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Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

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366 C. Rumpf<br />

Hippokrates (460 v.Chr.) war der erste, der umfangreich über Wirbelsäulendeformationen<br />

schrieb und dabei verschiedene Formen und Typen unterschied.<br />

Er bemerkte, dass die Schwere der Deformation mit dem Alter,<br />

bei dem sie auftrat, zusammenhing. Außerdem erfand er auch die erste Behandlungsmethode,<br />

indem er den Körper entlang der Körperachse mechanisch<br />

streckte. Heute konzentieren sich die meisten chirurgischen Behandlungsmethoden<br />

von Wirbelsäulendeformationen auf invasive mechnische Techniken<br />

mit langen Operationszeiten und starken Auswirkungen auf die Beweglichkeit<br />

des Patienten. In den meisten Fällen wird ein rückwärtiger (dorsaler)<br />

Ansatz gewählt, um eine feste Arthrodese durch Einsetzen von Stäben<br />

in die Wirbelkörper zu erreichen. Diese Stäbe werden dann mit Schrauben<br />

entlang der Wirbelsäule fixiert, um mechanische Kraft auf die Wirbelkörper<br />

auszuüben und dadurch die Wirbelsäule aufzurichten.<br />

Im Unterschied zu existierenden Behandlungsverfahren ist es das Ziel der<br />

vorgestellten Methode, die Patienten mittels Laserablation des epiphysialen<br />

Knorpels der Wirbelkörper zu behandeln. Es ist bekannt, dass eine frühzeitige<br />

partielle Ablation der epiphysialen Wachstumsplatte (Hemiepiphysiodese)<br />

über den Bereich mehrerer Wirbelkörper skoliosisches Wachstum verursachen<br />

kann [4, 7, 11, 28, 32]. Die vorgestellte Laserbehandlung soll nun zeigen, dass<br />

damit eine Veränderung des Wirbelsäulenwachstums induziert werden kann.<br />

Wenn es gelingt, mittels Laserhemiepiphysiodese skoliotisches Wachstum zu<br />

induzieren, dann ist im Umkehrschluss durch Laserablation auf der konvexen<br />

Seite im Bereich mehrerer Wirbelkörper in jungen skoliotischen Patienten<br />

mit hinreichendem Wachstumspotential eine Aufrichtung der Wirbelsäule zu<br />

erwarten.<br />

17.2.1 <strong>Physik</strong>alische Eigenschaften von Knochengewebe<br />

Die Kenntnis der physikalischen Eigenschaften von Knochengewebe wie z.B.<br />

Wärmeleitfähigkeit, Wärmekapazität und Absorptionskoeffizient sind von<br />

wesentlicher Bedeutung für die Berechnung der Laser-Gewebe-Wechselwirkungen.<br />

Obwohl Knochengewebe keine homogene Struktur besitzt, können<br />

physikalische Eigenschaften als Mittelwerte für makroskopisch unterschiedliche<br />

Komponenten von kompaktem, kortikalem Knochen und schwammförmigem,<br />

spongiösem Knochen angegeben werden. Allerdings ergeben sich<br />

wesentliche Unterschiede zwischen In-vitro- und In-vivo-Experimenten.<br />

Der Wasseranteil des Gewebes ist der wichtigste Parameter für die termische<br />

Laser-Gewebe-Wechselwirkung, insbesondere im infraroten Spektralbereich.<br />

Je größer der Wasseranteil ist, um so stärker ist die Lichtabsorption, wie<br />

man aus den Experimenten mit dem Ho:YAG-Laser bei einer Wellenlänge von<br />

λ =2,12µm sehen kann. Knorpelgewebe hat einen hohen Wasseranteil von<br />

etwa 55–85% und absorbiert deshalb Ho:YAG-Laserlicht sehr stark. Daraus<br />

ergibt sich eine effektive Abtragung.<br />

Im Gegensatz dazu enthält kortikales Knochengewebe nur einen Wasseranteil<br />

von 10–15%. Deshalb kann eine effektive Laserabtragung von Knochen-

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