im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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diesem Augenblicke Leute kommen, die nicht me<strong>in</strong>e Haddedihn waren und unten vorüber<br />
wollten. Zugleich ertönte weiter südwärts von mir e<strong>in</strong> Geschrei, welches mir sagte, daß dort<br />
e<strong>in</strong> Unglück geschehen se<strong>in</strong> müsse. Sollte ich dorth<strong>in</strong>, oder – – ja, was ich sollte oder wollte,<br />
das galt jetzt nichts, denn die Mauer, auf welcher ich stand oder vielmehr h<strong>in</strong>g, brach unter<br />
mir zusammen und ich stürzte h<strong>in</strong>ab, mitten zwischen die Kerls h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, die sich augenblicklich<br />
auf mich warfen.<br />
Was <strong>in</strong> den folgenden M<strong>in</strong>uten geschah, das weiß ich nicht. Es war mir später, als ob ich, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e dichte Staubwolke gehüllt und von vielen Händen am Boden festgehalten, mit Händen und<br />
Füßen um mich geschlagen und gestoßen hätte, um mich frei zu machen. Dann hüllte mich<br />
nicht bloß der Staub, sondern auch die Vergessenheit e<strong>in</strong>.<br />
Als ich wieder zu mir kam, sah ich Omar Ben Sadeks Gesicht gerade über dem me<strong>in</strong>igen.<br />
„Du schlägst die Augen auf, Effendi?“ rief er aus. „Hamdulillah, Du bist also nicht tot! Siehst<br />
Du mich? Hörst Du, was ich sage?“<br />
Ich wollte antworten, brachte aber <strong>im</strong> Moment ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Wort hervor. Me<strong>in</strong> Hals schien<br />
e<strong>in</strong>e umgewendete Kardendistel und me<strong>in</strong> Kopf e<strong>in</strong> großes aber leeres Wasserfaß zu se<strong>in</strong>, so<br />
war ich an dem ersteren gewürgt und auf den letzteren geschlagen worden.<br />
„Wach auf, Sihdi, wach vollends auf!“ bat Omar weiter. „Verstehst Du denn nicht, was ich<br />
sage? Du hast doch die Augen offen!“<br />
Es standen sieben Haddedihn bei ihm, welche ebenso angstvoll auf mich niederblickten;<br />
aber ich konnte weder etwas sagen noch mich bewegen.<br />
„O Allah! Er ist trotz der offenen Augen tot!“ fuhr er fort. „Wo mag Halef se<strong>in</strong>? Warum ist er<br />
nicht mit unserm lieben Effendi gegangen!“<br />
Halef! Me<strong>in</strong> guter, kle<strong>in</strong>er Hadschi! Das gab mir die Bes<strong>in</strong>nung, die Bewegung und auch die<br />
Sprache wieder. Ich sprang auf und schrie:<br />
„Kommt, kommt! Halef ist wahrsche<strong>in</strong>lich ermordet worden!“<br />
Ich wollte fort, wankte aber und stürzte wieder nieder, raffte mich abermals auf und brach<br />
noch e<strong>in</strong>mal zusammen.<br />
„Halef ermordet? Wo denn, wo?“ riefen die Haddedihn.<br />
„Bei den Pferden. Lauft h<strong>in</strong>, lauft h<strong>in</strong>!“<br />
„Ja, lauft h<strong>in</strong>, rennt h<strong>in</strong>!“ st<strong>im</strong>mte mir Omar bei. „Ich muß hier bei me<strong>in</strong>em Sihdi bleiben; er<br />
kann nicht auf, er kann nicht fort.“<br />
„Ich kann, denn ich muß!“ entgegnete ich, während sie fortrannten.<br />
„So versuche es, me<strong>in</strong> lieber, lieber Effendi! Ich werde Dich stützen.“<br />
Er hob mich auf, und mit se<strong>in</strong>er Hilfe konnte ich gehen, langsam zwar, aber doch. Je weiter<br />
wir kamen, desto freier wurde mir der Kopf, und desto williger gehorchten mir die Be<strong>in</strong>e. Als<br />
wir dorth<strong>in</strong> kamen, wo ich Halef zurückgelassen und zuletzt mit dem Scheik gesehen hatte, lag<br />
er ohne Bes<strong>in</strong>nung und mit blutendem Kopfe auf der Erde. Die Pferde waren fort, alle fort. Das<br />
brachte mir me<strong>in</strong>e körperliche und geistige Spannkraft wieder. Ich machte mich von Omar los,<br />
der mich nun nicht mehr zu halten brauchte, und befahl e<strong>in</strong>em Haddedihn:<br />
[167] „Lauf eiligst nach dem Nordende der Trümmerstadt, ob Du von dort aus die Muntefik<br />
mit ihren Pferden noch erblicken kannst!“<br />
Er gehorchte dieser Aufforderung, und ich kniete neben Halef nieder, um ihn zu<br />
untersuchen. Er war nicht tot, sondern nur betäubt, und die ihm mit dem Ste<strong>in</strong>e beigebrachte<br />
Wunde, welche blutete, schien auch nicht gefährlich zu se<strong>in</strong>. Wir konnten unbesorgt um ihn auf<br />
se<strong>in</strong> Erwachen warten. Nun erst bemerkte ich, daß wir nicht vollzählig waren.<br />
„Wo ist Mesud?“ fragte ich. „Ich sehe ihn doch nicht.“<br />
„O Sihdi, wie recht hattest Du, als Du mir w<strong>in</strong>ktest und ihm leise sagtest, vorsichtig zu<br />
se<strong>in</strong>!“ antwortete Omar. „Mesud, der Bruder me<strong>in</strong>es Weibes, ist tot, erstochen und ausgeraubt<br />
worden von den Hunden vom verfluchten Stamme dieser Muntefik.“<br />
„Herrgott! Ist’s wahr?“<br />
„Ja. Wir fanden se<strong>in</strong>e Leiche.“<br />
„Ich dachte es mir, als ich Euch schreien hörte. So hat er me<strong>in</strong>e Warnung also doch nicht<br />
beachtet!“<br />
„Leider nicht! Während wir auf unsern Knieen lagen, um diesen Ibn Risaa zu verehren, den<br />
Allah besser nicht erschaffen hätte, lockte der Häuptl<strong>in</strong>g ihn, ohne daß wir es bemerkten, unter<br />
irgend e<strong>in</strong>em Vorwande fort. Da hörten wir ihn um Hilfe rufen und eilten ihm nach, mußten<br />
aber suchen, ehe wir ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Blutlache fanden. Er war gerade <strong>in</strong> das Herz gestochen<br />
worden. Das Geld ist fort. Wir erhoben e<strong>in</strong> großes Geschrei und wollten zu den Pferden, zu Dir.<br />
Das hat die Mörder von Dir verscheucht und Dir das Leben gerettet. Aber sie s<strong>in</strong>d