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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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letzten Schusse h<strong>in</strong>, die Lanze zu betrachten, wodurch ich Zeit gewann, die sechs<br />

verschossenen Patronen unbemerkt von ihnen zu ersetzen. Es ertönten laute Ausrufe der<br />

Verwunderung; den Anführer hörten wir sagen:<br />

„Allah bewahre uns! Das ist e<strong>in</strong> Dschiht es Sihr, e<strong>in</strong> Zaubergewehr, welches man nicht zu<br />

laden braucht und dennoch ganz genau die Ziele trifft.“<br />

„Du hast recht gesprochen,“ antwortete ich. „E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute genügt, Euch alle mit dieser<br />

Zauberfl<strong>in</strong>te tot <strong>in</strong>s Gras zu strecken; es schießt so schnell und sicher, daß ke<strong>in</strong>er von Euch<br />

Zeit zur Flucht f<strong>in</strong>den würde. Gebt also die Gefangenen frei, sonst schieße ich!“<br />

„Seid nur Ihr zwei da oben?“ fragte er.<br />

„Zwei oder hundert, das ist ganz gleich; me<strong>in</strong> Gewehr alle<strong>in</strong> genügt.“<br />

„Wie schießen auch!“<br />

„Versucht’s e<strong>in</strong>mal! Eure Fl<strong>in</strong>ten liegen dort bei den Särgen. Wer Miene macht, die se<strong>in</strong>ige zu<br />

holen, der bekommt me<strong>in</strong>e erste Kugel, und dann hält das Zaubergewehr nicht eher mit<br />

Schießen e<strong>in</strong>, als bis Ihr alle getroffen seid.“<br />

„Du bist der Schetan (Teufel) selbst, sonst hättest Du ke<strong>in</strong>e solche Fl<strong>in</strong>te und könntest uns<br />

nicht so furchtlos drohen!“<br />

„Wenn Du das me<strong>in</strong>st, so beeile Dich! Ich gebe Euch nur so viel Zeit, als nötig ist, dre<strong>im</strong>al<br />

die Fathha zu beten; dann schieße ich!“<br />

„El kuwwe a’leija – die Gewalt ist gegen mich. Gott verbrenne Dich! Ich werde mich mit<br />

me<strong>in</strong>en Leuten beraten!“<br />

„Und ich bete <strong>in</strong>dessen dre<strong>im</strong>al die Fathha. Wenn ich zu Ende b<strong>in</strong>, trifft me<strong>in</strong>e erste Kugel<br />

das Pferd, an welchem die beiden hängen, <strong>in</strong> den Kopf, und die zweite Dich!“<br />

Das Tier that mir leid; aber ich sah voraus, daß ich es opfern mußte, um den Schiiten<br />

Schreck e<strong>in</strong>zujagen und dadurch Blutvergießen zu vermeiden. Sie berieten sich wild<br />

gestikulierend halblaut mit e<strong>in</strong>ander, ich wartete vielleicht zwei M<strong>in</strong>uten und rief dann h<strong>in</strong>ab:<br />

„Die Frist ist zu Ende, es geht los!“ Hierauf zielte ich nach dem Pferde und drückte ab. Es<br />

wankte e<strong>in</strong>ige Male herüber und h<strong>in</strong>über und fiel dann nieder, um noch kurze Zeit mit den<br />

Be<strong>in</strong>en um sich zu schlagen. Dann richtete ich me<strong>in</strong> Gewehr auf den Anführer.<br />

„Battil – halt e<strong>in</strong>!“ schrie er, als er dies sah. „Wir werden diese Hunde freigeben!“<br />

„Augenblicklich?“<br />

[140b] „Sofort!“<br />

„Mit ihren Pferden und allem, was Ihr ihnen genommen habt!“<br />

„Verlangst Du auch das?“<br />

„Ja, wenn ihnen das Ger<strong>in</strong>gste fehlt, hört Ihr ke<strong>in</strong> Wort mehr von mir, desto mehr aber<br />

Schüsse!“<br />

„Jil’an daknak, addak el hemm – verflucht sei de<strong>in</strong> Bart, und Unheil treffe Dich!“<br />

„Fluche nicht, sondern beeile Dich, sonst schieße ich doch! Die beiden Männer mögen dann<br />

ihren Weg schnell fortsetzen!“<br />

Was so e<strong>in</strong> Repetiergewehr bei solchen unwissenden und abergläubischen Menschen thut!<br />

Sie banden die Gefangenen los und gaben ihnen ihre Pferde. Wegen der übrigen Gegenstände<br />

gab es freilich e<strong>in</strong> längeres Gezänk, da dieselben schon verteilt worden waren; doch war nach<br />

me<strong>in</strong>er letzten Drohung höchstens e<strong>in</strong>e Viertelstunde vergangen, so hatten sie alles<br />

beisammen und konnten weiter reiten. Ehe sie ihre drei Pferde <strong>in</strong> Bewegung setzten, rief der<br />

e<strong>in</strong>e zu uns herauf:<br />

„Ia sejjid, ia weli en niam, Allah jebarik fik; Allah jesell<strong>im</strong>ak – o Herr, o Wohlthäter, Allah<br />

segne Dich, Allah erhalte Dich!“<br />

„Reitet fort; wir sehen uns wieder!“ rief ich ihnen noch zu. Dann machten sie sich froh<br />

davon, und zwar <strong>im</strong> schnellsten Galoppe, der ihren Pferden möglich war.<br />

Als wir glaubten, daß die beiden Geretteten, weit genug fort se<strong>in</strong>e, stiegen auch wir <strong>in</strong><br />

unsere Sättel und ritten ihnen nach. Verfolgt wurden wir von den Schiiten nicht, und hätten sie<br />

es gethan, so wären wir <strong>im</strong> stande gewesen, sie mit unsern Gewehren, welche viel weiter<br />

trugen als die ihrigen, von uns fern zu halten.<br />

Die beiden Geretteten waren noch nicht am Horizonte verschwunden; wir galoppierten h<strong>in</strong>ter<br />

ihnen her. Als sie uns bemerkten, hielten sie an, uns zu erwarten. Der e<strong>in</strong>e von ihnen, welcher<br />

vorh<strong>in</strong> zu uns gesprochen hatte, war besser gekleidet als der andere; er rief uns, noch ehe wir<br />

sie erreicht hatten, entgegen:<br />

„Ihr kommt uns nach? Darüber ist me<strong>in</strong> Herz erfreut, denn nun ist es mir möglich, Euch<br />

besser Dank zu sagen, als es vorh<strong>in</strong> möglich war.“<br />

„Danke Gott und nicht uns!“ antwortete ich ihm. „Er war es, der uns zur rechten Zeit zu

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