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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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zwei Millionen Geschöpfe, welche ebenso Gottes Ebenbild s<strong>in</strong>d und Freude und Leid nicht<br />

weniger tief empf<strong>in</strong>den als wir!<br />

Die Eliab-Nuehrs hatten, als sie von der Jagd he<strong>im</strong>kehrten, ihr Dorf verbrannt und<br />

verwüstet und zwischen den Trümmern die Leichen oder deren verkohlte Reste gefunden.<br />

Entsetzen hatte sich ihrer bemächtigt, und demselben waren gr<strong>im</strong>mige Wut und der Durst<br />

nach Rache [67] gefolgt. Sie hatten sich, so gut es g<strong>in</strong>g, für e<strong>in</strong>ige Zeit verproviantiert und<br />

waren dann auf ihren von der Jagd ermüdeten Pferden aufgebrochen, den Sklavenräubern<br />

nachzueilen. Leider, oder wie ich dachte, glücklicherweise war es ihnen nicht gelungen,<br />

dieselben e<strong>in</strong>zuholen. Ich war überzeugt, daß sie den Kürzeren gezogen hätten, denn sie<br />

zählten nur zwanzig Männer, während die Baqqara weit zahlreicher gewesen waren.<br />

Abu djom, der Anführer, erzählte mir das alles, während se<strong>in</strong>e Leute <strong>in</strong> stillem Gr<strong>im</strong>me<br />

rundum saßen. Als er geendet hatte, sprang er auf und rief:<br />

„Nun steigt wieder auf die Pferde, ihr Männer! Wir müssen weiter eilen, sonst kommen wir<br />

zu spät!“<br />

„Halt, wartet noch!“ bat ich dagegen. „Ihr habt noch Zeit, zu warten.“<br />

„Warten? Emir, ist das de<strong>in</strong> Ernst? Wenn die Gefangenen über den Fluß h<strong>in</strong>über s<strong>in</strong>d, so<br />

s<strong>in</strong>d sie für uns verloren!“<br />

„Ne<strong>in</strong>. Die Fährte, welche wir hier sehen, ist über e<strong>in</strong>en Tag alt. Der Zug ist gestern Mittag<br />

hier vorübergekommen und hat also am Abend den Fluß erreicht. Hat man die Sklaven sofort<br />

über den Nil schaffen wollen, so ist dies bereits geschehen, und wir können es nun nicht mehr<br />

h<strong>in</strong>dern; hat es aber Gründe gegeben, sie noch am diesseitigen Ufer zurückzubehalten, so<br />

können diese Gründe auch jetzt noch vorliegen, und eure Verwandten s<strong>in</strong>d noch nicht<br />

h<strong>in</strong>über.“<br />

[„] Eben darum müssen wir eilen! Me<strong>in</strong>e Seele sehnt sich, das Messer <strong>in</strong> das Blut der<br />

Räuber und Mörder zu tauchen!“<br />

„Willst du, daß ihr Messer sich <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Herz taucht? Wir bef<strong>in</strong>den uns auf dem Gebiete der<br />

Baqqara deren hiesige Abteilung, die Sel<strong>im</strong>, gewiß fünfhundert Krieger zählt; ihr aber seid nur<br />

zwanzig.“<br />

„Ich denke, du willst uns helfen, Emir?“<br />

„Ja, das werde ich thun; ihr seid ja me<strong>in</strong>e Brüder.“<br />

„Nun, ich habe von euch vernommen, daß ihr niemals die Fe<strong>in</strong>de zählt, wenn es auch<br />

hunderte s<strong>in</strong>d. Wenn ihr uns helft, brauchen wir uns nicht zu fürchten. Ich weiß, daß du e<strong>in</strong><br />

Zaubergewehr hast, mit welchem du <strong>im</strong>merfort schießen kannst, ohne laden zu müssen. Was<br />

s<strong>in</strong>d da fünfhundert Baqqara gegen uns!“<br />

Er me<strong>in</strong>te me<strong>in</strong>en Henrystutzen, welcher allerd<strong>in</strong>gs fünfundzwanzig Schüsse hatte. Ich<br />

antwortete ihm:<br />

„Wir pflegen freilich unsere Fe<strong>in</strong>de nicht zu zählen, weil wir uns weniger auf Gewalt als<br />

vielmehr auf unsere List verlassen. Me<strong>in</strong> Gewehr gibt mir ja e<strong>in</strong>e große Übermacht, aber ich<br />

mag nicht Menschen töten, wenn dies nicht unbed<strong>in</strong>gt nötig ist und ich ohne Blut zum Ziele<br />

gelangen kann.“<br />

„Nicht töten?“ fragte er erstaunt. „Was haben diese Hunde anders verdient als den<br />

zehnfachen Tod!“<br />

„Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Christ und wir Christen rächen uns nicht, sondern lassen die Strafe Allah und<br />

der Obrigkeit über. Dazu haben diese Baqqara nicht mir etwas gethan, und es fällt mir also<br />

nicht e<strong>in</strong>, unnötiger Weise ihr Blut zu vergießen. Willst du unsere Hilfe haben, so höre auf<br />

mich, und wenn die Rettung der eurigen möglich ist, so werde ich sie retten; willst du dich<br />

aber nicht nach mir richten, so reite ohne uns weiter, und ich sage euch, daß ihr noch heut<br />

Abend dem Tode <strong>in</strong> d[i]e Arme gehen werdet. Ihr wenigen werdet unter den vielen Baqqara<br />

se<strong>in</strong> wie zwanzig Schakals unter fünfhundert Hyänen.“<br />

Er starrte lange f<strong>in</strong>ster vor sich nieder. Auch ke<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Leute sagte e<strong>in</strong> Wort. Die Nuehrs<br />

s<strong>in</strong>d nicht Muhammedaner, sondern Heiden; er konnte me<strong>in</strong>e milden, christlichen<br />

Anschauungen nicht begreifen; nach se<strong>in</strong>er Ansicht schrie die That nach Blut, vergossen von<br />

se<strong>in</strong>er eigenen Hand. Darum kam ich se<strong>in</strong>em Entschlusse zu Hilfe, <strong>in</strong>dem ich drängte:<br />

„Wähle zwischen List oder Gewalt, zwischen mit uns oder ohne uns! Im ersteren Falle wirst<br />

du die Sklaven [68] wahrsche<strong>in</strong>lich retten; <strong>im</strong> letzteren s<strong>in</strong>d sie aber verloren und ihr mit<br />

ihnen.“<br />

„Laß mich zuvor mit me<strong>in</strong>en Kriegern reden, Emir“, bat er.

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