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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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zu geben. Es war ihnen ke<strong>in</strong> Wort zu entlocken; ihre Gesichter waren nicht gefärbt, und da sie<br />

auch ke<strong>in</strong> Zeichen ihrer Abstammung an sich trugen, so war es be<strong>in</strong>ahe unmöglich zu<br />

best<strong>im</strong>men, welchem Volke sie angehörten. Wir wußten, daß die Utahs sich <strong>in</strong> letzter Zeit den<br />

Navajos fe<strong>in</strong>dlich gezeigt hatten, und so bemerkte ich zu W<strong>in</strong>netou:<br />

„Ich möchte sie für Utahs halten, denn dieser Stamm hat sich <strong>im</strong>mer mehr nach Süden<br />

gezogen und sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>en Angriff gegen die Navajos zu planen. Vielleicht s<strong>in</strong>d diese beiden<br />

Kerls von ihnen ausgeschickt, um den Aufenthalt der Navajos zu erkunden.“<br />

Ich glaubte, mit diesen Worten das Richtige getroffen zu haben, aber W<strong>in</strong>netou kannte die<br />

hier oben hausenden Indianer besser als ich; er antwortete:<br />

„Es s<strong>in</strong>d Pa-Utes, doch hat me<strong>in</strong> weißer Bruder recht, <strong>in</strong>dem er sie für Kundschafter hält.“<br />

„Sollten sich die Pa-Utes mit den Utahs verbunden haben?“<br />

„W<strong>in</strong>netou zweifelt nicht daran, denn wenn es anders wäre, würden diese beiden Krieger<br />

sich nicht weigern, uns Auskunft zu erteilen.“<br />

„Da gilt es, vorsichtig zu se<strong>in</strong>! In e<strong>in</strong>er Gegend, wie die hiesige ist, muß man annehmen,<br />

daß Kundschafter sich höchstens drei Tagereisen von ihren Leuten entfernen. Daraus können<br />

wir schließen, wie nahe uns die Fe<strong>in</strong>de ungefähr s<strong>in</strong>d.“<br />

„Uff! Wir werden nach ihnen suchen.“<br />

„Wer?“<br />

„Du und ich.“<br />

„Weiter niemand?“<br />

„Vier gute Augen sehen mehr als hundert schlechte, und je mehr Krieger wir mitnehmen,<br />

desto eher können wir entdeckt werden.“<br />

„Das ist richtig; aber vielleicht kommen wir <strong>in</strong> die Lage, e<strong>in</strong>en Boten he<strong>im</strong>senden zu<br />

müssen.“<br />

„So nehmen wir e<strong>in</strong>en Navajo mit, weiter aber niemand. Howgh!“<br />

Dieses letztere Wort diente bei ihm stets zur Bekräftigung; es hieß soviel wie: abgemacht,<br />

Sela, Amen. Darum verzichtete ich darauf, ihm noch weitere Vorschläge zu machen.<br />

Die Navajo-Abteilung, bei welcher wir uns befanden, zählte außer den alten Männern,<br />

Frauen und K<strong>in</strong>dern gegen dreihundert Krieger, die unter Nitsas-Kar 1 , e<strong>in</strong>em sehr tüchtigen<br />

Häuptl<strong>in</strong>ge standen. Das waren Leute genug zur Abwehr e<strong>in</strong>es Fe<strong>in</strong>des, von dem wir<br />

annahmen, daß er nicht gerade <strong>in</strong> hellen Haufen ersche<strong>in</strong>en werde; dennoch waren wir so<br />

vorsichtig, e<strong>in</strong>en Boten nach der nächsten Abteilung zu senden, um sie von der nahenden<br />

Gefahr zu benachrichtigen. E<strong>in</strong>e kurze Beratung mit Nitsas-Kar hatte das von W<strong>in</strong>netou<br />

gewünschte Ergebnis. Der Apatsche, ich und e<strong>in</strong> junger, aber sehr erprobter Krieger ritten fort,<br />

um den Aufenthalt der Gegner zu entdecken, und die Navajos blieben unter Aufstellung<br />

doppelter Posten und scharfer Bewachung der beiden Gefangenen an Ort und Stelle lagern, um<br />

auf unsere Rückkehr oder unsern Boten zu warten.<br />

Es war noch sehr früh am Morgen, und wir hatten also den ganzen Tag vor uns. Im<br />

allgeme<strong>in</strong>en wußten wir, daß die Utahs <strong>im</strong> Süden des gleichnamigen Territoriums lagerten,<br />

während die Pa-Utes ungefähr da zu suchen waren, wo Ecken von Utah, Colorado, Arizona und<br />

[173] Neu-Mexiko zusammenstoßen. Das war freilich sehr unbest<strong>im</strong>mt, zumal wir uns sagen<br />

mußten, daß die Roten, falls sie e<strong>in</strong>en Überfall beabsichtigten, die Gegenden wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

schon verlassen hätten. Woh<strong>in</strong> also uns wenden? So hätte nur e<strong>in</strong>er, der nicht Westmann war,<br />

gefragt; wir aber kannten e<strong>in</strong>en Wegweiser, auf den wir uns verlassen konnten, nämlich die<br />

Fährte der beiden Kundschafter, welche wir fanden, sobald wir das Lager verlassen hatten.<br />

Wir waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der fruchtbarsten Gegenden von Arizona, was aber nicht viel heißen will.<br />

Das Land hat sehr ger<strong>in</strong>ge Wasserniederschläge; die wenigen Flüsse haben ihre Betten <strong>in</strong><br />

tiefen, tiefen Schluchten; der Hauptstrom, Colorado, fließt zwischen Felswänden, welche oft<br />

über zweitausend Meter fast senkrecht emporsteigen, und oben breitet sich das Hochplateau<br />

nach allen Seiten kahl und pflanzenarm aus, der Glut der Sonne und den darüber<br />

h<strong>in</strong>sausenden Stürmen preisgegeben. Nur selten gibt es e<strong>in</strong>en Wasserlauf, dem man folgen<br />

kann, ohne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e schier endlose Tiefe h<strong>in</strong>absteigen zu müssen, und dann gibt es allerd<strong>in</strong>gs<br />

e<strong>in</strong> Grün von Gras, von Sträuchern und Bäumen, welches das Auge um so mehr erfreut, als<br />

der Blick bisher unausgesetzt auf nacktem Fels hat ruhen müssen. Da, wo kle<strong>in</strong>e Flüsse sich<br />

e<strong>in</strong>ander nahen, gibt es sogar Wälder, zwischen denen sich saftige Prärieen erstrecken. Dies<br />

war der Fall auch hier, wo wir uns befanden, und so gehörte ke<strong>in</strong> übermäßiger Scharfs<strong>in</strong>n<br />

dazu, die Fährte der beiden gefangenen Kundschafter zu entdecken.<br />

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