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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„Wollt Ihr ihn nicht lieber <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Wadi, bei mir erwarten? Er kommt sicher.“<br />

„Ne<strong>in</strong>; wir haben ke<strong>in</strong>e Zeit dazu.“<br />

„So reitet bis zu Euerm letzten Nachtlager zurück, und folgt von dort aus se<strong>in</strong>en Spuren. Er<br />

wird sich auf der Wasit-Straße halten bis nach Dsul Oschar h<strong>in</strong>über, und dann auf dem<br />

Mekkawege weitergehen. Willst Du das?“<br />

„Ja, ich verspreche es Dir. Es ist ja auch der kürzeste Weg nach se<strong>in</strong>em Dorfe.“<br />

Ich war anderer Me<strong>in</strong>ung als Abd el Kahir, sagte aber nichts, sondern hob mir das für später<br />

auf. Es wurden noch e<strong>in</strong>ige höfliche Redensarten gewechselt; dann trennten wir uns; das<br />

heißt, wir kehrten auf dem Wege zurück, den wir gekommen waren, Humam Ben Dschihal aber<br />

blieb mit se<strong>in</strong>en drei Hadesch halten, um zu sehen, ob wir das ihm gegebene Versprechen<br />

auch erfüllten. Ich drehte mich öfters, ohne daß es ihm auffallen konnte, nach ihm um; sobald<br />

wir jedoch so weit von ihm fort waren, daß er uns nicht mehr sehen konnte, wich ich von<br />

unserm Wege rechts ab.<br />

„Was thust Du?“ fragte Abd el Kahir. „Du reitest falsch.“<br />

[176] „Ich reite sehr richtig.“<br />

„Es würde e<strong>in</strong> Umweg se<strong>in</strong>.“<br />

„Das Gegenteil. Unsere Fe<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d nach Südwest, wir aber reiten jetzt gerade nach Süd.<br />

Wie wollen wir sie da e<strong>in</strong>holen!“<br />

„Wir reiten ihnen ja von unserm letzten Lagerplatze aus nach!“<br />

„Das würde e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>kel geben, e<strong>in</strong>en Umweg, welcher über e<strong>in</strong>en ganzen Tag beträgt.“<br />

„Ich habe es aber versprochen!“<br />

„Ich nicht. Der Gegenstand ist von gar ke<strong>in</strong>er Bedeutung für Dich, und wenn Du nicht nach<br />

De<strong>in</strong>em zu schnell gegebenen Versprechen handelst, wirst Du ke<strong>in</strong>e große Sünde begehen.<br />

Willst Du aber De<strong>in</strong> Wort halten, so habe ich gar nichts dagegen; reite Du weiter! Ich aber<br />

habe nichts versprochen und werde ke<strong>in</strong>en Umweg machen, denn ich will die Kerls e<strong>in</strong>holen,<br />

noch ehe sie ihr Dorf erreichen. S<strong>in</strong>d Sie erst dort, dann ist es gefährlicher, an sie zu kommen.<br />

Außerdem kam mir das Benehmen des Scheikes der Hadescharaber verdächtig vor. Er hat<br />

etwas gethan, was wir nicht wissen sollen, und derartige Verhe<strong>im</strong>lichungen lasse ich nie<br />

unaufgedeckt. Ich muß stets wissen, woran ich b<strong>in</strong>.“<br />

Ich ritt weiter; Halef, Omar und die Haddedihn folgten mir, und die Muntefikaraber kamen<br />

uns nach e<strong>in</strong>iger Zeit doch nach, als sie sahen, daß wir nicht umkehrten. Was g<strong>in</strong>g mich das<br />

leichts<strong>in</strong>nige Versprechen ihres Scheikes an! Ich hatte auf unser Unternehmen Rücksicht zu<br />

nehmen, nicht aber auf den mir so verdächtig ersche<strong>in</strong>enden Wunsch Humam Ben Dschihals.<br />

Wir ritten also nach Südwest und kamen bald an die Spuren des Letztgenannten und se<strong>in</strong>er<br />

Leute. Diesen folgten wir bis zum Abende, ohne daß irgend etwas geschah. Die Gegend war <strong>im</strong><br />

höchsten Grade triste, und unser Wasser g<strong>in</strong>g zur Neige. Ich wollte aber nicht südwärts nach<br />

der Wasitstraße e<strong>in</strong>lenken, weil dies e<strong>in</strong> Umweg war und gerade hier mehrere<br />

Unterabteilungen der Tam<strong>im</strong> an derselben wohnten. Die hielten es natürlich mit Abd el Birr,<br />

von dem sie jedenfalls über uns benachrichtigt worden waren. Wir wären da wohl kaum unsers<br />

Lebens sicher gewesen. Später gab es an derselben Straße Angehörige anderer Stämme,<br />

denen wir mehr Vertrauen schenken konnten. Darum strengten wir unsere Pferde soviel wie<br />

möglich an, um e<strong>in</strong>e tüchtige Strecke h<strong>in</strong>ter uns zu legen, und <strong>in</strong>folgedessen waren, als es<br />

dunkel wurde, nicht nur die Pferde, sondern auch die Reiter ungewöhnlich ermüdet. Wir<br />

schliefen alle rasch e<strong>in</strong>, die Wache natürlich ausgenommen. Abd el Kahir hielt es nach der<br />

letzten Erfahrung gar nicht mehr für überflüssig, Wächter auszustellen.<br />

Ich wurde auch heute bald wieder geweckt und zwar abermals durch Omar Ben Sadek. Er<br />

rüttelte am me<strong>in</strong>em Arme und sagte leise, um die andern Schläfer nicht zu stören:<br />

„Sihdi, steh doch e<strong>in</strong>mal auf, und horch, was das für Töne s<strong>in</strong>d! So e<strong>in</strong>e Tierst<strong>im</strong>me habe ich<br />

noch nie gehört.“<br />

Ich that ihm den Willen, entfernte mich mit ihm e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Strecke vom Lagerplatz und<br />

horchte. Es herrschte die tiefste Stille rund umher. Doch bald wurde sie durch e<strong>in</strong>en<br />

eigentümlichen Ton unterbrochen, den ich allerd<strong>in</strong>gs auch nicht unterzubr<strong>in</strong>gen wußte. E<strong>in</strong>e<br />

Tierst<strong>im</strong>me war es nicht, und als sich dieser Ton e<strong>in</strong>igemal wiederholt hatte, sagte ich:<br />

„Sonderbar! Wenn dies nicht die St<strong>im</strong>me e<strong>in</strong>es rufenden K<strong>in</strong>des ist, so weiß ich dann nicht,<br />

wem sie gehören soll. Schakal oder Fennek ist es nicht, Hyäne vollends gar nicht. Gehen wir<br />

langsam näher!“<br />

Wir setzten uns <strong>in</strong> Bewegung, und je weiter wir kamen, desto deutlicher wurden die Laute;<br />

dann unterschieden wir die beiden Silben Zar – – ka, die von e<strong>in</strong>er klagenden K<strong>in</strong>derst<strong>im</strong>me<br />

gerufen wurden. Zarka ist das Fem<strong>in</strong><strong>in</strong>um des arabischen Wortes asrak, welches blau

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