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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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wie aus der Tiefe kommenden Glanz, und ihre St<strong>im</strong>me besaß e<strong>in</strong>en wohlkl<strong>in</strong>genden Alt, als sie<br />

nun die Worte an uns richtete:<br />

„Allah hat Euch <strong>in</strong> unsere Hand gegeben, und ich komme zu fragen, wer Ihr seid. Me<strong>in</strong>e<br />

Krieger haben unterlassen, diese Frage zu thun, weil doch ich es b<strong>in</strong>, die zu entscheiden hat.“<br />

„So bist Du die Nezaneh?“ erkundigte sich Halef.<br />

„Ja.“<br />

„Wie könnt Ihr Euch unterstehen, uns zu überfallen und auszurauben! Was haben wir Euch<br />

gethan? Weißt Du, was der Kuran von den Dieben, Räubern und Mördern sagt? Wir verlangen,<br />

sofort freigelassen zu werden!“<br />

Sie machte mit der Hand e<strong>in</strong>e unendlich wegwerfende Bewegung und antwortete:<br />

„Ihr habt es Euerm Schah zu verdanken, Euerm Schah und se<strong>in</strong>en Dienern, welche nichts<br />

als Sklaven s<strong>in</strong>d. Diese haben sich an den Kriegern unseres Stammes vergriffen; auch me<strong>in</strong><br />

Sohn Kelat und me<strong>in</strong> Enkel Scherga s<strong>in</strong>d fortgeführt worden nach Kirmanschah, um Soldaten<br />

zu se<strong>in</strong>, solange sie leben; sie dürfen niemals zu mir wiederkehren, und darum ist Fe<strong>in</strong>dschaft<br />

zwischen mir und ihren Pe<strong>in</strong>igern, zwischen uns und Euch.“<br />

„Uns? Was gehen uns Eure Händel an? Was haben wir mit De<strong>in</strong>em Sohne und De<strong>in</strong>em Enkel<br />

zu schaffen? Wie kannst Du überhaupt schon e<strong>in</strong>en Enkel haben? Du bist dazu noch viel zu<br />

jung.“<br />

„Die Jahre me<strong>in</strong>es Lebens s<strong>in</strong>d vor De<strong>in</strong>en Augen verborgen. Wisse, daß me<strong>in</strong> Enkel auch<br />

schon e<strong>in</strong>en Sohn besitzt, der also me<strong>in</strong> Urenkel ist!“<br />

„Maschallah! Es sche<strong>in</strong>t, daß Du die Mutter, Großmutter, Ahne, Muhme und Ur-Urtante<br />

De<strong>in</strong>es ganzen Stammes bist! Wo n<strong>im</strong>mst Du die Jugend her, die noch <strong>in</strong> De<strong>in</strong>em Angesichte<br />

wohnt?“<br />

„Allah hat sie mir gegeben und erhalten. Aber warum sprichst nur Du? Warum schweigt<br />

De<strong>in</strong> Gefährte? Bist Du der Vornehmere von Euch beiden?“<br />

„Bei uns ist e<strong>in</strong>er so vornehm wie der andere, denn wir s<strong>in</strong>d berühmte Leute. Ich b<strong>in</strong> der<br />

oberste Scheik der Haddedihn vom großen Stamme der Schammar und heiße Hadschi Halef<br />

Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah.“<br />

„So bist Du ke<strong>in</strong> Adschemi, 23 ke<strong>in</strong> Schiit?“<br />

„Ne<strong>in</strong>.“<br />

„Das verschl<strong>im</strong>mert Eure Lage, anstatt sie zu verbessern. Ich habe De<strong>in</strong>en langen Namen<br />

noch nie gehört; aber die Haddedihn s<strong>in</strong>d Fe<strong>in</strong>de mehrerer Kurdenstämme, welche wir Freunde<br />

nennen. Ich werde also das Lösegeld, welches Ihr zu zahlen habt, verdoppeln.“<br />

„De<strong>in</strong>e Lippen fließen über von Freundlichkeit und Güte gegen uns! Wieviel forderst Du?“<br />

„Fünftausend Tuman 24 für Euch beide.“<br />

„Bloß?! Ich hätte nicht geglaubt, daß wir so wenig wert wären.“<br />

„Gut, so zahlt Ihr zehntausend!“<br />

„Auch das ist noch viel zu wenig!“<br />

Da blitzte sie ihn zornig ab: „Willst Du Scherz mit mir treiben? Hüte Dich! Ich bemühe mich,<br />

über me<strong>in</strong>en Stamm e<strong>in</strong> Reg<strong>im</strong>ent der Liebe zu führen und auch gegen Fremde mild zu<br />

handeln; aber ich kann auch streng, sehr streng se<strong>in</strong>!“<br />

„Ich spreche <strong>im</strong> Ernste und will Dir aufrichtig sagen: Wir beide besitzen e<strong>in</strong>en so hohen<br />

Wert, daß ihn ke<strong>in</strong> Mensch [184] bezahlen kann, auch wir selbst nicht; darum werdet Ihr<br />

nichts, gar nichts bekommen!“<br />

„Ihr bekommt die Freiheit nicht eher wieder, als bis Ihr bezahlt, was ich gefordert habe!“<br />

„So behaltet uns <strong>in</strong> Allahs Namen! Es gefällt uns ja ganz gut bei Euch.“<br />

„Wenn Ihr nichts zu essen bekommt, sondern hungern müßt, wird es Euch wohl weniger<br />

gefallen!“<br />

„Habe da ke<strong>in</strong>e Sorge um uns! Wir hungern, solange es uns beliebt, länger aber ke<strong>in</strong>en<br />

Augenblick!“<br />

„Du sche<strong>in</strong>st an Flucht zu denken. Schlage Dir das aus dem S<strong>in</strong>n! Wer sich <strong>in</strong> unsern<br />

Händen bef<strong>in</strong>det, der kommt nur mit me<strong>in</strong>er Erlaubnis wieder los. Wer ist De<strong>in</strong> Gefährte?“<br />

„Das ist der <strong>in</strong> der ganzen Welt berühmte Hadschi und Emir Kara Ben Nemsi Effendi.“<br />

„Auch se<strong>in</strong>en Namen habe ich noch nie gehört; er kann also nicht so sehr berühmt se<strong>in</strong>, wie<br />

Du sagst. Zu welchem Stamme gehört er?“<br />

„Se<strong>in</strong> Name Ben Nemsi muß Dir doch sagen, daß se<strong>in</strong>e He<strong>im</strong>at <strong>in</strong> dem fernen<br />

23 Perser.<br />

24 40.000 Mark.

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