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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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III. Viérnes santo.<br />

(Karfreitag.)<br />

Die drei später gekommenen Händler schienen Perdido doch <strong>im</strong>poniert zu haben, denn<br />

er bot, wie ich bemerkte, se<strong>in</strong>e Waren niemanden an; ja, er packte sie nicht e<strong>in</strong>mal aus.<br />

Wie ich später hörte, bestanden sie nur <strong>in</strong> Schmucksachen, wie sie von den Bewohnern<br />

dieser Gegenden getragen werden. Diese Sachen hatten sich <strong>in</strong> den zwei Paketen<br />

befunden, welche von ihm mit <strong>in</strong> unser Boot genommen worden waren.<br />

Diese drei Comerciantes brachten Leben <strong>in</strong> das Dorf. Sie hausierten nicht, sondern<br />

hielten ihren Markt vor der Posada ab, was dem Wirte Gäste und also Gew<strong>in</strong>n brachte.<br />

Die gute Laune, <strong>in</strong> welcher er sich dadurch versetzt fühlte, wurde an ihm zum Verräter.<br />

Er tischte Speisen und Getränke auf, welche er vorher nicht zu besitzen behauptet hatte.<br />

Sogar e<strong>in</strong>e Flasche guten Casayatawe<strong>in</strong> bekamen wir für billigen Preis von ihm zu kaufen.<br />

Perdido hatte sich mißmutig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e „Sala“ zurückgezogen, und ich machte am<br />

Spätnachmittage wieder e<strong>in</strong>en Spaziergang <strong>in</strong> die Umgegend des Dorfes. Am Abende<br />

kehrte ich zurück; es war dunkel, denn der Mond war noch nicht aufgegangen. Ich<br />

pflege, wie jeder geschulte Westmann, leise aufzutreten und die Sporen abzulegen, wenn<br />

ich nicht reite. Darum waren an jenem Abende me<strong>in</strong>e Schritte wohl nicht leicht zu hören.<br />

Ich wollte nach den Pferden sehen und, als ich die h<strong>in</strong>tere Lehmmauer des Corrals<br />

erreichte, mich e<strong>in</strong>fach über diese schw<strong>in</strong>gen, um nicht noch um zwei Ecken gehen zu<br />

müssen. Da hörte ich h<strong>in</strong>ter dieser Mauer, also <strong>im</strong> Innern des Corrals, unterdrückte<br />

St<strong>im</strong>men. Das klang so he<strong>im</strong>lich; ich horchte. Weil die Betreffenden nicht laut sprachen<br />

und die Mauer sich zwischen ihnen und mir befand, konnte ich nur abgerissene<br />

Bruchstücke ihres Gespräches verstehen:<br />

„Müssen uns doch besprechen – – geht nicht bei den andern – – – ich Dich hierher<br />

gew<strong>in</strong>kt – – – mit dem Pferde besorgt?“<br />

„Ja; dieser Rastreador wird ke<strong>in</strong>s bekommen – – – gezwungen, hier zu bleiben – – -<br />

den andern dann recht schön für uns.“<br />

„– – – will jedenfalls dem Rastreador auflauern. Hat den Wirt gefragt, woh<strong>in</strong> dieser<br />

will.“<br />

„Nach der Pampa de Sal<strong>in</strong>as – – – grad auch unser Weg – – – – be<strong>im</strong> alten, roten<br />

Gambus<strong>in</strong>o 5 bleiben – – – verteufelt stören – – – könnte leicht nichts aus der Sache<br />

werden.“<br />

„Das wäre höchst fatal. Der Kerl soll entsetzlich viel Geld zusammengebracht haben,<br />

und wenn es diesmal – – – so dürfen wir es b<strong>in</strong>nen Jahren nicht wieder versuchen.“<br />

[155b] „Richtig! Also müssen wir – – – – der Rastreador uns nicht <strong>in</strong> den Weg<br />

kommt. Und wenn – – – – wird er e<strong>in</strong>fach erschossen.“<br />

Sie entfernten sich jetzt. Ich eilte um die h<strong>in</strong>tere Ecke nach der vordern, blieb dort<br />

stehen und wartete. Als sie aus dem Corral traten, machte ich mich h<strong>in</strong>ter ihnen her und<br />

sah, daß es die zwei Comerciantes waren, während der dritte, welcher mich als den<br />

Rastreador erkannt hatte, <strong>in</strong>zwischen mit dem Warenverkauf beschäftigt gewesen war.<br />

Ich hatte bei weitem nicht alles verstanden und konnte also nicht wissen, ob die<br />

Komb<strong>in</strong>ation, welche ich nun folgerte, richtig sei. Perdido wollte mir auflauern; ich sollte<br />

ke<strong>in</strong> Pferd bekommen, um hier bleiben zu müssen, weil ich den drei Comerciantes <strong>im</strong><br />

Wege war. E<strong>in</strong> alter, roter Gambus<strong>in</strong>o befand sich <strong>in</strong> Gefahr. Das war alles, was ich<br />

wußte, aber viel zu wenig. Ich war während des ganzen Abends höchst aufmerksam,<br />

konnte aber nichts weiter erfahren; ich stellte me<strong>in</strong>e Tobas an, doch auch das war<br />

umsonst. Ich mußte die Sache abwarten.<br />

Die Dorfbewohner g<strong>in</strong>gen spät nach Hause; die Comerciantes legten sich schlafen, und<br />

wir kampierten wie gestern h<strong>in</strong>ter dem Hause. Es war nichts Ungewöhnliches zu<br />

bemerken, außer daß Perdido wieder e<strong>in</strong>e Zeitlang <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sala jammmerte.<br />

Am andern Morgen schafften die Comerciantes den Tisch aus der Gaststube <strong>in</strong> das<br />

Freie und setzten sich daran nieder, um zu rauchen, zu tr<strong>in</strong>ken und zu spielen. Perdido<br />

drückte sich von e<strong>in</strong>em Orte zum andern, um uns zu beobachten, wie ich sehr wohl<br />

bemerkte. Wir g<strong>in</strong>gen auf den Pferdehandel. Da aber wollte ke<strong>in</strong>er von denen, welche<br />

gestern für heute zugesagt hatten, von e<strong>in</strong>em Verkaufe oder Tausche etwas wissen. Das<br />

5 Goldsucher.

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