im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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Er schien diese me<strong>in</strong>e Bereitwilligkeit nicht erwartet zu haben, g<strong>in</strong>g aber h<strong>in</strong>aus, ohne e<strong>in</strong><br />
Wort darüber zu verlieren, und ich folgte ihm mit Halef. Draußen stand Yussuf Ali alle<strong>in</strong> mit<br />
se<strong>in</strong>er Frau. Die andern Kurden und Kurd<strong>in</strong>nen hielten sich von ihnen fern, weshalb, das war<br />
mir leicht erklärlich.<br />
„Herr, hilf uns; me<strong>in</strong> Sohn ist gefangen!“ rief uns Fat<strong>im</strong>a Marryah an, <strong>in</strong>dem sie vor mir auf<br />
die Knie sank und die gefalteten Hände flehend empor hob.<br />
„Gefangen?“ fragte ich, <strong>in</strong>dem ich sie aufrichtete. „Von wem?“<br />
„Von den Mir Mahmalli da drüben.“<br />
„Woher weißt Du das?“<br />
„Sie haben es uns herübergeschrien.“<br />
„Ah! Das Geheul, welches auch ich hörte!“<br />
„Hast Du es vernommen? Sie riefen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fort: Husse<strong>in</strong> Isa gefangen, Husse<strong>in</strong> Isa<br />
gefangen!“<br />
„Wie ist er denn <strong>in</strong> ihre Hände gerathen? Hat er denn diesen Platz hier verlassen?“<br />
„Er mußte. Als se<strong>in</strong> Vater Dich geschlagen hatte, führte er ihn zum Thore h<strong>in</strong>aus und verbot<br />
ihm, niemals [jemals???] wiederzukommen. Der Sohn g<strong>in</strong>g still fort. Die Mir Mahmalli müssen<br />
hier <strong>in</strong> der Nähe gewesen se<strong>in</strong>, denn ich hörte e<strong>in</strong>en langen, angstvollen Schrei.“<br />
„Sie haben sich wegen mir um Euer Lager geschlichen. Auch ich hörte den Schrei, hatte<br />
aber ke<strong>in</strong>e Ahnung davon, was er bedeutete.“<br />
„Ich auch nicht, denn ich erfuhr erst später von me<strong>in</strong>em Manne, daß der Sohn fort sei. Sie<br />
haben ihn draußen ergriffen und, als er schrie, fortgeführt. Dann riefen sie es zu uns herüber,<br />
daß sie ihn gefangen haben. Hilf uns, Herr! Du bist der e<strong>in</strong>zige, der helfen kann!“<br />
„Ich? Warum ich alle<strong>in</strong>? Hier stehen über fünfzig bewaffnete Männer. Auf, o Scheik! Wir<br />
müssen schleunigst h<strong>in</strong>über, um ihn zu retten, denn die Mir Mahmalli werden nach dem, was<br />
heute geschehen ist, nicht zaudern, ihn zu töten.“<br />
Der Scheik schüttelte den Kopf und antwortete:<br />
„Wenn sie ihn töten, so ist es uns ganz lieb. Er ist e<strong>in</strong> Christ geworden und geht uns nichts<br />
mehr an.“<br />
„Aber er ist e<strong>in</strong> Mensch und von Eurem Stamme!“<br />
„Gewesen; jetzt nicht mehr. Der Stamm stößt ihn aus.“<br />
„Ihr sagt Euch also gänzlich von ihm los?“<br />
„Ganz und gar!“<br />
„So denkt daran, daß ich Euer Gast b<strong>in</strong>! Ich erkläre ihn für me<strong>in</strong>en Bruder; er ist also auch<br />
der Eurige, und Ihr müßt ihn befreien.“<br />
„E<strong>in</strong> Abtrünniger kann selbst unter dieser Voraussetzung nicht unser Bruder se<strong>in</strong>. Er hat<br />
Muhammed verlassen; mag Isa, an den er jetzt glaubt, ihn retten!“<br />
Da wiederholte Yussuf Ali, welcher bis jetzt geschwiegen hatte, <strong>in</strong> dumpfem Tone diese<br />
Worte:<br />
„Er hat Muhammed verlassen; mag Isa ihn retten! Isa vermag es nicht. Die Mir Mahmalli<br />
s<strong>in</strong>d zu blutdürstig und zu stark!“<br />
„Aber Isa ist stärker als sie und als alle Menschen,“ entgegnete ich. „Halef, gehst Du mit?“<br />
„Ja,“ antwortete der kle<strong>in</strong>e, wackere Hadschi sofort bereitwillig.<br />
„Aber wir wagen das Leben und kennen die Gegend nicht!“<br />
„Die Gegend werden wir bald kennen gelernt haben, und wo Du etwas wagst, muß ich dabei<br />
se<strong>in</strong>. Ich hole me<strong>in</strong>e Fl<strong>in</strong>te.“<br />
„Die ist überflüssig, ebenso die Pistole. Ich gebe Dir me<strong>in</strong>e Revolver; dazu De<strong>in</strong> Messer, das<br />
ist mehr als genug.“<br />
[170] Da wir all unser Eigentum ehrlich zurückerhalten hatten, so besaß ich auch me<strong>in</strong>e<br />
Revolver wieder. Wir g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> das Haus; ich holte den Stutzen. Als wir wieder herauskamen,<br />
stand Yussuf Ali mit se<strong>in</strong>er langen Lanze da und sagte:<br />
„Herr, ich gehe mit. Ich muß den Sohn wieder haben.“<br />
„Bleib!“ gebot ich ihm. „Du taugst bei uns nichts.“<br />
Er wollte nicht gehorchen, doch als ich ihm erklärt hatte, daß und warum er uns h<strong>in</strong>derlich<br />
se<strong>in</strong> werde, fügte er sich. Er begleitete uns mit se<strong>in</strong>em Weibe bis an den Ausgang, um uns<br />
h<strong>in</strong>aus zu lassen. Als wir draußen standen, drückte sie mir we<strong>in</strong>end die Hand und bat:<br />
„Thue alles, was Du kannst, Herr; aber schone auch De<strong>in</strong> Leben. Gott wird Dich begleiten<br />
und me<strong>in</strong>en Sohn durch Dich retten, denn ich werde für Dich und ihn beten, bis Ihr kommt.“ –<br />
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