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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Wo aber gerade die betreffende Abteilung des Stammes, um welche es sich handelte, sich<br />

aufhielt, das wußte ich nicht. Ich hätte mir e<strong>in</strong>en Führer mitnehmen können, hatte dies aber<br />

nicht gethan, weil ich überzeugt war, daß er uns h<strong>in</strong>derlich se<strong>in</strong> würde. Ich mußte mich auf<br />

me<strong>in</strong>en oft bewährten Orts<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kt und auf me<strong>in</strong>e scharfen Augen verlassen. Die Spuren der<br />

Schiiten waren jedenfalls zu f<strong>in</strong>den, denn diese Leute ritten [53] jedenfalls nicht so vorsichtig<br />

wie Indianer, welche ihre Fährte auf das künstlichste auszuwischen verstehen. Es dauerte auch<br />

gar nicht lange, so kamen wir auf grasigen Boden, und da hatten wir die breit<br />

ause<strong>in</strong>anderlaufenden Hufe<strong>in</strong>drücke vor uns. Sie waren noch zu sehen, obgleich e<strong>in</strong> ganzer Tag<br />

dazwischen lag.<br />

Nun galt es, diesen Zeitunterschied möglichst e<strong>in</strong>zuholen. Unsere Pferde waren gut, hatten<br />

sich seit vorgestern Abend trefflich ausgeruht und warfen trotz des schwierigen Terra<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Zeit<br />

e<strong>in</strong>er Stunde weit mehr als e<strong>in</strong>e deutsche Meile h<strong>in</strong>ter sich. Schon gegen Abend sah ich es der<br />

Schiitenfährte an e<strong>in</strong>er Stelle, wo sie besonders deutlich war, an, daß sie von heute stammte.<br />

Wir waren e<strong>in</strong>igemale, um Terra<strong>in</strong> zu gew<strong>in</strong>nen, von ihr abgewichen und hatten dabei die<br />

Stelle umgangen, an welcher die Schiiten des Nachts geblieben waren. Als es zu dunkeln<br />

begann, sah ich noch, daß ihre Spuren von heute Mittag herrührten. Wir hatten sie also <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Tage be<strong>in</strong>ahe e<strong>in</strong>geholt und konnten uns und den Pferden Ruhe gönnen. Wir lagerten an<br />

e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Wasser, wo die Tiere Gras fanden, pflockten sie an und legten uns dann<br />

schlafen.<br />

Kaum graute der Morgen, so g<strong>in</strong>g es weiter. Wir waren aus den Tura-Ghara-Bergen<br />

herausgekommen, hatten den Dschebel Hair h<strong>in</strong>ter uns und befanden uns <strong>im</strong> Gebiete des<br />

Akraflusses. Am Mittag zeigte e<strong>in</strong>e Prüfung der Fährte, daß sie nicht zwei Stunden alt war. Wir<br />

folgten ihr dennoch <strong>in</strong> derselben Eile und standen nach e<strong>in</strong>er halben Stunde <strong>im</strong> Begriffe, um<br />

e<strong>in</strong>e Waldecke zu biegen, als ich, der ich voranritt, me<strong>in</strong>en Rappen schnell wieder<br />

zurückdrängte.<br />

„Was ist’s, Sihdi?“ fragte Halef.<br />

„Die Schiiten s<strong>in</strong>d da vor uns.“<br />

„Was thun sie?“<br />

„Sie lagern am Rande des Holzes. Steig ab, und halte me<strong>in</strong> Pferd. Ich muß wissen, woran<br />

ich b<strong>in</strong>. Vielleicht müssen sie halten, weil sie sich <strong>in</strong> der Nähe des Fe<strong>in</strong>des bef<strong>in</strong>den.“<br />

Ich stieg ab, gab ihm auch die beiden Gewehre, weil sie mir be<strong>im</strong> Anschleichen beschwerlich<br />

waren, und g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den Wald h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Diesen Menschen sich unbemerkt zu nähern, war gar nicht<br />

schwer. Ich kam mit der größten Leichtigkeit ihnen <strong>in</strong> den Rücken und legte mich dann auf den<br />

Boden nieder, um vollends heranzukriechen. Jeden Baum und Strauch als Deckung benutzend,<br />

gelangte ich <strong>in</strong> das Gebüsch, an dessen anderer Seite sie lagen. Ich schob mich unhörbar und<br />

so, daß ke<strong>in</strong> Zweig sich bewegte, <strong>in</strong> dasselbe h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und befand mich nun so nahe bei ihnen,<br />

daß ich sie nicht bloß sehen, sondern auch deutlich hören konnte. Ihre Pferde weideten<br />

draußen vor dem Gebüsch <strong>im</strong> Freien. Welch e<strong>in</strong>e Unvorsichtigkeit! Wenn zufällig e<strong>in</strong> Akrakurde<br />

kam, mußte er sie sehen. Diesen Anbetern Fat<strong>im</strong>as war die Klugheit wirklich nicht mit<br />

Scheffeln zugemessen worden! Sie sprachen mite<strong>in</strong>ander. E<strong>in</strong>er sagte:<br />

„Also nur noch e<strong>in</strong>e halbe Stunde ist’s bis zum Lager der Kurden? Ob Schir Saffi es wohl<br />

f<strong>in</strong>den wird?“<br />

„Ganz gewiß“, antwortete e<strong>in</strong> anderer, der wahr- [54] sche<strong>in</strong>lich [wahrsche<strong>in</strong>lich] e<strong>in</strong>er der<br />

Kundschafter gewesen war. „Ich habe es ihm ja gut genug beschrieben. Es s<strong>in</strong>d nur noch die<br />

zwei nächsten Berge zu umreiten, dann führt e<strong>in</strong> Wasser rechts <strong>in</strong> das Thal, wo sie sich ihren<br />

Verhau gebaut haben. Wir werden ihn während des Abends umspähen und die Kurden dann,<br />

wenn der Morgen graut und sie noch schlafen, wir aber schon sehen können, überfallen.“<br />

Hm! Da hatte ich ja gleich genug gehört und wußte nun schon alles. Ich kroch zurück,<br />

suchte Halef auf und teilte ihm das Vernommene mit.<br />

„Was wirst du thun, Sihdi?“ fragte er. „Hier auch warten, bis es Abend ist?“<br />

„Fällt mir nicht e<strong>in</strong>. Zwei Berge zu umreiten und dann rechts das Thal. Wir machen e<strong>in</strong>en<br />

Umweg, sodaß wir von der andern Seite kommen. Wir müssen am Abend eher am Verhaue<br />

se<strong>in</strong> als die Schiiten. Komm!“<br />

Wie stiegen wieder auf, kehrten e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Strecke zurück und bogen dann nach Westen<br />

e<strong>in</strong>, und dann süd- und ostwärts e<strong>in</strong>en Halbkreis zu schlagen. Dabei galt es vorsichtig zu se<strong>in</strong>,<br />

damit wir ke<strong>in</strong>em Kurden oder auch dem sie jetzt umschleichenden Schir Saffi begegneten.<br />

Diese Vorsicht verlangsamte unsern Ritt ungeme<strong>in</strong>, doch gelangten wir gegen Abend, ohne<br />

gesehen worden zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> die Nähe des Kurdenlagers.

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