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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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Sozial-normative Determ<strong>in</strong>anten der Fertilität<br />

stiegene Scheidungszahlen lassen sich <strong>in</strong> diesem Kontext nicht notwendig als<br />

Bedeutungsverlust oder Abneigung gegen Ehe <strong>und</strong> Familie <strong>in</strong>terpretieren.<br />

Vielmehr konstatiert Nave-Herz (2006: 74), dass gerade aufgr<strong>und</strong> der hohen<br />

<strong>und</strong> teils sogar gestiegenen Wertschätzung die Belastbarkeit von unharmonischen<br />

Beziehungen abgenommen habe.<br />

Damit bleiben Ehe <strong>und</strong> Familie für die Mehrheit die ideale Lebensform. Dabei<br />

geht es <strong>in</strong>zwischen allerd<strong>in</strong>gs weniger um die traditionelle Familie <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>stitutionalisierten<br />

Form, sondern vielmehr um die tatsächlich gelebten Beziehungen.<br />

Sowohl Dorbritz et al. (2005) als auch andere Studien belegen <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang e<strong>in</strong>en Bedeutungsverlust der Ehe als <strong>in</strong>stitutioneller E<strong>in</strong>richtung<br />

(zum Beispiel Noelle-Neumann <strong>und</strong> Köcher 2002). Dabei zeigen sich<br />

allerd<strong>in</strong>gs Unterschiede zwischen Verheirateten <strong>und</strong> Ledigen, wobei letztere<br />

der Ehe <strong>und</strong> Familie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt ger<strong>in</strong>gere Bedeutung beimessen. So konnte<br />

anhand der Population Policy Acceptance Study (PPAS) e<strong>in</strong> deutlicher Zusammenhang<br />

zwischen dem Familienstand der Befragten <strong>und</strong> deren E<strong>in</strong>stellung<br />

zu Ehe <strong>und</strong> Elternschaft festgestellt werden: Während 41 % der Ledigen<br />

die Ehe für e<strong>in</strong>e überholte E<strong>in</strong>richtung hielten, taten dies nach Umfrageergebnissen<br />

lediglich 9 % der Verheirateten (Dorbritz et al. 2005: 33; vgl. hierzu auch<br />

Ruckdeschel 2007: 223ff.). E<strong>in</strong> Vergleich der E<strong>in</strong>stellungen mit Frankreich zeigt,<br />

dass der Ehe <strong>und</strong> Familie <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>stitutionalisierten Form <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>e<br />

höhere Bedeutung beigemessen wird (Brachet et al. 2010). Auswertungen auf<br />

der Basis des „European Values Survey 1990“ zufolge stimmten der Aussage<br />

„Die Ehe ist e<strong>in</strong>e überholte E<strong>in</strong>richtung“ 29 % der Franzosen <strong>und</strong> 12 % der<br />

Deutschen zu (Schultheis 1998). Jüngere Bef<strong>und</strong>e der PPAS weisen allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>en Anteil von 24 % der deutschen Befragten auf, die der Aussage<br />

zustimmen. Gleichzeitig halten 76 % der Deutschen die Ehe jedoch nach<br />

wie vor nicht für e<strong>in</strong>e überholte E<strong>in</strong>richtung (Dorbritz et al. 2005: 32). Dennoch<br />

zeigen die Ergebnisse <strong>in</strong>sgesamt auch für <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong> Bedeutungsverlust<br />

der Institution Ehe beziehungsweise Familie.<br />

In diesem Zusammenhang kann der für die Industrienationen konstatierte<br />

säkulare Wertewandel als Erklärungsmodell für den generellen Bedeutungsrückgang<br />

der Institution Familie herangezogen werden. So g<strong>in</strong>g mit s<strong>in</strong>kendem<br />

E<strong>in</strong>fluss der Kirchen <strong>und</strong> der anhaltenden Erosion religiöser E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong><br />

Überzeugungen auch der normative Bedeutungsgehalt der Institution Ehe<br />

zurück. Da <strong>in</strong>sbesondere für die staatssozialistischen europäischen Länder e<strong>in</strong><br />

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