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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„So kommen die Mir Mahmalli-Krieger wohl h<strong>in</strong>ter Dir her?“<br />

„Sie kommen, sie kommen jedenfalls, um me<strong>in</strong>e zerrissene Leiche – –“<br />

Sie hielt <strong>in</strong>ne. Infolge me<strong>in</strong>er Frage unwillkürlich zurückblickend, sah sie e<strong>in</strong>en Trupp Reiter,<br />

welcher durch die vor uns liegenden Sträucher brach und, uns sehend, für e<strong>in</strong>ige Augenblicke<br />

halten blieb.<br />

„Dort kommen sie, dort!“ schrie sie entsetzt auf. „Flieh, sonst bist Du verloren! Ich fliehe<br />

auch!“<br />

Sie rannte spornstreichs nach dem Flusse, um sich ans jenseitige Ufer zu retten. Der<br />

Khawaß hielt noch <strong>im</strong>mer weit h<strong>in</strong>ter uns; er brüllte uns zu:<br />

„Allah sei uns gnädig! Kommt zurück! Wir müssen fliehen, fliehen, fliehen!“<br />

[155] Die Kurden sahen die toten Hunde liegen und kamen, e<strong>in</strong> Wutgeheul ausstoßend und<br />

die Waffen schw<strong>in</strong>gend, auf uns zugesprengt. Es waren zwölf Personen. Me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Hadschi<br />

Halef nahm se<strong>in</strong> Doppelgewehr von der Schulter und fragte ruhig:<br />

„Wir reißen doch nicht aus, Sihdi?“<br />

„Ne<strong>in</strong>! Rück weiter ab von mir, und schieß, wenn sie nicht halten bleiben, aber nur auf die<br />

Pferde. Umz<strong>in</strong>geln lassen dürfen wir uns nicht!“<br />

Ich schob drei neue für die abgeschossenen Patronen <strong>in</strong> den Stutzen und hielt denselben<br />

schußbereit. Zweihundert Schritte, hundertfünfzig, hundert waren sie von uns entfernt, da rief<br />

ich ihnen zu: „Halt! Nicht weiter! Wir schießen!“<br />

Zwölf gegen zwei! Sie antworteten mit e<strong>in</strong>em höhnischen Gelächter und ritten weiter.<br />

Sieben hatten, wie ich sah, Gewehre. Diese fürchtete ich nicht so wie die langen Lanzen,<br />

welche die fünf andern hatten und gegen uns e<strong>in</strong>gelegt hielten.<br />

„Die Pferde der zwei vordersten Lanzenreiter!“ rief ich Halef zu. Er gehorchte, und ich gab<br />

zu gleicher Zeit drei Schüsse ab. Die fünf Pferde stürzten; die Reiter flogen ab. Zwei oder drei<br />

der folgenden Pferde strauchelten über die gefallenen und stürzten auch; der Trupp kam<br />

dadurch <strong>in</strong>s Stocken. Die noch <strong>im</strong> Sattel Sitzenden blieben ungefähr dreißig Schritte vor uns<br />

halten, während die andern sich schwer oder leicht aufrichteten und fluchend nach ihren<br />

Pferden sahen.<br />

Der Anblick dieser Kerls war ke<strong>in</strong>eswegs Vertrauen erweckend, doch konnte ihre<br />

Bewaffnung mich nicht <strong>in</strong> Angst versetzen. Die Lanzen waren jetzt unschädlich, und die mit<br />

Gewehren Versehenen hatten nur alte Ste<strong>in</strong>schloßfl<strong>in</strong>ten, zwei von ihnen sogar Luntenfl<strong>in</strong>ten<br />

von Anno Tobak her. Was die Anzüge betraf, so prahlten dieselben <strong>in</strong> allen Farben; der Kurde<br />

liebt es, sich möglichst bunt zu kleiden. E<strong>in</strong>er von ihnen, der sich durch den Besitz e<strong>in</strong>er Pistole<br />

auszeichnete, trug auf dem Kopfe e<strong>in</strong>en Turban, welcher wenigstens drei Fuß <strong>im</strong> Durchmesser<br />

hatte. Er war der Anführer, ritt noch e<strong>in</strong>ige Schritte vor und donnerte uns an:<br />

„Allah verdamme Euch! Habt Ihr den Verstand verloren, daß Ihr es wagt, <strong>im</strong> Bereiche<br />

unsers Gebietes auf uns zu schießen? Wer seid Ihr, Hunde?“<br />

„Wir s<strong>in</strong>d Fremde,“ antwortete ich, se<strong>in</strong> letztes beleidigendes Wort überhörend.<br />

„Das versteht sich von selbst. Wäret Ihr nicht fremd, würdet Ihr Euch gehütet haben, Euch<br />

durch diese Fe<strong>in</strong>dseligkeit die Pforten des sichern Verderbens zu öffnen. Eure Seelen gehören<br />

der Hölle. Fahrt h<strong>in</strong>ab durch unsere Kugeln!“<br />

Er wollte se<strong>in</strong> Gewehr anlegen. Ich hielt den Lauf auf ihn gerichtet und gebot ihm schnell:<br />

„Nieder mit der Fl<strong>in</strong>te, sonst jage ich Dir den Tod <strong>in</strong>s Gehirn!“<br />

„Schwätzer!“ lachte er. „Eure Läufe s<strong>in</strong>d abgeschossen!“<br />

„Der me<strong>in</strong>ige schießt <strong>im</strong>merfort. Paß auf!“<br />

Ich gab rasch h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander drei, vier, fünf Schüsse auf se<strong>in</strong> Pferd ab. Es brach tut<br />

zusammen. Er stürzte und verlor die Fl<strong>in</strong>te.<br />

„Allah, Allah!“ brüllte er wütend, <strong>in</strong> dem er sich aufrichtete. „Woher hast Du dieses Gewehr?<br />

Hat es der Teufel für Dich gemacht? Wie ist De<strong>in</strong> Name?“<br />

Me<strong>in</strong> deutscher Name wäre hier nicht am Platze gewesen. Darum nannte ich mich bei<br />

demjenigen, welchen ich früher von me<strong>in</strong>en arabischen Reisegefährten erhalten hatte:<br />

„Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Christ aus e<strong>in</strong>em fernen Lande und werde Kara Ben Nemsi Effendi genannt.“<br />

„E<strong>in</strong> Christenhund? Allah verfluche Dich! Stirb von me<strong>in</strong>er Hand!“<br />

Er raffte se<strong>in</strong> Gewehr auf, um es auf mich anzulegen; da fiel ihm e<strong>in</strong>er der Lanzenreiter <strong>in</strong><br />

den Arm und rief ihm hörbar ängstlich zu:<br />

„Halt e<strong>in</strong>! Du tötest uns alle! Das Gewehr dieses Christen schießt hundert Kugeln, ja<br />

tausend Kugeln h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander, ohne daß man es jemals zu laden braucht. Ich kenne ihn! Er<br />

schießt Euch, ehe Ihr zum Losdrücken kommt, alle über den Haufen.“<br />

„Was – – was – – sagst Du?” fragte der Häuptl<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>dem er se<strong>in</strong>e Fl<strong>in</strong>te s<strong>in</strong>ken ließ und den

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