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Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

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180 S.W. Hell<br />

Was bedeutet nun Auflösung und was hat es mit der Abbe-Auflösungsgrenze<br />

auf sich? Die Auflösung ist zweifelsohne die wichtigste Eigenschaft<br />

eines Mikroskops, weil sie die feinste Struktur bestimmt, die man in einem<br />

Mikroskop als solche erkennen kann. Dabei liegt die Betonung auf Struktur,<br />

d.h. im einfachsten Fall sind es zwei feine, gleichartige, punkt- oder linienförmige,<br />

eng benachbarte Objekte. Die Struktur gilt als aufgelöst, wenn<br />

man sie im Bild getrennt wahrnehmen kann. Als Beispiel könnte man zwei<br />

Genabschnitte nehmen, die 200 nm voneinander entfernt sind. In der Tat ist<br />

ca. 200 nm in etwa der kleinste Abstand, bei dem man zwei gleichartige Objekte,<br />

z.B. zwei fluoreszierende Moleküle oder Molekülanhäufungen in einem<br />

Standardfluoreszenzlichtmikroskop als getrennte Objekte wahrnehmen kann.<br />

Woran liegt das? Der eigentliche Prozess, der bei der Abbildung stattfindet,<br />

lässt sich zumindest für die Fluoreszenzmikroskopie einfach formulieren.<br />

Nehmen wir an, wir hätten ein selbstleuchtendes Objekt. Laut geometrischer<br />

Optik wäre die Rolle der Linse oder des abbildenden Linsensystems<br />

zwei beliebig gewählte, benachbarte, leuchtende Objektpunkte in zwei benachbarte<br />

Bildpunkte zu verwandeln. Die Bildpunkte sollen einen größeren<br />

Abstand besitzen, um ihn dem Auge zugänglich zu machen. Die fundamentale<br />

Erkenntnis Abbes war nun, dass die beiden Bildpunkte nicht – wie von der<br />

geometrischen Optik vorhergesagt – von jeweils einem einzigen Objektpunkt<br />

stammen können, sondern von einem Objektbereich, dessen Ausdehnung<br />

durch das Beugungsmuster des Lichts an der Öffnung des Objektivs bestimmt<br />

ist. Ein gutes Maß für diesen Bereich ist der Radius des Hauptmaximums des<br />

Beugungsmusters, ∆r, der sich aus<br />

∆r = 0,61λ<br />

(9.1)<br />

n sin α<br />

ergibt. Der Parameter n ist dabei der Brechungsindex der Probe, λ ist die<br />

Wellenlänge des Fluoreszenzlichts und α ist der halbe Öffnungswinkel des Objektivs.<br />

Das Produkt n sin α = NA wird als numerische Apertur bezeichnet.<br />

Setzt man übliche Werte wie λ = 550 nm und NA =1,3 ein,soerhält man<br />

∆r ≈ 260 nm. D.h., Objektpunkte die näher als ∆r sind, lassen sich bei dieser<br />

Wellenlänge nicht klar voneinander trennen. Damit ist das Auflösungsproblem<br />

als Beugungsproblem definiert, das sich durch eine Verkleinerung der<br />

Wellenlänge verbessern, aber nicht lösen ließe. Die Verkleinerung von ∆r<br />

durch kürzere Wellenlängen und etwas größere Aperturen ist zwar denkbar,<br />

aber es gibt technische Hürden, die numerische Aperturen über 1,4 und<br />

Wellenlängen unter 350 nm verhindern. Man muss deshalb von einer Grenze<br />

von ∆r ≈ 180 nm im Standardfluoreszenzmikroskop ausgehen. (Das Modell<br />

des Selbstleuchters ist auf die Fluoreszenz übertragbar, weil die Phase des<br />

anregenden Lichts verlorengeht und die Farbstoffmoleküle in guter Näherung<br />

als Selbstleuchter betrachtet werden können.)<br />

Es soll hier am Rande bemerkt werden, dass Auflösung mit der Kleinheit<br />

der Objekte, die im Mikroskop sichtbar sind, wenig zu tun hat. So ist es<br />

ohne weiteres möglich, einzelne Fluoreszenzmoleküle von der Größe von ein

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