriedenheitsgrad mit dem gelebten Ehe- <strong>und</strong> Familienleben. Insgesamt zeigt<br />
e<strong>in</strong> Vergleich der bevorzugten <strong>und</strong> der tatsächlich gelebten Lebensform die<br />
höchsten Anteile an Übere<strong>in</strong>stimmung bei den Verheirateten (85 %), die bereits<br />
vor der Ehe zusammengelebt haben, <strong>und</strong> den Befragten <strong>in</strong> nichtehelichen<br />
Lebensgeme<strong>in</strong>schaften. Verheiratete Frauen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs im<br />
Durchschnitt unzufriedener mit der Ehe als Männer. Dieser geschlechtsspezifische<br />
Unterschied <strong>in</strong> der Zufriedenheitsbewertung ist dabei sogar <strong>in</strong>ternational<br />
37 Bezüglich e<strong>in</strong>es deutsch-französischen Vergleichs muss hier allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>schränkend auf<br />
die <strong>in</strong> Frankreich für alle unverheirateten Paare verfügbare – <strong>und</strong> zur Ehe alternative –<br />
Option des zivilen Solidaritätspakts (pacte civil de solidarité – PACS) h<strong>in</strong>gewiesen werden,<br />
durch die Partnerschaften dort e<strong>in</strong>en Rechtstatus erhalten.<br />
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