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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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und dadurch bewiesen, daß ich mich vor Euch nicht fürchte. Ich habe außerdem Euch beide<br />

ergriffen und sollte Euch eigentlich töten; aber weil ich e<strong>in</strong> Christ b<strong>in</strong>, will ich das nicht thun,<br />

sondern Euch freigeben, doch unter der Bed<strong>in</strong>gung, welche Du jetzt vernehmen [164] wirst.<br />

Ich verlange das Kamel me<strong>in</strong>es Freundes zurück und dazu alle Sachen, die ihr diesem Scheik<br />

der Haddedihn abgenommen habt. Du wirst jetzt nach dem Lager gehen, um das Tier, die<br />

Waffen und alle diese Gegenstände zu holen. Wenn Du das ehrlich thust, geben wir Abu el<br />

Ghadab sofort frei und reiten weiter. Planst Du aber e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>terlist dabei, so wird er<br />

augenblicklich erschossen. Ich gebe Dir von jetzt an bis zu De<strong>in</strong>er Rückkehr e<strong>in</strong>e halbe Stunde<br />

Zeit. Bist Du dann noch nicht da, so muß er auch sterben. Jetzt geh!«<br />

Er wollte zögern; da gebot ihm Abu el Ghadab:<br />

»Beeile Dich und thue, wie Dir gesagt worden ist! Me<strong>in</strong> Leben ist mehr wert als der Besitz<br />

e<strong>in</strong>es armseligen Kamels der Haddedihn.«<br />

Der Mann entfernte sich. Um e<strong>in</strong>er etwaigen Falle, die man uns vielleicht stellen könnte, zu<br />

entgehen, verlegte ich unsern Lagerplatz um e<strong>in</strong>e bedeutende Strecke seitwärts und schlich<br />

mich dann mit Halef, der e<strong>in</strong>stweilen das Gewehr se<strong>in</strong>es Sohnes nahm, dem Warr entgegen,<br />

und zwar bis zu e<strong>in</strong>er Stelle, an welcher der Bote vorübermußte. Kara Ben Halef hatte den<br />

Befehl, den Gefangenen scharf zubewachen und ihn <strong>im</strong> Falle e<strong>in</strong>es Fluchtversuches zu<br />

erstechen.<br />

Die halbe Stunde war noch nicht vergangen, so hörten wir Schritte vor uns. E<strong>in</strong> Stück auf<br />

die Seite kriechend, sahen wir den Boten kommen. Er führte das Kamel und g<strong>in</strong>g an uns<br />

vorüber, ohne uns zu bemerken; es war ke<strong>in</strong> zweiter Scherari bei ihm, und me<strong>in</strong>e Drohung<br />

hatte also den beabsichtigten Erfolg gehabt. Wir standen auf und holten ihn e<strong>in</strong>.<br />

»E<strong>in</strong> Glück für Dich, daß Du ehrlich bist!« sagte ich zu ihm. »Du wärst natürlich auch mit<br />

erschossen worden. Gib her, was Du hast!«<br />

Halef erhielt alles wieder, was man ihm abgenommen hatte; dann schickte ich den Scherari<br />

mit der Versicherung fort, daß se<strong>in</strong> Anführer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>uten auch frei se<strong>in</strong> werde.<br />

»Wirst Du aber auch Wort halten, Effendi?« fragte er mich.<br />

»Mach Dich schleunigst von dannen!« fuhr ich ihn an. »Kara Ben Nemsi hat noch nie e<strong>in</strong>e<br />

Lüge gesagt. Oder soll ich De<strong>in</strong>en Be<strong>in</strong>en mit e<strong>in</strong>em Schrotschusse Bewegung machen?«<br />

Er verschwand so schnell wie möglich. Als wir bei unserm Gefangenen und se<strong>in</strong>em jungen<br />

Wächter ankamen, band ich dem ersteren die Hände los und sagte:<br />

»Wir haben bekommen, was ich verlangte. Du kannst gehen.«<br />

Er blieb dennoch stehen, musterte mich von oben bis unten und fragte dann:<br />

»Du gibst mich wirklich frei?«<br />

»Ja. Und weil ich so ehrlich an Dir handle, so erwarte ich, daß ihr uns unbelästigt<br />

weiterziehen laßt. Wir werden uns nach dem Bir el Halawijat 17 wenden und wünschen nicht,<br />

daß Ihr uns folgt.«<br />

»Wir reiten nach dem Bir esch Schukr 18 , der weit <strong>im</strong> Osten liegt, denn wir wollen weit <strong>im</strong><br />

Osten nach Akabet. Du brauchst Dich also nicht zu fürchten!«<br />

»Fürchten? Ich habe niemals Furcht gekannt.«<br />

Da stieß er e<strong>in</strong> lautes Gelächter aus und antwortete <strong>in</strong> höhnischem Tone:<br />

»Die Furcht nicht gekannt? Was ist es denn anders als Furcht und Angst, daß Ihr mich<br />

freilaßt? E<strong>in</strong> Christenhund hat <strong>im</strong>mer Angst vor jedem rechtgläubigen Krieger. Ich habe viel<br />

von Dir gehört; aber was man sich von Dir erzählt, ist alles Lüge und Unwahrheit. All De<strong>in</strong>e<br />

Tapferkeit würde nur e<strong>in</strong> Gestank se<strong>in</strong> gegen die Tapferkeit der Scherarat. Du bist uns heute<br />

entgangen; aber ich schwöre Dir zu, daß Dich der Scheba et Thar 19 <strong>in</strong> kurzer Zeit verschl<strong>in</strong>gen<br />

wird; dafür werde ich sorgen! Du bist e<strong>in</strong> Anhänger des falschen Gottes und e<strong>in</strong> Bekenner<br />

se<strong>in</strong>es Sohnes, der als Lügner und Empörer den ehrlosen Tod am Kreuze starb; er war e<strong>in</strong><br />

Giaur, wie Du e<strong>in</strong>er bist und -«<br />

[165] »Halt!« fiel ihm da der kle<strong>in</strong>e Halef zornig <strong>in</strong> die Rede. »Sage dieses Wort ja nicht<br />

noch e<strong>in</strong>mal, denn ich habe nicht so viel Geduld mit Dir, wie -«<br />

»Du? Zwerg, der Du bist!« unterbrach ihn der Scherari lachend. »Nun ich nicht mehr<br />

gefesselt b<strong>in</strong>, lache ich über Euch und wiederhole es, daß Euch der Scheba et Thar alle<br />

verschl<strong>in</strong>gen wird. Das Fleisch und Blut e<strong>in</strong>es Giaurs wird ihm -«<br />

17 Brunnen der Süßigkeiten.<br />

18 Brunnen der Dankbarkeit.<br />

19 Löwe der Blutrache.

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