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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />

Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />

Dass K<strong>in</strong>derlosigkeit häufig Ergebnis e<strong>in</strong>es verpassten Zeitfensters ist, zeigen<br />

auch Studien zu dem Verlauf der „Entscheidung“ zur K<strong>in</strong>derlosigkeit. Rupp<br />

(2005) zeigt auf Basis des Bamberger Ehepaar-Panels, dass sich die Mehrheit<br />

der k<strong>in</strong>derlos bleibenden Ehepaare nicht bewusst <strong>und</strong> frühzeitig gegen e<strong>in</strong>e<br />

Elternschaft entscheidet. Vielmehr erfolgt die Eheschließung zumeist mit e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong>derwunsch; die dennoch resultierende K<strong>in</strong>derlosigkeit ist Ergebnis des<br />

H<strong>in</strong>ausschiebens <strong>und</strong> anschließenden Ausbleibens der positiven Entscheidung<br />

für K<strong>in</strong>der (Rupp 2005: 21). Die Autor<strong>in</strong> unterscheidet vier unterschiedliche<br />

Entwicklungen, die zur K<strong>in</strong>derlosigkeit unter den Paaren geführt haben: 1)<br />

Aufschub - unter denjenigen Befragten, die den K<strong>in</strong>derwunsch <strong>in</strong> jeder Panelbefragung<br />

bejahen, aber dennoch ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der bekommen, 2) Annäherung -<br />

unter denjenigen, die sich <strong>in</strong> den ersten Ehejahren für K<strong>in</strong>der entscheiden,<br />

jedoch niemals das Tim<strong>in</strong>g fixieren, 3) Unentschieden – unter denjenigen, die<br />

<strong>in</strong> den ersten Ehejahren zu gar ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen Position kommen, sowie 4)<br />

gewollte K<strong>in</strong>derlosigkeit, unter denen, die annähernd konstant e<strong>in</strong>e Entscheidung<br />

gegen K<strong>in</strong>der berichteten. Die Aufschiebenden bildeten mit 42 % des<br />

Samples dabei die größte Gruppe, gefolgt von den gewollt K<strong>in</strong>derlosen mit<br />

31 % (ebd. 30f.). Ähnlich betont Carl (2002) auf Basis e<strong>in</strong>er Retrospektivbefragung,<br />

dass drei verschiedene Typen von K<strong>in</strong>derlosen unterschieden werden<br />

müssen: Die Frühentscheider, die niemals oder nur für e<strong>in</strong>e sehr kurze Phase<br />

im Leben e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>derwunsch hatten <strong>und</strong> ihre Entscheidung gegen K<strong>in</strong>der<br />

bereits vor dem 25. Lebensjahr getroffen haben, die Spätentscheider, die die<br />

Elternschaft zunächst aufschieben <strong>und</strong> sich dann im Alter von ca. 35 Jahren,<br />

also noch <strong>in</strong>nerhalb des biologischen Zeitfensters, endgültig gegen K<strong>in</strong>der entscheiden,<br />

sowie die Aufschieber, die bis zum Ende des biologischen Zeitfensters<br />

ke<strong>in</strong>e bewusste Entscheidung gegen K<strong>in</strong>der treffen <strong>und</strong> äußere Bed<strong>in</strong>gungen<br />

als Gr<strong>und</strong> für das lange Aufschieben verantwortlich sehen (Carl 2002:<br />

183).<br />

6.2 Familienmodell <strong>und</strong> Geschlechterrollen<br />

Mit Blick auf die gelebte Familienform bildete das Modell der bürgerlichen<br />

Familie, welches sich im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert herausbildete <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Hochphase<br />

<strong>in</strong> den 1950er <strong>und</strong> 60er Jahren hatte, jahrzehntelang den zentralen Orientierungsrahmen<br />

<strong>und</strong> zeigt auch heute noch normative Verb<strong>in</strong>dlichkeit. Die Herausbildung<br />

der bürgerlichen Familie als dom<strong>in</strong>ante Familienform g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>her<br />

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