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Medizinische Physik 3: Medizinische Laserphysik [2004]

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18 Stereotaktische Laserneurochirurgie<br />

K. Greger, J. Bille, W. Schlegel, V. Sturm<br />

Behandlungsverfahren für Hirntumoren sind heute üblicherweise die neurochirurgische<br />

Resektion oder die Strahlenbehandlung [11]. Obwohl durch die<br />

Entwicklung mikroneurochirurgischer Methoden wesentliche Verbesserungen<br />

in der operativen Tumorbehandlung erzielt wurden, sind viele Operationen<br />

noch immer mit einer erheblichen Traumatisierung gesunden Hirngewebes<br />

belastet. Dies führt oft zu schweren, zum Teil irreversiblen Nebenwirkungen<br />

wie Lähmungen, Seh- oder Hörstörungen, Sprachstörungen oder physischen<br />

und mentalen Beeinträchtigungen. Tiefliegende Hirntumoren lassen sich meist<br />

nur teilweise oder gar nicht entfernen. Bei der Strahlenbehandlung werden bei<br />

zu hoher Belastung strahlensensible Hirnareale geschädigt. Darüber hinaus<br />

führen die toxischen Wirkungen des im Gehirn verbleibenden, abgetöteten<br />

Tumormaterials zu starken Nebenwirkungen.<br />

Als Alternative zur herkömmlichen Chirurgie oder Strahlentherapie können<br />

Hirntumoren auch mit Laserstrahlung behandelt werden. Dabei kommen<br />

zur Zeit lediglich thermisch wirkende Laser (Nd:YAG [12], CO2 [7]) zum<br />

Einsatz. Deren Energie führt zur Erwärmung und bei Temperaturen von über<br />

60 ◦ C zur Denaturierung (Nd:YAG-Laser) oder zur Verdampfung (CO2-Laser)<br />

des bestrahlten Gewebes. Da das Tumorgewebe nicht abgetragen, sondern nur<br />

koaguliert wird, bleibt eine Traumatisierung unvermeidbar, da der abgetötete<br />

Tumor ein großes Volumen einnimmt.<br />

Eine zusätzliche Schwierigkeit bereitet die exakte Dosierung der deponierten<br />

Energie, da durch thermische Diffusion auch benachbartes gesundes Gewebe<br />

geschädigt werden kann. Entscheidend für die thermische Diffusionslänge<br />

ist zum einen die Bestrahlungszeit, also Pulsdauer und Repetitionsrate<br />

des Lasers, sowie die Diffusivität, die wiederum von der thermischen<br />

Leitfähigkeit, der spezifischen Wärme und der Dichte des Gewebes abhängt.<br />

Da die Wärmediffusion in alle Raumrichtungen gleichermaßen erfolgt, erscheint<br />

eine präzise Koagulation ausschließlich des Tumorgewebes selbst bei<br />

genauer Kenntnis der optischen und thermischen Gewebeeigenschaften unmöglich.<br />

Es wurde daher versucht, diesen Problemen mit einem neuen Ansatz der<br />

Laserablation zu begegnen. Laserpulse mit einer Dauer von einigen Pikosekunden<br />

(ca. 30 ps) haben einen photodisruptiven Ablationsprozess zur Folge.<br />

Somit wird bestrahltes Gewebe ” kalt“ abgetragen, sodass es zu einer viel<br />

geringeren thermischen Belastung von benachbarten Arealen kommt [4, 9].<br />

Dabei lässt sich das Tumorgewebe in Schritten von einigen µm sehr schonend<br />

und präzise abtragen. Während in den vergangenen 30 Jahren nur thermisch

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