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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„Er wurde von dem Kys-Kaptschiji zurückgeschickt, um zu erkundschaften, ob die<br />

Mädchenräuber verfolgt werden. Nun hat er die Perser getroffen und wird zurückeilen, um<br />

se<strong>in</strong>e Kumpane zu warnen.“<br />

„Da müssen wir fort, sogleich fort!“<br />

„Woh<strong>in</strong>?“<br />

„Den Persern nach.“<br />

„Wozu?“<br />

„Um sie auch zu warnen.“<br />

„Liebster Halef, wie Du doch so gern den Retter spielst!“<br />

„Das habe ich von Dir gelernt, Sihdi.“<br />

„Verdienen sie es denn, daß wir uns um sie bemühen?“<br />

„Ne<strong>in</strong>, denn sie haben uns beleidigt und gekränkt. Aber man soll se<strong>in</strong>en Fe<strong>in</strong>den vergeben<br />

und ihnen Gutes erweisen.“<br />

„So denken und handeln die Christen; Du aber bist doch ke<strong>in</strong> Christ!“<br />

„Ach, schweig doch, me<strong>in</strong> guter Sihdi! Du weißt ja, welche Gedanken und Gefühle <strong>in</strong> dem<br />

Herzen De<strong>in</strong>es treuen Halef wohnen. Ja, es gab e<strong>in</strong>e Zeit, damals, als ich <strong>in</strong> der Sahara De<strong>in</strong><br />

Diener wurde, <strong>in</strong> welcher ich mir außerordentliche Mühe gegeben habe, Dich zum Islam zu<br />

bekehren. Ich glaubte damals wirklich, daß ke<strong>in</strong> Christ <strong>in</strong> den H<strong>im</strong>mel kommen könne; ich<br />

hatte Dich so sehr, so unendlich lieb und wollte Dich also neben mir <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel sehen; darum<br />

redete ich Dir so viel von Mohammed und se<strong>in</strong>en Lehren vor. Du hast darüber stets gelächelt,<br />

so freundlich still, wie nur Du lächeln kannst; Du hast niemals mit mir über De<strong>in</strong>e und me<strong>in</strong>e<br />

Religion gestritten und gezankt; aber Du hast mir nach und nach durch De<strong>in</strong>e Ges<strong>in</strong>nungen<br />

und De<strong>in</strong>e Thaten <strong>im</strong>mer klarer und deutlicher bewiesen, daß das Christentum <strong>in</strong> gar vielen<br />

D<strong>in</strong>gen höher steht als der Islam.“<br />

In der That, me<strong>in</strong> lieber, treuer Halef wurde zu me<strong>in</strong>er Freude <strong>im</strong>mer empfänglicher für das<br />

Christentum. Er bedurfte des christlichen Unterrichtes, und den wollte ich ihm nun bald<br />

verschaffen.<br />

Nun fragte er: „Du wirst daher gewiß me<strong>in</strong>e Bitte erfüllen, den Persern nachzureiten, Sihdi?“<br />

„Gern, zumal ihr Weg am Flusse h<strong>in</strong> ja auch der unserige ist; aber ich b<strong>in</strong> überzeugt, daß<br />

unsere Warnung ke<strong>in</strong> Gehör f<strong>in</strong>den wird. Sie werden uns vielleicht gar verlachen.“<br />

„Mögen sie! dann haben wir unsere Pflicht gethan und können uns mit gutem Gewissen<br />

weiter wenden. Wollen wir fort?“<br />

„Ja, sogleich.“<br />

Wir stiegen auf unsere Pferde und folgten der Spur der Perser, welche nahe am Ufer<br />

westwärts führte. Da wir sehr schnell ritten und die acht Schiiten uns erst vor kurzer Zeit<br />

verlassen hatten, dauerte es gar nicht lange, bis wir sie vor uns sahen. Wir kamen ihnen ganz<br />

nahe, denn sie blickten sich nicht eher um, als bis sie das Schnauben unserer Pferde hörten.<br />

Da hielten sie an und richteten auf das Kommando ihres Anführers ihre Gewehre schnell auf<br />

uns.<br />

„Bleibet halten, sonst schießen wir!“ rief Mirza Muzaffar uns entgegen. „Ihr wißt, daß wir<br />

e<strong>in</strong>en solch räudigen Hund nicht <strong>in</strong> unsere Nähe lassen, und jetzt haben w i r die Gewehre<br />

zuerst <strong>in</strong> den Händen. Sobald Ihr nach e<strong>in</strong>er Waffe greift, schießen wir!“<br />

Da hatte er freilich recht. Wir befanden uns <strong>in</strong> ihren Händen, aber nur deshalb, weil unsere<br />

Absicht e<strong>in</strong>e friedliche war. Ich über- [176c] hörte [überhörte] die neue Beleidigung und<br />

antwortete ruhig:<br />

„Eben weil ich e<strong>in</strong> Christ b<strong>in</strong> und daher Böses mit Gutem vergelte, kommen wir. Wir wollen<br />

Euch warnen.“<br />

„Vor wem?“<br />

„Vor dem Armeni, welcher bei uns war.“<br />

„Warum?“<br />

„Wir haben über ihn nachgedacht. Er sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Kundschafter des Kys-Kaptschiji zu se<strong>in</strong>.“<br />

„Das lügt Ihr!“<br />

„Wir lügen nicht, doch ist es <strong>im</strong>merh<strong>in</strong> möglich, daß wir uns irren. Denke an se<strong>in</strong>e letzten<br />

Worte: er drohte Dir.“<br />

„Das ist mir sehr gleichgültig.“<br />

„Wer so droht, der muß wissen, daß er se<strong>in</strong>e Drohung ausführen kann; da er sich nun als<br />

e<strong>in</strong>zelner Mann unmöglich an Euch wagen darf, ist anzunehmen, daß er Helfer hat.“<br />

„Wir lachen über sie!“<br />

„Auch über den Kys-Kaptschiji?“

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