10.12.2012 Aufrufe

Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

158 C. Cremer<br />

Oberflächen der Chromosomenterritorien; aufgrund einer vermutlich komplex<br />

gefalteten Oberfläche können sich seine Verzweigungen von der einhüllenden<br />

Peripherie ins Innere der Territorien bis zu einzelnen dort lokalisierten<br />

Chromatindomänen fortsetzen. Werden in den benachbarten Oberflächen verschiedener<br />

Territorien Doppelstrangbrüche induziert, z.B. durch ionisierende<br />

Strahlung, so können durch deren Reparatur ( ” illegitime“ Rekombination)<br />

strukturelle Chromosomenaberrationen entstehen, z.B. Translokationen [27].<br />

Eine unmittelbare Konsequenz der im ICD-Modell postulierten Lokalisation<br />

von Genen liegt in einer möglichen, erheblichen funktionellen Bedeutung<br />

nichtkodierender DNA. Im Unterschied zu einer allgemeinen Würdigung<br />

der strukturellen Bedeutung nichtkodierender DNA [63, 97] wird hier<br />

der nichtkodierenden DNA die (zusätzliche) spezifische strukturelle Funktion<br />

zugeordnet, eine Lokalisierung von zu transkribierenden DNA-Abschnitten<br />

(bzw. DNA-Bindungsstellen für Transkriptionsfaktoren) an der Oberfläche<br />

der Territorien sicherzustellen. Demnach könnten Mutationen im Bereich der<br />

nichtkodierenden DNA wesentliche funktionelle Konsequenzen haben, wenn<br />

sie z.B. durch eine lokale Änderung der Oberflächentopologie eines Territoriums<br />

zu einer veränderten Anbindung von Transkriptionsfaktoren führen.<br />

Eine weitere unmittelbare Konsequenz des ICD-Modells ist die Möglichkeit,<br />

den Funktionszustand des Chromatins durch eine räumliche Verschiebung<br />

von DNA-Sequenzen zu beeinflussen. Beispielsweise könnten Gene durch<br />

räumliche Lokalisation transkriptionsrelevanter Sequenzen an der Oberfläche<br />

des Territoriums für eine Bindung von Transkriptionsfaktoren zugänglich<br />

gemacht und damit aktiviert bzw. durch Verschiebung der Bindungssequenzen<br />

ins Innere des Territoriums inaktiviert werden. Damit würde der Topologie<br />

der Chromatinstruktur in Chromosomenterritorien eine erhebliche funktionelle<br />

Bedeutung zukommen. Bei der postulierten dynamischen Modifikation<br />

der funktionellen Chromatinstruktur ist eine wesentliche Beteiligung<br />

spezifischer Proteine und Proteinkomplexe wahrscheinlich [53, 71, 72].<br />

8.3 Ergebnisse<br />

8.3.1 Ausdehnung individueller Chromosomenterritorien<br />

im Zellkern: Vergleich mit quantitativen Voraussagen<br />

Wird auf der Grundlage von Distanzmessungen zwischen relativ nahe benachbarten<br />

Genen (bis zu ca. ein bis einigen Megabasenpaaren) aufgrund des<br />

Random-Walk-Modells [96] eine Extrapolation zu Distanzen zwischen weit<br />

entfernten chromosomalen Sequenzen (z.B. Telomeren) vorgenommen, so ist<br />

die erwartete mittlere Distanz etwa so groß oder noch größerwiederZellkerndurchmesser.<br />

Aus Lasermikrobestrahlungsexperimenten in vivo [24,108]<br />

sowie aus lichtmikroskopischen Beobachtungen in situ aufgrund von Chromosome<br />

Painting (Übersicht: [26]) ergaben sich hingegen maximale chromosomale<br />

Distanzen, die wesentlich geringer waren als die Ausdehnung der untersuchten<br />

Säugerzellkerne. Demnach kann die Struktur eines Interphasechromo-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!