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Geburten und Kinderwünsche in Deutschland

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<strong>Geburten</strong> <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>derwünsche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />

Bestandsaufnahme, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Datenquellen<br />

verbreitet (Nave-Herz 2006: 73). Die ger<strong>in</strong>gsten Übere<strong>in</strong>stimmungswerte lassen<br />

sich für die Gruppe der Alle<strong>in</strong>stehenden <strong>und</strong> denen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Partnerschaft<br />

ohne geme<strong>in</strong>samen Haushalt leben, ausmachen. Insgesamt stimmt lediglich<br />

bei 60 % der Befragten die gewünschte mit der tatsächlich gelebten<br />

Lebensform übere<strong>in</strong>. Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass nicht selten äußere<br />

Umstände zu abweichendem Verhalten führen (Dorbritz et al. 2005: 34).<br />

Offen bleibt an dieser Stelle allerd<strong>in</strong>gs die Frage nach der Ursache <strong>und</strong> Wirkung.<br />

So kann anhand der vorliegenden Daten ke<strong>in</strong>e Aussage darüber getroffen<br />

werden, ob familienorientierte Personen eher heiraten <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der bekommen<br />

oder ob sie sich für e<strong>in</strong>e Familie <strong>in</strong> ihrer traditionellen Form entscheiden<br />

<strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>stellung nachträglich dem Verhalten anpassen (vgl. zur so<br />

genannten Strategie zur Vermeidung kognitiver Dissonanz auch Kapitel 6.3.2).<br />

Auch können E<strong>in</strong>stellungsunterschiede auf den E<strong>in</strong>fluss des Alters sowie auf<br />

vorhandene partnerschaftliche <strong>und</strong> familiale B<strong>in</strong>dungen zurückgeführt werden.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Stärke familialer B<strong>in</strong>dungen macht Giuliano (2007) vor allem<br />

kulturelle Unterschiede für das Aufschieben der Lebensabschnitte verantwortlich,<br />

das <strong>in</strong> vielen Fällen zur K<strong>in</strong>derlosigkeit führt. So lebt nach Erkenntnissen<br />

der Autor<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Anteil von 70 bis 80 % der jungen Erwachsenen im Alter zwischen<br />

18 <strong>und</strong> 33 <strong>in</strong> südeuropäischen Ländern (Italien, Portugal, Griechenland,<br />

Spanien) im Elternhaus. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d diese Länder von e<strong>in</strong>em steigenden<br />

Heiratsalter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>kenden <strong>Geburten</strong>rate gekennzeichnet. Im Unterschied<br />

dazu leben <strong>in</strong> den USA <strong>und</strong> <strong>in</strong> Kanada lediglich 10 bis 35 % der 18- bis<br />

33-Jährigen noch bei ihren Eltern, während die Fertilität <strong>in</strong> diesen Ländern<br />

weitaus weniger dramatisch gesunken ist. Diesen Umstand führt Giuliano auf<br />

Differenzen <strong>in</strong> kulturellen Normenkomplexen zurück, welche <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Art der familialen B<strong>in</strong>dungen betreffen. So s<strong>in</strong>d nach Angaben der Autor<strong>in</strong> die<br />

Verwandtschaftsbeziehungen <strong>in</strong> den südlichen Ländern Europas vor allem<br />

muslimisch bee<strong>in</strong>flusst <strong>und</strong> die starken B<strong>in</strong>dungen zeigen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em langen<br />

Verbleib der K<strong>in</strong>der im Elternhaus sowie <strong>in</strong> der späteren Pflege der Eltern im<br />

Alter. Reformatorische E<strong>in</strong>flüsse haben im Norden Europas dagegen zur Herausbildung<br />

schwächerer Verwandtschaftsbeziehungen geführt <strong>und</strong> Individuen<br />

lösen sich hier früher von ihren Eltern. In ihrer Untersuchung zeigt Giuliano,<br />

dass südeuropäische E<strong>in</strong>wanderer <strong>in</strong> den USA das demografische Verhalten<br />

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