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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Daß ‚Langer Leib’ mit dem Weißen alle<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>em Feuer saß, ließ vermuten, daß sie beide<br />

die Truppe befehligten. Wie kam dieses fremde Bleichgesicht dazu, die Sioux hierher nach dem<br />

Big Horn-River zu führen? Hatte er e<strong>in</strong>e Rache gegen die Upsaroka’s? Waren die Ogallalah von<br />

ihm durch Versprechungen veranlaßt worden, ihm bei der Ausführung derselben beizustehen?<br />

Das fragte ich mich, und W<strong>in</strong>netou hatte jedenfalls ganz dieselben Gedanken.<br />

Wir krochen, um vielleicht etwas zu erlauschen, dem betreffenden Feuer so nahe, wie das<br />

Terra<strong>in</strong> es uns erlaubte; h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Beerenstrauch liegend, konnten wir den ganzen<br />

Lagerplatz überblicken. Ich nahm an, daß die zwei Anführer mit den zwei Gefangenen noch<br />

nicht viel gesprochen hatten; es war ja während des Rittes hierher ke<strong>in</strong>e passende Gelegenheit<br />

dazu gewesen. Die Richtigkeit dieser Annahme sollte ich sofort erfahren, als der Weiße fertig<br />

mit essen war. Er wischte sich das Messer an se<strong>in</strong>em Aermel ab und sagte zu dem „Langen<br />

Leib“:<br />

„Jetzt wird es Zeit se<strong>in</strong>, diese Upsaroka-Brut vorzunehmen. Hat me<strong>in</strong> roter Bruder etwas<br />

dagegen?“<br />

Der Sioux knurrte etwas, was ne<strong>in</strong> bedeuten sollte, und so gab der Weiße e<strong>in</strong>em Indianer<br />

den Befehl, die Gefangenen so zu b<strong>in</strong>den, daß sie sitzen [234b] konnten. Sie wurden <strong>in</strong><br />

sitzende Stellung aufgerichtet, und dann sagte der Weiße zu ihnen:<br />

„Also Ihr seid die Söhne des Hundes, welcher sich Uamduschka sapa, die schwarze Schlange<br />

nennt; weiter habe ich noch nichts von Euch erfahren. Kennt Ihr mich?“<br />

„Ja,“ antwortete der ältere Knabe, <strong>in</strong>dem er dem Sprecher furchtlos <strong>in</strong> das Auge blickte.<br />

„Nun, wer b<strong>in</strong> ich?“<br />

„Du bist Folder, der frühere Agent der roten Männer; Du hast sie betrogen und bist deshalb<br />

von dem weißen Vater <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton 7 bestraft worden. Dann g<strong>in</strong>gst Du nach dem wilden<br />

Westen und wurdest Pferdedieb und Mörder. Unser Vater, der berühmte Häuptl<strong>in</strong>g der<br />

Upsaroka’s, erwischte Dich, als Du ihm fünf Pferde gestohlen hattest. Darauf steht der Tod; da<br />

aber U<strong>in</strong>or<strong>in</strong>tscha ota, unsere Mutter, Mitleid hatte und für Dich bat, tötete er Dich nicht,<br />

sondern ließ Dich nur schlagen und jagte Dich dann fort.“<br />

Das war ja e<strong>in</strong> ganzes Sündenregister, welches der Knabe se<strong>in</strong>em Fe<strong>in</strong>de so mutig vorhielt!<br />

Wir wußten nun, wer dieser Weiße war, denn wir hatten gar wohl von jenem berüchtigten<br />

Indianeragenten Folder gehört, von dem die armen Roten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Weise betrogen und<br />

übervorteilt worden waren, daß sich die Behörde der Sache doch endlich e<strong>in</strong>mal hatte<br />

annehmen müssen. Er wurde abgesetzt und mit mehreren Jahren Gefängnis bestraft.<br />

Also diesen Gauner sahen wir jetzt vor uns! Nun war es uns klar, daß er die Ogallalah zu<br />

e<strong>in</strong>em Zuge gegen die Upsaroka’s beredet hatte, um sich für die damals erhaltenen Hiebe zu<br />

rächen. Er gr<strong>in</strong>ste die Knaben höhnisch an und antwortete:<br />

„Wie laut so junge Hunde, wie ihr seid, doch schon bellen können! Ich werde euch aber die<br />

Schnauzen verschließen; darauf könnt ihr euch verlassen! Ja, euer Vater, der räudige Kerl, hat<br />

mich prügeln lassen, prügeln, daß das Blut nur so um mich spritzte. Ich habe damals e<strong>in</strong>en<br />

h<strong>im</strong>melhohen und höllentiefen Schwur gethan, mich zu rächen, und jetzt b<strong>in</strong> ich gekommen,<br />

diesen Schwur wahr zu machen. Ihr sollt mir jeden Tropfen Blut, den ihr mir damals<br />

herausgeschlagen habt, mit e<strong>in</strong>em Indianerleben bezahlen. Be<strong>im</strong> Teufel, ich hätte nicht<br />

gehofft, daß ich schon jetzt Gelegenheit haben würde, mit me<strong>in</strong>er Rache anzufangen. Schon<br />

jetzt zwei Upsaroka’s zu fangen, und noch dazu die Söhne des Häuptl<strong>in</strong>gs, das ist e<strong>in</strong> Glück,<br />

dessen ich mich würdig zeigen werde. Aber was habt ihr Ratten denn hier <strong>in</strong> dieser Gegend zu<br />

suchen? Warum habt ihr euch so weit von eurem Lager entfernt?“<br />

„Wir haben noch ke<strong>in</strong>e Namen; darum zogen wir [235a] aus, um <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>samkeit zu<br />

fasten und den großen Geist um unsere Mediz<strong>in</strong>en zu befragen.“<br />

Das war e<strong>in</strong>e Antwort, wie sie gar nicht klüger gegeben werden konnte. Der Häuptl<strong>in</strong>gssohn<br />

war trotz se<strong>in</strong>er Jugend e<strong>in</strong> Pfiffikus. Er verriet nicht, daß se<strong>in</strong> Vater auf e<strong>in</strong>em Kriegszug<br />

gegen die Sioux unterwegs war. Folder war so unvorsichtig, ihm vollen Glauben zu schenken;<br />

er sagte:<br />

„Ihr braucht den großen Geist nicht zu fragen; euere Mediz<strong>in</strong>en kenne ich schon. Ich werde<br />

sie euch zeigen.“<br />

Er knüpfte den Riemen, welcher den erwähnten Fellranzen verschloß, auf und zog langsam<br />

e<strong>in</strong>en der Stäbe heraus. Ich sah zu me<strong>in</strong>em Erstaunen, daß e<strong>in</strong>e große Klapperschlange an<br />

demselben h<strong>in</strong>g. Er hielt den Stock mit der sich wütend bewegenden Schlange empor und<br />

lachte:<br />

7 Präsident der Vere<strong>in</strong>igten-Staaten.

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