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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Boden sondierend, auf den Rand des Sees zu, den man, weil eben alles, alles Sand war,<br />

nicht unterscheiden konnte. Jeder unvorsichtige Schritt konnte mir den Tod br<strong>in</strong>gen. Bald<br />

fühlte ich mit der Stange, daß der Boden vor mir schwand; ich kniete nieder und fuhr mit<br />

der Stange <strong>in</strong> die Sandflut; es gab ke<strong>in</strong>en Halt. Hierauf wurden mehrere Seile<br />

zusammengebunden, mit e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong> an dem e<strong>in</strong>en Ende. Ich ließ den Ste<strong>in</strong> h<strong>in</strong>ab; die<br />

Seile hatten e<strong>in</strong>e Länge von wenigstens zwanzig Metern; sie liefen ab, ohne daß der Ste<strong>in</strong><br />

Grund fand; der Sandsee war also gleich an se<strong>in</strong>em Rande so tief, daß wir diese Tiefe<br />

nicht messen konnten; es wurde mir nun doch e<strong>in</strong> wenig unhe<strong>im</strong>lich zu Mute, denn vom<br />

Schw<strong>im</strong>men konnte ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. Wenn das Floß sich nicht bewährte und ich <strong>in</strong> den<br />

Sandbrei geriet, war ich verloren, weil eben die Konsistenz dieses Breies mir die<br />

Bewegungen des Schw<strong>im</strong>mens nicht erlaubte.<br />

Nun g<strong>in</strong>g es an die Herstellung des Flosses, für dessen Konstruktion es ke<strong>in</strong> Modell<br />

gab; ich mußte den geeignetsten Bau dieses Fortbewegungsmittels selbst erf<strong>in</strong>den. Auch<br />

e<strong>in</strong> passendes Ruder mußte ich mir ausdenken; die gewöhnliche [185] Form war nicht<br />

nur nicht zu brauchen, sie konnte mir sogar gefährlich werden. Ich fertigte mir e<strong>in</strong> nur<br />

h<strong>in</strong>ten anzuwendendes Stoßruder, welches aus e<strong>in</strong>er Zeltstange bestand, an welche<br />

rechtw<strong>in</strong>kelig e<strong>in</strong> Le<strong>in</strong>wandrahmen befestigt war. Dieses Ruder war mir nur zur H<strong>in</strong>fahrt<br />

nötig; bei der Rückfahrt sollte ich gezogen werden, und zwar mittelst e<strong>in</strong>er langen Le<strong>in</strong>e,<br />

die ich an das Floß festband, während ihr anderes Ende <strong>in</strong> den Händen der Tuareg blieb.<br />

Die Herstellung des Flosses und des Ruders erforderte e<strong>in</strong>e lange Zeit, und es kostete<br />

uns unzählige Zurufe an den Knaben, ihn bei Geduld, Hoffnung und Mut zu erhalten.<br />

Endlich waren wir fertig; aber das Schwierigste war damit noch nicht geschehen, denn<br />

das Allerschwerste war die E<strong>in</strong>schiffung. Das Le<strong>in</strong>wandfloß war notwendigerweise hoch<br />

elastisch; es gab nach und „schwappte“ <strong>in</strong> allen se<strong>in</strong>en Teilen; das Bestehen desselben<br />

war alle<strong>in</strong> an sich e<strong>in</strong> lebensgefährliches Wagnis; ich benahm mich dabei so vorsichtig<br />

wie noch nie, und es gelang. Sie schoben das Floß mit Stangen vom Ufer ab, und ich<br />

konnte das Ruder anwenden. Wie glücklich war ich, als ich sah, daß es sich bewährte!<br />

Vierzig Ellen weit! Mit e<strong>in</strong>em Boote <strong>im</strong> Wasser e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit, e<strong>in</strong>ige Ruderschläge, hier<br />

aber <strong>in</strong> dem zähen Höllenbrei e<strong>in</strong>e todesangstvolle Arbeit von e<strong>in</strong>er vollen halben Stunde!<br />

Ich hatte mich oft, sehr oft <strong>in</strong> Gefahren befunden, aber nie dabei das gefühlt, was ich<br />

jetzt empfand. Dieses wahrhaft teuflische, nervenzerreißende Schmatzen, Klatschen,<br />

Pfauchen und Blasenwerfen der schlammigen Masse, durch oder über welche ich mich<br />

fortzuschieben hatte! Haben mir jemals die Haare zu Berge gestanden, so ist es damals<br />

gewesen. Der Strick, welchen ich vom Ufer aus h<strong>in</strong>ter mir nachzog, bildete ke<strong>in</strong>e gerade<br />

L<strong>in</strong>ie, sondern er wand sich wie e<strong>in</strong>e Schlange dem Flosse nach. Und auch die Tuareg<br />

hatten Angst; das zeigte mir ihr Wehegeschrei, wenn me<strong>in</strong> haltloses Fahrzeug e<strong>in</strong>mal das<br />

Gleichgewicht verlor. „Isa Ben Marryam akbar!“ so klang es <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer h<strong>in</strong>ter mir<br />

her.<br />

Endlich, endlich war ich dem Tachtirwan so nahe, daß ich be<strong>in</strong>ahe mit ihm<br />

zusammenstieß.<br />

„Rette mich, o rette mich, Sihdi!“ flehte der Knabe.<br />

„Habe ke<strong>in</strong>e Sorge!“ antwortete ich. „Wenn Du nur ruhig sitzen bleibst und das<br />

Gleichgewicht nicht verlierst, so br<strong>in</strong>ge ich Dich glücklich h<strong>in</strong> zum Vater. Sollte der<br />

Tachtirwan schwanken, so neigst Du Dich schnell nach der Seite, die ich Dir zurufe.“<br />

Ich hatte e<strong>in</strong>en dünnen, nicht zu schweren Strick an die Vorderseite me<strong>in</strong>es Rahmens<br />

befestigt und aus dem andern Ende e<strong>in</strong>e Schl<strong>in</strong>ge gemacht. Diese warf ich nach der<br />

untern Querstange des Tachtirwans. Wie gut war es, daß ich geübt <strong>im</strong> Lassowerfen war,<br />

sonst hätte ich mich stundenlang resultatlos bemühen können, denn ich durfte weder<br />

aufstehen noch von me<strong>in</strong>em Sitze nur e<strong>in</strong>en Fuß breit fortrücken. Die Schl<strong>in</strong>ge faßte<br />

gleich be<strong>im</strong> erstenmale.<br />

„Zieht, Ihr Männer, zieht, aber langsam, nur sehr langsam!“ rief ich nach dem Ufer<br />

h<strong>in</strong>.<br />

Sie folgten me<strong>in</strong>er Aufforderung; die Seilschlange spannte sich an; me<strong>in</strong> Floß bewegte<br />

sich rückwärts, und der Tachtirwan folgte nach. Er war zwar zu leicht gewesen, als daß er<br />

hätte untergehen können, aber als Fortbewegungsmittel taugte er weniger als nichts; er<br />

schwankte außerordentlich und wäre ganz gewiß gekentert, wenn ich nicht an diesen<br />

Umstand gedacht gehabt und zwei weitere Schnüre mitgebracht hätte. Ich warf die<br />

Schl<strong>in</strong>gen derselben rechts und l<strong>in</strong>ks um die äußersten Enden der obern Querstange und

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