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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Hammerdull freute sich auf das zu erwartende Abenteuer; er rieb sich vergnügt die Hände<br />

und sagte:<br />

„Hoffentlich, Mr. Shatterhand, habt Ihr Euch nicht vorgenommen, wieder, wie gewöhnlich,<br />

den Streich alle<strong>in</strong> auszuführen. Ich will auch dabei se<strong>in</strong>! Ich möchte nicht <strong>im</strong>mer bloß den<br />

Zuschauer machen.“<br />

„Was und wie wir es thun werden, das kommt ganz darauf an, <strong>in</strong> welcher Lage sich die<br />

Gefangenen bef<strong>in</strong>den“, antwortete ich.<br />

„Die Lage geht mich gar nichts an! Ob es e<strong>in</strong>e Lage gibt oder ob es ke<strong>in</strong>e gibt, das ist ganz<br />

und gar egal, wenn sie uns nur günstig ist. Frei müssen die beiden jungen Upsaroka’s werden.<br />

Me<strong>in</strong>st Du nicht auch, Pitt Holbers, altes Coon?“<br />

„Hm, wenn Du denkst, lieber Dick, ich habe nichts dagegen,“ antwortete der lange Pitt.<br />

W<strong>in</strong>netou lag lang ausgestreckt <strong>im</strong> Grase und sagte ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Wort dazu. Se<strong>in</strong> männlich<br />

schönes, bronzenes Gesicht war völlig unbewegt. Er, der Vornehme, hielt es für vollständig<br />

überflüssig, e<strong>in</strong> Wort über e<strong>in</strong>e Angelegenheit zu verlieren, <strong>in</strong> welcher nur die That zu sprechen<br />

hatte. Von ihm war <strong>im</strong> geeigneten Augenblicke e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger, kurzer W<strong>in</strong>k von größerer<br />

Bedeutung als tausend Worte, die e<strong>in</strong> anderer sprach.<br />

Die Zeit verg<strong>in</strong>g; es wurde dunkel und dann f<strong>in</strong>stere Nacht. Der H<strong>im</strong>mel hatte sich bewölkt,<br />

und nur hier und da blickte e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Stern hernieder, um gleich wieder zu verschw<strong>in</strong>den. Nun<br />

war es Zeit für uns. Wir brachen auf und ritten über die Prairie, doch nicht <strong>in</strong> gerader L<strong>in</strong>ie,<br />

weil diese uns direkt h<strong>in</strong>über zu den Sioux geführt hätte; wir richteten es vielmehr so e<strong>in</strong>, daß<br />

wir den Waldesrand so weit von ihnen erreichten, daß sie uns nicht hören und noch viel<br />

weniger sehen konnten. Wie sicher sie sich fühlten, das zeigte uns der Umstand an, daß sie<br />

nicht nur sehr hohe, helle Feuer brannten, sondern es auch gar nicht für nötig hielten, diese <strong>in</strong><br />

irgend e<strong>in</strong>er Weise zu maskieren. Wir banden unsere Pferde wieder an; dann sagte ich zu<br />

Hammerdull und Holbers:<br />

„Ich gehe jetzt mit W<strong>in</strong>netou recognoszieren; wir lassen unsere Gewehre hier bei Euch, und<br />

Ihr entfernt Euch, bis wir wiederkommen, auf ke<strong>in</strong>en Fall von dieser Stelle.“<br />

„Darf ich denn nicht mit?“ fragte er mißmutig.<br />

„Ihr würdet jetzt vollständig überflüssig se<strong>in</strong>. Später werdet Ihr sehr wahrsche<strong>in</strong>lich noch<br />

genug zu thun bekommen.“<br />

„Well; darauf will ich mich verlassen!“<br />

„Und sorgt vor allen D<strong>in</strong>gen dafür, daß die Squaw hier bleibt! Gebt ja nicht etwa zu, daß sie<br />

uns folgt; es könnte ke<strong>in</strong>e größere Dummheit geschehen, als diese wäre!“<br />

Wir g<strong>in</strong>gen. Indem wir dicht am Waldesrande h<strong>in</strong>schlichen, näherten wir uns dem Lager der<br />

Ogallaha so weit, daß wir die uns zunächst sitzenden Gestalten ziemlich deutlich erkennen<br />

konnten; dann war es Zeit, den Rest des Weges unter den Bäumen zurückzulegen; auf diese<br />

Weise kamen wir unbemerkt so weit, daß wir, <strong>im</strong> Saume des Gehölzes versteckt, die Ogallalah<br />

nahe vor uns liegen hatten.<br />

Von außen her war nicht heranzukommen, weil die Roten ihre Pferde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Halbkreis um<br />

das Lager angepflockt hatten, und diese Tiere pflegen die Annäherung e<strong>in</strong>es Weißen durch<br />

Schnauben zu verraten. Es brannten mehrere Feuer; man konnte fast [234a] jedes Gesicht<br />

deutlich erkennen. Wir waren neugierig auf den Anführer der Truppe, denn wir kannten alle<br />

hervorragenden Häuptl<strong>in</strong>ge und Krieger der Sioux. Wir sahen aber außer lauter jungen Leuten<br />

nur e<strong>in</strong>en alten Indsman, welcher <strong>im</strong> Rufe der Klugheit stand und darum bei Beratungen<br />

h<strong>in</strong>zugezogen wurde, sonst aber ke<strong>in</strong>en Rang besaß. Er hieß Tantschan honska 6 , e<strong>in</strong> Name,<br />

welcher sich auf se<strong>in</strong>en Körperbau bezog. Er saß an e<strong>in</strong>em der Feuer ganz alle<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

Manne, welcher unsere Aufmerksamkeit besonders auf sich zog, denn er war e<strong>in</strong> Weißer. Von<br />

robustem, starkknochigem Baue, hatte er e<strong>in</strong>en wahren Stierkopf auf dem Nacken sitzen;<br />

se<strong>in</strong>e breiten, wie zugehackten Gesichtszüge machten den E<strong>in</strong>druck der he<strong>im</strong>tückischen List<br />

und Gewissenslosigkeit. Wer er war, was wußten wir nicht; wir hatten ihn nicht gesehen.<br />

Neben ihm lag e<strong>in</strong> ranzenartig zusammengenähtes graues Wolfsfell, aus dessen zugebundener<br />

Oeffnung e<strong>in</strong>ige mehr als f<strong>in</strong>gerstarke Stäbe hervorragten. Dieses Fell wurde zuweilen von<br />

<strong>in</strong>nen bewegt; es schien irgend e<strong>in</strong> lebendiges Tier dar<strong>in</strong> zu stecken. Auf der andern Seite des<br />

Feuers lagen die beiden Upsarokaknaben, welche wir suchten; sie waren so fest gebunden, daß<br />

sie kaum e<strong>in</strong> Glied regen konnten. Die Sioux aßen; wir sahen, daß sie e<strong>in</strong>en Büffel geschossen<br />

hatten, dessen Fleisch sie über die Feuer hielten, um es leicht anzubraten und dann zu<br />

verzehren.<br />

6 Langer Leib.

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