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Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

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162 C. Cremer<br />

8.3.4 Topologie der Chromosomenterritorien<br />

Gibt es in den Chromosomenterritorien eine spezifische dreidimensionale Verteilung<br />

von Genen, d.h. haben die Chromosomenterritorien eine Topologie auf<br />

der Ebene spezifischer subchromosomaler DNA-Abschnitte?<br />

Eine extreme Hypothese hierzu wäre, dass die Topologie der Chromosomenterritorien<br />

bei gleichem Funktionsstatus einer ähnlich hohen Einschränkung<br />

unterliegt wie bei vielen anderen biologischen Makromolekülen; d.h.<br />

die räumliche Faltung zumindest von funktionell relevanten chromosomalen<br />

Subregionen (Domänen) würde in ganz spezischer Weise erfolgen. Eine alternative,<br />

extreme Hypothese wäre, dass sich die Abstände zwischen beliebigen<br />

DNA-Abschnitten desselben Territoriums ähnlich wie bei langkettigen Polymeren<br />

in fast beliebiger Weise verändern können.<br />

Messungen der projizierten (lateralen) 2D-Abstände zwischen spezifisch<br />

durch FISH markierten DNA-Sequenzen desselben Chromosomenterritoriums<br />

in menschlichen Zellkernen waren kompatibel mit einem Random-Walk-<br />

Modell (bei kleineren Abständen) bzw. mit einem Random-Walk-/Giant-<br />

Loop-Modell (bei größeren Abständen [96, 104]). In diesem Fall nimmt die<br />

räumliche Distanz zwischen zwei Genen auf dem Chromosom mit ihrem linearen<br />

Abstand (in Basenpaaren) zwar zu, ist sonst aber innerhalb des Territoriums<br />

außerordentlich variabel; von einer spezifischen, funktionell bedeutsamen<br />

Topologie könnte hier kaum gesprochen werden.<br />

Andere experimentelle Ergebnisse hingegen sprechen für einen weitergehenden<br />

Grad von Ordnung:<br />

1. Ein differentielles Painting von Armen von Chromosomenterritorien mit<br />

Hilfe von chromosomarm-spezifischen DNA-Bibliotheken zeigte, dass die<br />

Chromosomenarme weitgehend voneinander separiert bleiben und ihre<br />

Überlappungszonen relativ gering sind [23]. Dieser Befund ist mit dem<br />

Random-Walk-/Giant-Loop-Modell nicht vereinbar [69]. Beobachtungen<br />

von kleinen chromosomalen Abschnitten auf dem langen (Xq) und kurzen<br />

(Xp) Arm des X-Chromosoms in weiblichen, normalen Zellkernen nach<br />

Painting zeigten eine weitgehende ” Kompaktheit“ dieser Abschnitte in<br />

den Territorien [27, 35].<br />

2. In einer Reihe von Fällen nach FISH-Markierung von Chromosomenterritorien<br />

und zugehörigen Genen wurden diese bzw. ihre Transkripte konsistent<br />

an der Oberfläche der Territorien beobachtet [23, 54, 107]. Eine<br />

quantitative Analyse von menschlichen Zellkernen nach Painting von<br />

Chromosom 8 und des c-myc-Protoonkogens, konfokaler 3D-Mikroskopie<br />

und Voronoi-Tessellierung der Territorienoberfläche ergab eine Lokalisierung<br />

auch des c-myc-Protoonkogens nahe an der Oberfläche der Territorien<br />

[34].<br />

3. Gleichzeitige Markierung von Chromosomenterritorien und Faktoren von<br />

Splicing-Komplexen ergab eine hochsignifikante Häufung der Orte der<br />

Splicing-Faktoren in der Peripherie der Territorien [107].

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