im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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„E<strong>in</strong>en Rijal medschidi.“ 8<br />
„So kaufe ich ke<strong>in</strong>e.“<br />
„Warum?“<br />
„Du bist mir zu teuer.“<br />
Da wich der Händler e<strong>in</strong>ige Schritte zurück und fuhr ihn zornig an:<br />
„Zu teuer? Für wen die Schönheit se<strong>in</strong>es Harems so wenig Wert besitzt, der hat selbst auch<br />
ke<strong>in</strong>en Wert. Erst fragst Du mich nach allen möglichen D<strong>in</strong>gen aus, und nachdem ich Dir<br />
bereitwillig geantwortet habe, sagst Du, daß Du nichts kaufen willst und belohnst me<strong>in</strong>e Güte<br />
mit dem Versuche, durch Schändung me<strong>in</strong>es Preises me<strong>in</strong> Angesicht schamrot zu machen.<br />
Allah verderbe Dich! Er lasse De<strong>in</strong>en Bart n<strong>im</strong>mer wachsen und setze Dir e<strong>in</strong>en fränkischen<br />
Cyl<strong>in</strong>derhut auf den Kopf!“<br />
Dieser letztere, sehr eigenartige Wunsch ist e<strong>in</strong>e große Beleidigung für jeden<br />
Muhammedaner. Halef nahm die Besch<strong>im</strong>pfung ganz gegen se<strong>in</strong>en sonstigen Schnellzorn ruhig<br />
h<strong>in</strong> und sagte, als der Mann sich entfernt hatte, zu mir:<br />
„Selbst wenn die Salbe der Schönheit nur e<strong>in</strong>en Para gekostet hätte, wäre es mir nicht<br />
e<strong>in</strong>gefallen, sie von ihm zu kaufen. Hanneh, me<strong>in</strong> Weib, die unvergleichlichste unter allen<br />
Lieblichkeiten der Erde, hat es mir verboten.“<br />
„Hanneh?“ fragte ich erstaunt. „Wie konnte sie wissen, daß Du mit diesem Händler<br />
zusammentreffen würdest?“<br />
[173] „Das hat sie freilich nicht gewußt, Sihdi; aber – – – aber – – – hm! – – – wirst Du<br />
nicht etwa falsch von ihr denken, wenn ich Dir sage, wie es sich verhält?“<br />
„Ne<strong>in</strong>.“<br />
„So sollst Du es wissen. Du bist nicht nur me<strong>in</strong> bester Freund, sondern auch der Wohlthäter<br />
unseres Stammes; Du urteilst nicht nach Äußerlichkeiten, sondern schaust, wie Allah, das Herz<br />
der Menschen an. Aber sag’ mir vorher e<strong>in</strong>mal ganz aufrichtig: Hat Emmeh, 9 das Weib De<strong>in</strong>er<br />
Seele, etwa schon Falten oder gar Runzeln <strong>im</strong> Gesicht?“<br />
Ich wußte, was er wollte; die Oriental<strong>in</strong>nen altern schnell; se<strong>in</strong>e Hanneh hatte Falten;<br />
darum antwortete ich schonend:<br />
„Sie hat noch ke<strong>in</strong>e, denn sie ist noch jung; aber wenn sie mich so lange glücklich gemacht<br />
hat wie Hanneh Dich, dann wird sie welche haben, und ich werde sie gerade um dieser Falten<br />
willen noch mehr lieben als vorher.“<br />
Da fiel er schnell e<strong>in</strong>:<br />
„Sihdi, Du bist wahrhaftig e<strong>in</strong> ebenso guter Mensch wie ich! Auch ich liebe me<strong>in</strong>e Hanneh,<br />
die schönste unter allen Frauen des Erdreiches, mit doppelter Stärke, seit ihre glatten Wangen<br />
angefangen haben, sich allmählich zu zerknittern. Sie hat alles, alles gethan, was möglich war,<br />
die Falten zu entfernen, doch vergeblich. Weißt Du, die Runzeln s<strong>in</strong>d das Ungeziefer der<br />
Schönheit; wenn man erst e<strong>in</strong>e hat, so vermehrt sie sich <strong>in</strong> Ungeheure. Es sollte jede Frau so<br />
klug se<strong>in</strong>, die erste gar nicht aufkommen zu lassen! Aber die Weiber besitzen, wie Du weißt,<br />
nicht diejenige Vorsichtigkeit, welche e<strong>in</strong>e hervorragende Eigenschaft von uns Männern ist;<br />
Allah bewahre sie uns! Du glaubst gar nicht, wie tief die Falten des Gesichtes <strong>in</strong> das Herz des<br />
Weibes schneiden, zumal wenn ke<strong>in</strong>e Salbe Änderung br<strong>in</strong>gt! Hanneh, die herrlichste Rose<br />
unter allen Rosenarten, teilte mir schließlich mit, daß ihr nur die berühmte Umm ed Dschamahl<br />
Hilfe br<strong>in</strong>gen könne. Dieses Bachtijarenweib ist nämlich wirklich berühmt <strong>in</strong>folge ihrer<br />
Wundersalbe; aber es ist so weit von uns aus bis h<strong>in</strong>auf jenseits der persischen Grenze. Darum<br />
war die holde Gefährt<strong>in</strong> me<strong>in</strong>es Lebens ganz entzückt, als sie vernahm, daß wir, nämlich Du<br />
und ich, nach Persien wollten. Sie gab mir sehr gern die Erlaubnis, Dich zu begleiten, doch<br />
unter der Bed<strong>in</strong>gung, ihr so viel von der echten Salbe der Schönheit mitzubr<strong>in</strong>gen, wie<br />
notwendig ist, die unheilvolle Zerknitterung ihres Angesichtes wieder auszuglätten. Ich<br />
versprach es ihr von Herzen gern; denn, wie Du siehst, haben sich trotz me<strong>in</strong>er Vorsicht auch<br />
schon e<strong>in</strong>ige Falten über me<strong>in</strong>en Augenbrauen e<strong>in</strong>genistet, die ich sehr gern verjagen möchte.<br />
Es freut mich darum außerordentlich, von dem Händler vorh<strong>in</strong> erfahren zu haben, wo man sich<br />
nach der Umm ed Dschamahl erkundigen kann. Wir werden schleunigst h<strong>in</strong>auf nach<br />
Kirmanschah reiten.“<br />
„Wir? Soll das etwa heißen, Du und ich?“<br />
„Ja, natürlich! Du wirst mich doch nicht alle<strong>in</strong> fortlassen, um hier zu warten, bis ich<br />
wiederkomme!“<br />
8<br />
Fast vier Mark.<br />
9<br />
Emma.