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Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

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138 C. Cremer<br />

müssen. Weiterhin müssen die primären, bis zu hunderten von Kilobasen<br />

umfassenden RNA-Transkriptionsprodukte weiteren spezifischen Modifikationen<br />

(dem Splicing) unterworfen und anschließend (vermutlich an spezifischen<br />

Stellen, den Kernporen) aus dem Zellkern hinausgeschleust werden.<br />

Schließlich müssen diese Probleme so gelöst werden, dass ein rascher Übergang<br />

der Zelle von der stoffwechselaktiven Interphase zur Mitose und umgekehrt<br />

stattfinden kann. Diese grundlegenden Bedingungen lassen eine geordnete<br />

dreidimensionale (3D) Genomorganisation vermuten, eine Architektur“ des<br />

”<br />

Zellkerns, die sich im Laufe der Evolution als optimale Lösung des Struktur-<br />

Funktions-Problems entwickelt hat.<br />

Aus einer funktionellen Bedeutung der 3D-Genomorganisation ergibt sich<br />

als Konsequenz ihre Relevanz auch für pathologische Prozesse. Im Folgenden<br />

seien einige Beispiele genannt:<br />

1. Die Schädigung der DNA durch ionisierende Strahlung oder andere Agentien,<br />

resultierend z.B. in DNA Doppelstrangbrüchen (DSB), führt je nach<br />

der Lokalisation im Genom in unterschiedlicher Häufigkeit zu sichtbaren<br />

Veränderungen (Aberrationen) an den Chromosomen (hot und cold spots).<br />

Es wird vermutet, dass dabei die jeweilige Sequenz der DNA sowie die<br />

Struktur und der Regulationszustand des Chromatins (Gesamtheit der<br />

chromosomalen DNA-/Proteinkomplexe) des Zellkerns von Bedeutung<br />

sind. Ebenso sind die zahlreichen Prozesse, durch die die Schäden repariert<br />

werden, abhängig von DNA Sequenz und Chromatinstruktur. So<br />

ist es z.B. wahrscheinlich, dass ionisierende Strahlung nur dann zu der<br />

mit einer chronisch myeloischen Leukämie (Ph + ) funktionell korrelierten<br />

Chromosomentranslokation führt, wenn die 3D-Struktur der beteiligten<br />

Regionen auf Chromosom 9 und 22 die für die Bildung einer Translokation<br />

erforderliche gleichzeitige Bindung der Bruchpunktstellen an demselben<br />

Reparaturkomplex zulässt.<br />

2. Völlig unbekannt sind die Mechanismen, die der Entstehung größerer<br />

Rearrangierungen im Genom zu Grunde liegen. Dies betrifft auch die<br />

Gesetzmäßigkeiten, nach denen die Integration von Fremd-DNA ins Genom<br />

erfolgt, z.B. von viraler DNA, oder von DNA-Sequenzen bei Genetargeting-Ansätzen.<br />

Inwieweit hier eine aufgrund molekularbiologischer<br />

Daten vermutete regellose“ Integration in das Wirtsgenom von den Rand-<br />

”<br />

bedingungen der dreidimensionalen Chromatinstruktur abhängt, wurde<br />

bislang nicht untersucht. Derartige 3D-Randbedingungen könnten jedoch<br />

eine essentielle Bedeutung haben für die Regulation von Transkription,<br />

Replikation und Reparatur der integrierten Abschnitte und damit eine<br />

erhebliche biomedizinische Relevanz besitzen.<br />

Die dreidimensionale Mikroskopie, insbesondere die konfokale Laserscanningfluoreszenzmikroskopie<br />

(CLSFM), hat in Verbindung mit molekularbiologischen<br />

und immunhistochemischen Markierungsverfahren völlig neue Möglichkeiten<br />

für die Untersuchung der präzisen räumlichen Organisation des<br />

Genoms eröffnet.

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