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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„So hat also dieses gerechte Savannengericht erkannt, daß Old Curs<strong>in</strong>g-Dry die beiden<br />

Krieger der Pa-Utes ermordet hat, und da wir versprochen haben, den Mörder auszuliefern, so<br />

sei er hiermit dem Häuptl<strong>in</strong>ge der Pa-Utes übergeben, der mit ihm thun mag, was ihm gefällt.<br />

Howgh!“<br />

Da erhob sich auch Pats avat. Die Pistole <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Hand, streckte er die rechte nach<br />

dem Mörder aus und rief:<br />

„Dieses weiße Raubtier gehört von jetzt an mir. Er wird gleich jetzt an den Pfahl gebunden<br />

und so gemartert werden, daß er drei Tage und drei Nächte lang vor [197] Schmerz brüllen<br />

soll, ohne sterben zu können, denn er hat nicht nur den Doppelmord begangen, sondern er ist<br />

der Quäler und Mörder noch vieler andrer roten Männer. Howgh!“<br />

Fletcher stand kurze Zeit bewegungslos und starr; dann zischte er den Häuptl<strong>in</strong>g an:<br />

„Ich sterben? Am Marterpfahle? Obgleich ich erbl<strong>in</strong>den will, wenn ich es gewesen b<strong>in</strong>? Roter<br />

…….. Hund! Gibt es ke<strong>in</strong>e Rettung mehr für mich, dann sollst Du auch zum Teufel fahren! Paß<br />

auf!“<br />

Er entriß dem Häuptl<strong>in</strong>g die Pistole, richtete sie auf ihn und drückte ab; <strong>im</strong> nächsten<br />

Augenblicke hielt er sie sich an die Schläfe und drückte wieder ab. Die beiden Schüsse<br />

ertönten fast wie e<strong>in</strong>er so schnell h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>ander. Man sah kaum, daß der Häuptl<strong>in</strong>g be<strong>im</strong><br />

ersten Schusse zur Seite sprang und be<strong>im</strong> zweiten die Hand nach der Pistole ausstreckte. Wir<br />

fuhren alle von den Sitzen auf, glaubend, daß beide tot niederstürzen müßten; aber der<br />

Häuptl<strong>in</strong>g stand unverletzt und sagte hohnlachend:<br />

„Er traf mich nicht, denn ich stieß se<strong>in</strong>e Hand auf die Seite, und es war nur erst das Pulver,<br />

ke<strong>in</strong>e Kugeln <strong>in</strong> den Läufen. Aber schaut den bleichen Hund! Was ist mit ihm geschehen?“<br />

Ja, was war mit Fletcher geschehen? Er hatte die Pistole fallen lassen und stand starr, die<br />

Hände auf die beiden Augen gedrückt; dann nahm er die Hände weg und hob den Kopf, als ob<br />

er gegen den Sternenh<strong>im</strong>mel sehen wolle, stieß e<strong>in</strong>en schrillen, markdurchdr<strong>in</strong>genden Schrei<br />

aus und warf sich auf die Erde nieder, <strong>in</strong> der er jammernd mit den Fäusten wühlte.<br />

„Uff, uff, uff!“ rief W<strong>in</strong>netou. „Er wollte erbl<strong>in</strong>den, wenn er schuldig sei, und hat sich jetzt<br />

das Pulver <strong>in</strong> die Augen geschossen. Das Präriegericht hat ihn verurteilt; aber der große<br />

Manitou hat ihn noch viel gerechter gerichtet. Diesem Flucher und Lästerer ist genau so<br />

geschehen, wie er selbst vom großen Geist gefordert hat. W<strong>in</strong>netou, der Häuptl<strong>in</strong>g der<br />

Apatschen, hat viel gesehen und erlebt, was andere nicht zu ersehen vermochten; vor diesem<br />

Gerichte aber will ihm grauen. Howgh!“<br />

Er schüttelte sich wie vor Frost und wandte sich ab, um zu gehen. Es war so, wie er sagte:<br />

Fletcher hatte sich mit der Kugel <strong>in</strong> die Schläfe treffen wollen, aber weil Pats avat <strong>in</strong> demselben<br />

Augenblicke nach der Pistole gegriffen hatte, war der Pulverschuß abgelenkt worden und ihm<br />

<strong>in</strong> die beiden Augen gegangen. Es g<strong>in</strong>g mir wie W<strong>in</strong>netou; mir graute, und ich entfernte mich,<br />

und zwar so weit vom Lager weg, bis ich das Jammern des von Gott Gestraften nicht mehr<br />

hörte. Als ich nach längerer Zeit zurückkam, war er <strong>in</strong>zwischen h<strong>in</strong>über zu den Pa-Utes<br />

geschafft worden, deren Häuptl<strong>in</strong>g jetzt nicht mehr daran dachte, ihn schon heute an den<br />

Marterpfahl zu b<strong>in</strong>den.<br />

So nötig der Schlaf uns allen war, ich konnte ihn lange nicht f<strong>in</strong>den und wälzte mich<br />

vergeblich von e<strong>in</strong>er Seite auf die andere, denn mir tönte <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer das Wort des<br />

Apatschen <strong>in</strong> die Ohren: „Aber der große Manitou hat ihn noch viel gerechter gerichtet!“ Und<br />

als ich endlich doch <strong>in</strong> Schlummer fiel, war es mir <strong>im</strong> Traume, als ob die beiden<br />

Pistolenschüsse wieder und <strong>im</strong>mer wieder ertönten.<br />

Aber war das wirklich <strong>im</strong> Traume? Oder wachte ich? Es waren wirkliche Schüsse gefallen,<br />

und ich vernahm e<strong>in</strong> hastiges Rennen und Rufen. Als ich aufsprang, sah ich das ganze Lager <strong>in</strong><br />

Bewegung und erfuhr auf me<strong>in</strong> Befragen, daß Old Curs<strong>in</strong>g-Dry entflohen sei.<br />

Was das möglich? Er, der Erbl<strong>in</strong>dete und zugleich Gefesselte entflohen? Das konnte ich doch<br />

kaum glauben! Oder sollte er nicht wirklich oder nicht ganz bl<strong>in</strong>d gewesen se<strong>in</strong>? Da kam Dick<br />

Hammerdull mit Pitt Holbers gelaufen und rief mir zu, <strong>in</strong>dem sie mich noch nicht ganz erreicht<br />

hatten:<br />

„Wißt Ihr es schon, daß der alte Fletcher fort ist, Sir?“<br />

„Ich hörte es, kann es aber nicht glauben.“<br />

[198] „Ob Ihr es glaubt oder nicht, das bleibt sich vollständig gleich, aber es ist so, Mr.<br />

Shatterhand.“<br />

„Ist er denn nicht gefesselt gewesen?“<br />

„Gefesselt war er.“<br />

„So haben die Pa-Utes ihn nicht scharf genug bewacht?“

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