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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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früh gesund und wohlgemut vom Kasr herunterkommen und Euch dann die Geister zeigen, die<br />

von uns besiegt worden s<strong>in</strong>d.«<br />

»Nichts werdet Ihr, gar nichts!« fauchte er michgr<strong>im</strong>mig an.<br />

»Du bist e<strong>in</strong> Giaur, der <strong>in</strong> die Hölle gehört; De<strong>in</strong>e Gefährten s<strong>in</strong>d nicht besser als Du, und<br />

darum wird sie ganz dieselbe Vernichtung treffen. Me<strong>in</strong> Sohn hat Euch prophezeit, daß Euch<br />

der Scheba et Thar verschl<strong>in</strong>gen werde, und diese Weissagung wird heut abend an Euch <strong>in</strong><br />

Erfüllung gehen; wir werden morgen die Reste Eurer Knochen f<strong>in</strong>den und nicht denken, daß sie<br />

Menschen angehörten, sondern räudigen Hunden, welche wegen ihrer Unre<strong>in</strong>lichkeit aus den<br />

Zelten vertrieben worden s<strong>in</strong>d!«<br />

Es zuckte <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Fäusten, doch bezwang ich mich und schwieg; Halef aber hatte nicht<br />

dieselbe Selbstbeherrschung; er griff nach der Peitsche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gürtel, trat hart an den<br />

Sahhar heran und rief:<br />

»Womit vergleichst Du uns? Mit räudigen Hunden? Soll ich Dir dafür die Peitsche geben, wie<br />

ich sie schon auch De<strong>in</strong>em Sohne für e<strong>in</strong>e ähnliche Beleidigung <strong>in</strong> das Gesicht gezeichnet<br />

habe? Wenn De<strong>in</strong>e ganze, große Macht nur dar<strong>in</strong> besteht, Gefangene zu verhöhnen und Gott<br />

zu lästern, so wird, wenn die Scham Dich nicht schon vorher umbr<strong>in</strong>gt, nicht unser Gebe<strong>in</strong>,<br />

sondern das De<strong>in</strong>ige gefunden werden. Gott wird Dich richten. Und wie ich De<strong>in</strong>em Sohne<br />

vorhergesagt habe, daß nicht uns, sondern ihn der Scheba et Thar fressen werde, so sage ich<br />

jetzt auch Dir, daß er nicht uns, sondern Dich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Rachen verschw<strong>in</strong>den lassen wird.<br />

Denke an me<strong>in</strong>e Worte; ich weiß, was ich sage, denn ich b<strong>in</strong> Hadschi Halef Omar Ben Hadschi<br />

Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah, der Scheik der Haddedihn vom Stamme esch<br />

Schammar, und Du wirst nicht der erste Gottesverhöhner se<strong>in</strong>, den ich an se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Lästerung <strong>in</strong> die Hölle gehen sehen werde!«<br />

Schon griff der Zauberer drohend an se<strong>in</strong> Messer, da wurde er von den Verständigen unter<br />

den Scherarat umr<strong>in</strong>gt, und der Scheik bedeutete ihm allen Ernstes, daß er nun ke<strong>in</strong>e weitere<br />

Beleidigung der von ihm Beschützten dulden werde. Ich zog Halef fort, und so nahm diese<br />

Scene nicht das schl<strong>im</strong>me Ende, welches zu befürchten gewesen war.<br />

Der kle<strong>in</strong>e, brave Hadschi hatte <strong>in</strong> zorniger Begeisterung gesprochen und wie e<strong>in</strong> Prophet<br />

vor dem Sahhar gestanden; aber niemand ahnte, daß se<strong>in</strong>e geharnischte Rede wirklich e<strong>in</strong>e<br />

Prophetie enthalten hatte; wir mußten das erst später mit heiligem Schreck erfahren.<br />

Der Plan für heute abend war von dem Zauberer sehr pfiffig ausgedacht. Der Löwe ist, wenn<br />

er Junge zu ernähren hat, doppelt gefährlich, doch hätten wir <strong>im</strong> Dunkel der Nacht uns<br />

verstecken und ihm wohl entgehen können, wenn dies unsere Absicht gewesen wäre; aber<br />

man hatte uns die Bed<strong>in</strong>gung auferlegt, während der ganzen Nacht Feuer zu brennen, und da<br />

wir den Hof nicht verlassen durften, so mußten wir unbed<strong>in</strong>gt von ihm bemerkt und<br />

angegriffen werden. Hierbei sei bemerkt, daß die säugende Löw<strong>in</strong> das Lager nur selten verläßt;<br />

der männliche Löwe hat sie und die Jungen zu versorgen und br<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>e Beute oft von<br />

weither nach dem Lager geschleppt, von welchem sie sich meist nur entfernt, um zur Tränke<br />

zu gehen. Freilich, wer ihr da begegnet, dem ist sie noch gefährlicher als ihr »Herr mit dem<br />

dicken Kopfe«.<br />

[181] Die Scherarat hüteten sich zwar, mit uns zu verkehren, doch war ihr Verhalten nicht<br />

fe<strong>in</strong>dselig zu nennen. Sie betrachteten uns schon jetzt als tote Menschen und hegten e<strong>in</strong> aus<br />

Stammeshaß, Mitleid und Bewunderung gemischtes Gefühl für uns. Nur der Scheik suchte uns<br />

zuweilen auf, um e<strong>in</strong> freundliches Wort zu sprechen, doch auch nur für kurze Zeit. Ich benutzte<br />

die uns gebotene Muße, Halef und se<strong>in</strong>em Sohne ihr Verhalten für die nächste Nacht<br />

e<strong>in</strong>zuprägen, wobei wir bemerkten, daß die Scherarat dürres Holz sammelten und <strong>in</strong> Bündeln<br />

vere<strong>in</strong>igten. Da Wasser vorhanden war, gab es auch Sträucher <strong>im</strong> ganzen Wadi.<br />

Ungefähr e<strong>in</strong>e Stunde vor der Dämmerung mahnte uns der Scheik zum Aufbruche. Er wollte<br />

mit se<strong>in</strong>en Leuten bei e<strong>in</strong>em großen Feuer am Brunnen bleiben, denn er hielt sich für sicher,<br />

weil die Löwen ja uns zu fressen bekamen, was er uns freilich nicht sagte. Er wollte uns selbst<br />

mit mehreren Holzbündel tragenden Scherarat nach der Ru<strong>in</strong>e führen, was ke<strong>in</strong> Wagnis war,<br />

weil der Löwe nur des Nachts se<strong>in</strong> Lager verläßt und am Tage nur durch Ste<strong>in</strong>würfe und<br />

großen Lärm gezwungen werden kann, herauszutreten.<br />

Wir g<strong>in</strong>gen das ziemlich lange Wadi h<strong>in</strong>auf bis zum obern Brunnen, wo wir an den deutlichen<br />

Spuren erkannten, daß dieser jetzt allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Löwentränke sei, doch ließen wir uns das<br />

nicht merken. Dann g<strong>in</strong>g es steil zwischen den Felsen aufwärts, wobei die Scherarat ihre Angst<br />

nicht verbergen konnten. Endlich kamen wir an e<strong>in</strong>e hohe, vielfach zerrissene Mauer, durch<br />

welche e<strong>in</strong> jetzt e<strong>in</strong>gefallenes Thor führte. Hier legten sie ihre Bündel nieder, und der Scheik<br />

sagte:

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