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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Er kam nicht weiter; e<strong>in</strong> lauter, klatschender Schlag unterbrach se<strong>in</strong>e Rede, denn der<br />

kle<strong>in</strong>e, jähzornige Hadschi hatte ihm die scharfe, lederne Kamelpeitsche mit aller Kraft quer<br />

über das Gesicht gezogen und rief dabei:<br />

»Das ist für den Giaur, Du Hund! Wirst Du es nun noch e<strong>in</strong>mal sagen?«<br />

Der Getroffene schrie vor Schmerz laut auf, fuhr sich mit beiden Händen nach dem Gesicht<br />

und stand e<strong>in</strong>e Zeitlang ganz starr und unbeweglich. Dann aber that er e<strong>in</strong>en Sprung vorwärts,<br />

um Halef zu packen, wobei er vor Wut wie e<strong>in</strong> Stier brüllte. Es war aber nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger<br />

Schritt, den er thun konnte, denn e<strong>in</strong> zweiter gewaltiger Hieb des Kle<strong>in</strong>en warf ihn förmlich<br />

wiederzurück. Und da stand auch ich bei ihm, faßte ihn bei den Oberarmen, drückte ihm<br />

dieselben gegen die Brust, daß er nur pfeifend Atem holen konnte, und drohte:<br />

»Ke<strong>in</strong>en Schritt wieder vorwärts, sonst zerdrücke ich Dir die Rippen, Kerl! De<strong>in</strong>en Scheba et<br />

Thar fürchten wir nicht. Und nun mach, daß Du fortkommst von hier, sonst laß ich nicht mehr<br />

den Mund, sondern das Messer zu Dir reden!«<br />

Ich gab ihm e<strong>in</strong>en Stoß, daß er zur Erde fiel und sich überschlug. Er raffte sich zwar gleich<br />

wieder auf, wagte es aber nicht, wieder angreifend vorzugehen, doch überschüttete er uns,<br />

während wir die Kamele bestiegen, mit e<strong>in</strong>er Flut von Sch<strong>im</strong>pfworten, und als wir dann<br />

fortritten, hörten wir ihn noch <strong>im</strong>mer h<strong>in</strong>ter uns herbrüllen und drohen:<br />

»Der Scheba et Thar wird euch verschl<strong>in</strong>gen - - - der Scheba - - et - - Thar - - Scheba - -<br />

et- - Thar - - -!« - -<br />

[166]<br />

II.<br />

Das Geschrei Abu el Ghadabs war <strong>im</strong> Warr gehört worden. Die Scherarat glaubten ihn <strong>in</strong><br />

Gefahr und eilten ihm zu Hilfe, wie uns ihre St<strong>im</strong>men verrieten, welche wir h<strong>in</strong>ter uns hörten.<br />

Wir hatten sie nicht zu fürchten, trieben aber dennoch unsere Kamele an, weil wir von jetzt ab<br />

Eile hatten.<br />

Ich ritt voran; die beiden anderen folgten mir. Nach e<strong>in</strong>er Weile rief mir Halef zu:<br />

»Aber, Sihdi, Du schlägst doch e<strong>in</strong>e ganz falsche Richtung e<strong>in</strong>; wir müssen geradeaus, nicht<br />

so weit nach rechts!«<br />

»Wir müssen nach rechts,« antwortete ich.<br />

»Warum?«<br />

»Weil dorth<strong>in</strong> der Bir el Halawijat liegt.«<br />

»Zu ihm wollen wir ja gar nicht!«<br />

»Allerd<strong>in</strong>gs nicht. Wir müssen zu den Lazafah-Schammar, um sie vor den Scherarat zu<br />

warnen, was diese aber nicht ahnen dürfen. Darum habe ich zu dem Sohne des Zauberers<br />

gesagt, daß wir uns nach dem Bir el Halawijat wenden wollen, und um nicht als Lügner zu<br />

gelten und um die Scherarat zu täuschen, thue ich dies jetzt, denn sie werden, sobald der<br />

Morgen angebrochen ist, unserer Fährte folgen.«<br />

»Willst Du etwa ganz bis dorth<strong>in</strong>? Das würde für uns e<strong>in</strong> großer Umweg se<strong>in</strong>.«<br />

»Du kennst doch den Weg?«<br />

»Ja, genau.«<br />

»So weißt Du, daß wir nach e<strong>in</strong>em halben Tagesritte auf den großen, weiten Hadschar el<br />

mahlis 20 kommen, wo die Kamele ke<strong>in</strong>e Spur h<strong>in</strong>terlassen und wir also l<strong>in</strong>ks abweichen<br />

können, ohne daß die Scherarat es bemerken werden.«<br />

»Das ist richtig, Sihdi. Da beweisest Du wieder e<strong>in</strong>mal, daß Du wahrsche<strong>in</strong>lich klüger bist als<br />

ich.«<br />

»Wahrsche<strong>in</strong>lich nur?« lachte ich. »Ja, ich wäre wahrsche<strong>in</strong>lich nicht so pfiffig, wie bl<strong>in</strong>d<br />

mitten unter zweihundert Scherarat h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zureiten und mich von ihnen gefangen nehmen zu<br />

lassen, lieber Halef!«<br />

[167] Das war der erste und letzte, der e<strong>in</strong>zige Vorwurf, den Halef für se<strong>in</strong>e<br />

Unvorsichtigkeit zu hören bekam, und da zeigte er sich allerd<strong>in</strong>gs so schlau, nicht darauf zu<br />

antworten. Doch darf ich für diese me<strong>in</strong>e Nachsicht ihm gegenüber ke<strong>in</strong> großes Lob<br />

beanspruchen, denn ich hätte ihn jedenfalls viel strenger vorgenommen, wenn mich nicht die<br />

Rücksicht auf die Gegenwart se<strong>in</strong>es Sohnes davon abgehalten hätte.<br />

Wir ritten die ganze Nacht h<strong>in</strong>durch, worauf wir unsere Hedschan e<strong>in</strong>e Stunde ausruhen<br />

ließen; dann g<strong>in</strong>g es wieder weiter, bis wir den Hadschar el mahlis erreichten und auf e<strong>in</strong>er<br />

recht harten und glatten Stelle desselben die bisherige Richtung änderten. Es gab heute e<strong>in</strong>e<br />

20 Glatte, ebene Felsenfläche.

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