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Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

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160 C. Cremer<br />

Inaktivierungsmechanismus. Mit DNA-Farbstoffen wie z.B. DAPI oder im<br />

Phasenkontrast an ungefärbten Zellen ist nur das inaktive Xi sichtbar. Dies<br />

wurde allgemein so interpretiert, dass das Xi sehr viel stärker kondensiert<br />

ist (bis zu einem Faktor 5- bis 10-mal) als das Xa; dieses sollte demnach ein<br />

sehr viel größeres Gesamtvolumen besitzen als das Xi. Chromosomenpainting<br />

in Verbindung mit dreidimensionaler Mikroskopie und Bildverarbeitung<br />

machten erstmals eine experimentelle, quantitative Überprüfung dieser Annahme<br />

möglich.<br />

Chromosomenspezifische DNA-Bibliotheken des menschlichen X-Chromosoms,<br />

konfokale Fluoreszenzmikroskopie und 3D-Bildverarbeitung wurden<br />

dazu verwendet, Volumen, Oberfläche und Rundheit des aktiven und des inaktiven<br />

X-Chromosoms in weiblichen menschlichen Zellen quantitativ zu bestimmen.<br />

Zunächst wurden von jedem untersuchten Zellkern optische Schnitte<br />

registriert; anschließend wurden diese mit dreidimensionalen Bildanalyseverfahren<br />

analysiert. Erste, interaktive Volumenbestimmungen mit Hilfe des<br />

Cavalieri-Estimators [3] ergaben überraschenderweise, dass die beiden X-<br />

Territorien, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ein ähnliches mittleres Volumen<br />

hatten (innerhalb eines Faktors von ca. 1,5). Dieses schien mit der<br />

üblichen Vorstellung eines sehr starken Unterschieds im mittleren Kondensationsgrad<br />

schwer vereinbar zu sein. Eine denkbare Fehlerquelle bestand in<br />

der interaktiven Schwellwertfestsetzung. Um dies auszuschließen, wurde in<br />

weiteren Analysen der Schwellwert automatisch im gesamten infrage kommenden<br />

Bereich variiert; für jeden Kern wurden die Mittelwerte der Territorienvolumina<br />

bestimmt. Auch bei diesem Verfahren ergab sich nur ein<br />

geringer Unterschied der beiden mittleren Volumina [79].<br />

In neueren Untersuchungen (P. Edelmann, B. Rinke, S. Dietzel, T. Cremer,<br />

C. Cremer, unveröffentlichte Ergebnisse) an einer Serie von menschlichen<br />

Zellkernen mit einer individuellen Identifizierung von Xi durch DAPI-Färbung<br />

ergab das automatische Cavalieri-Verfahren, dass im Mittel das Volumen<br />

von Xa um den Faktor 1,2 größer war als das Xi (Unterschied nicht signifikant);<br />

die gesamte segmentierte mittlere Oberfläche von Xa war hingegen<br />

um einen Faktor von ca. 1,4 größer, und die Rundheit (proportional zu<br />

Volumen 2 /Oberfläche 3 ) von Xi war ca. doppelt so groß wie diejenige von Xa<br />

(Unterschiede hochsignifikant).<br />

Eine konsequente Interpretation dieser Ergebnisse besteht in der Annahme,<br />

dass die Territorien von Xi und Xa in den untersuchten, proliferationsaktiven<br />

Zellen ein ähnliches Volumen hatten, während die Oberfläche<br />

von Xa beträchtlich größer war als diejenige von Xi; die Rundheit von Xa<br />

ist daher wesentlich geringer: dies bedeutet, dass aktives und inaktives X-<br />

ChromosomsichinOberfläche und Rundheit, nicht aber (oder nur wenig) in<br />

ihrem Gesamtvolumen unterschieden.<br />

Eine alternative, wenn auch bei den verwendeten Markierungsbedingungen<br />

wenig wahrscheinliche Interpretationsmöglichkeit der Cavalieri-Daten wäre<br />

eine starke unterschiedliche Heterogenität der Farbstoffverteilung bei Xi

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