01.02.2013 Aufrufe

im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nicht zu vermieten.“<br />

„Da hast Du recht. Er vermietet sie uns auch nicht, sondern er leiht sie uns umsonst, weil er<br />

sich freut, Dir dienen zu dürfen.“<br />

„Mir? Ich b<strong>in</strong> hier fremd. Was weiß er von mir?“<br />

Da fiel me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere Hadschi Halef, welcher jede Gelegenheit, mich und dabei natürlich<br />

auch sich zu verherrlichen, gern ergriff, rasch e<strong>in</strong>:<br />

„Wie kannst Du nur so fragen, Sihdi! Hast Du vergessen, war für Heldenthaten wir<br />

vollbracht haben? Gibt es auch nur e<strong>in</strong>en Menschen, der uns gleichzustellen ist? Wir s<strong>in</strong>d die<br />

Riesen der Kühnheit und der Tapferkeit, und alles, was außer uns lebt, ist Zwerg gegen uns.<br />

Unsere Namen s<strong>in</strong>d durch alle Länder erklungen, und von unsern Thaten wird <strong>in</strong> allen Häusern<br />

und Zelten erzählt und gesungen. Warum soll Abd el Kahir da nicht wissen, daß Du der<br />

unbesiegliche Emir Kara Ben Nemsi Effendi bist, der unter me<strong>in</strong>em unüberw<strong>in</strong>dlichen Schutze<br />

steht?“<br />

„Halef, schneide nicht auf! Es ist möglich, daß er von unsern früheren Erlebnissen e<strong>in</strong>iges<br />

gehört hat; aber woher weiß er, daß wir uns hier bef<strong>in</strong>den und nach dem Kubbet el Islam<br />

reiten wollen?“<br />

„Von mir,“ antwortete Mesud. „Ich habe es ihm gesagt.“<br />

„Wo hast Du ihn getroffen?“<br />

„Bei dem Händler, von welchem ich mir das Geld geholt habe.“<br />

[162] „Bei dem war er? Hat er gesehen, daß Du soviel ausgezahlt bekamst?“<br />

„Ja.“<br />

„So sei vorsichtig, und n<strong>im</strong>m es nicht mit!“<br />

„Effendi, was denkst Du von Abd el Kahir! Er ist e<strong>in</strong> ehrlicher Mann, bei dem wir sicherer<br />

s<strong>in</strong>d als an jedem andern Orte, soweit die Erde reicht. Und wem sollte ich die Summe während<br />

unserer Abwesenheit anvertrauen?“<br />

„Es mag e<strong>in</strong>er von Euch hier bleiben, dem Du das Geld gibst.“<br />

„Dazu entschließt sich ke<strong>in</strong>er, denn das wäre die Unterlassung e<strong>in</strong>es sehr verdienstlichen<br />

Werkes.“<br />

„Hm! Kennst Du Abd el Kahir persönlich?“<br />

„Ne<strong>in</strong>.“<br />

„So kannst Du also nicht wissen, ob er es wirklich ist. Wann will er mit se<strong>in</strong>en Pferden<br />

kommen?“<br />

„In e<strong>in</strong>er Stunde.“<br />

„Hm! So möchte ich während dieser Zeit zu dem Händler gehen und mich erkundigen, ob<br />

der Araber, welcher bei ihm gewesen ist, wirklich Abd el Kahir war.“<br />

„Das ist unnötig, denn der Händler hat ihn bei diesem Namen genannt und, als ich dabei<br />

war, mit ihm vom Stamme der Muntefik gesprochen. Als wir mite<strong>in</strong>ander fortg<strong>in</strong>gen, kamen<br />

wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kurzes Gespräch, wobei ich ihm sagte, daß wir mit Dir nach dem Kubbet el Islam<br />

wollten, und zwar auf Eseln reitend. Da bot er mir gleich se<strong>in</strong>e Pferde an, <strong>in</strong>dem er sagte, daß<br />

es e<strong>in</strong>es solchen Emirs, wie Du bist, nicht würdig sei, sich auf e<strong>in</strong> solches Tier zu setzen; er<br />

werde Dir gern se<strong>in</strong>e eigene, kostbare Stute leihen.“<br />

„So! Sagte er Dir, wo er se<strong>in</strong>e Pferde hat?“<br />

„Im Dorte El Nahit, welches draußen vor dem Thore von El Mibad liegt. Natürlich ist nur die<br />

Stute se<strong>in</strong>; die übrigen gehören se<strong>in</strong>en Leuten, die mit ihm s<strong>in</strong>d; die werden aber nichts<br />

dagegen haben, daß wir sie für kurze Zeit benutzen.“<br />

„Weiß er denn, wo wir wohnen?“<br />

„Ja, denn er ist mit mir bis an dieses Haus gegangen.“<br />

„So konntest Du ihn mit here<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen!“<br />

Me<strong>in</strong> Verhalten schien ihn halb zu kränken und halb zu erzürnen, denn er sagte:<br />

„Du hast mich bis jetzt noch nicht für e<strong>in</strong>en Knaben gehalten, sche<strong>in</strong>st es aber nun zu thun.<br />

Bedenke, daß mir die Kelleks und ihre Fracht anvertraut worden s<strong>in</strong>d! Das mag Dir sagen, daß<br />

ich es nicht nötig habe, Worte des Mißtrauens anzuhören!“<br />

„Und ich versichere Dir, daß es nicht me<strong>in</strong>e Absicht gewesen ist, Dich zu beleidigen. Ich<br />

habe die Gewohnheit, alles mit möglichster Vorsicht zu thun, und will hoffen, daß dies <strong>im</strong><br />

vorliegenden Falle nicht angebracht gewesen ist.“<br />

Damit war der Wortwechsel zu Ende, denn ich glaubte, allerd<strong>in</strong>gs zu weit gegangen zu se<strong>in</strong>.<br />

Wer sollte es wagen, sich für Abd el Kahir auszugeben, ohne es zu se<strong>in</strong>! Dieser Scheik, dessen<br />

Name „Diener der Tugend“ bedeutet, stand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr guten Rufe, und es war e<strong>in</strong>e Ehre für<br />

mich, auf se<strong>in</strong>er Stute reiten zu dürfen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!