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Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

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430 T. Pioch<br />

stehenden Lasersysteme noch weit entfernt [33]. Zu diesem Ergebnis kam<br />

auch ein Expertenteam der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und<br />

Kieferheilkunde, das 1994 zusammen mit Vertretern der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Grundlagenforschung eine entsprechende Stellungnahme veröffentlicht<br />

hat [45].<br />

Auch in naher Zukunft sind keine durchgreifenden Erfolge mit der Laseranwendung<br />

zu erwarten [32, 47]. Einzelne Anwendungsgebiete wie die Versiegelung<br />

von Wurzeloberflächen zur Desensibilisierung von Zahnhälsen sind<br />

zur Zeit denkbar. Ob sich allerdings eine derartige Anschaffung bei Kosten<br />

um etwa 50 000 bis 100 000 DM bzw. 25 000 bis 50 000 EUR für die Zahnarztpraxis<br />

lohnt, ist zweifelhaft. Der Indikationsbereich für Laser, der z.T.<br />

noch sehr umfangreich und optimistisch dargestellt wird [5,6,38], muss nach<br />

einer realistischen Kosten-Nutzen-Abschätzung stark eingeschränkt werden.<br />

Es bleibt abzuwarten, wie sich zukünftige Entwicklungen bewähren werden.<br />

Der Forschungsbedarf ist zur Zeit sehr hoch, und in vielen Universitätseinrichtungen<br />

wird auf diesem Gebiet gearbeitet. Kurzfristige, spektakuläre<br />

Ergebnisse sind aber nicht zu erwarten, da die Möglichkeit negativer<br />

Spätfolgen nur in längerfristig angelegten Versuchsreihen ausgeschlossen<br />

werden kann. Bis heute fehlen noch harte wissenschaftliche Fakten, die dem<br />

Laser in der Zahnheilkunde zum Durchbruch verhelfen könnten. Für derartige<br />

Beweise muss u.a. die Unbedenklichkeit für das vitale Pulpasystem<br />

aufgezeigt werden. So ist z.B. die Möglichkeit, dass die Dentinkanälchen als<br />

Lichtleiter wirken und das Laserlicht in die sensiblen Zellen des Pulpagewebes<br />

transportieren, in den meisten Untersuchungen nicht berücksichtigt worden.<br />

Weiterhin ist ein unbeabsichtigtes Bestrahlen von zahnärztlichen Metallen<br />

wie Goldlegierungen oder Amalgam nicht auszuschließen, wobei Reflexionen<br />

des Laserlichts auftreten können bzw. Metalldämpfe zu unerwünschten<br />

Nebenwirkungen führen können. Das absichtliche oder versehentliche Bestrahlen<br />

von Amalgamoberflächen im Mund des Patienten mit Festkörperlasern<br />

(Nd:YAG, Er:YAG, Nd:YLF) erzeugt Aufschmelzungen (Kraterbildungen,<br />

Abb. 19.8) und Verdampfungen. Das dabei freiwerdende Quecksilbergas<br />

[34] wird zu einem hohen Anteil über die Lunge resorbiert und führt zu einer<br />

unnötigen Belastung des menschlichen Organismus.<br />

Dieses Resümee schließt aber nicht aus, dass in Zukunft mit dem Einsatz<br />

neuerer Systeme oder durch Optimierung der bekannten Systeme ein Einsatz<br />

des Lasers in weiteren Bereichen der Zahnheilkunde sinnvoll erscheinen<br />

kann.

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