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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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gebenedeiten Jungfrau, und von Isa, dem K<strong>in</strong>de Gottes. Ich erzählte bis zum Tode, zur<br />

Auferstehung und H<strong>im</strong>melfahrt des Erlösers und that das <strong>in</strong> der Weise, wie man K<strong>in</strong>dern<br />

erzählt, denn das war den Geisteskräften dieser Leute am angemessensten.<br />

Solche Stunden s<strong>in</strong>d geweihte, s<strong>in</strong>d heilige Stunden, über die man nicht so recht schreiben<br />

kann. Me<strong>in</strong>e Zuhörer waren so andachtsvoll, wie ich es nur wünschen konnte, und ich me<strong>in</strong>e,<br />

daß ke<strong>in</strong> Missionär schönere Erfolge aufzuweisen hat als damals ich. Yussuf Ali dachte sich<br />

ganz <strong>in</strong> Joseph, den Z<strong>im</strong>mermann, h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und wurde förmlich stolz, der Vater e<strong>in</strong>es so<br />

frommen und sogar e<strong>in</strong>es gekreuzigten Christen zu se<strong>in</strong>. Er zeigte sich ganz fest entschlossen,<br />

mit ihm nach Mossul zu gehen, und rief endlich begeistert aus:<br />

„Herr, der heutige Tag hat mich für ewig mit Muhammed verfe<strong>in</strong>det. Ich werde Christ und<br />

halte es für das größte Glück, me<strong>in</strong>en Sohn als Priester zu sehen. Amen!“<br />

Fat<strong>im</strong>a Marryah fiel ihm schluchzend um den Hals und küßte ihn vor me<strong>in</strong>en und Halefs<br />

Augen. Ihr Sohn hatte ihr schon früher von der schmerzhaften Mutter erzählt, und dieses war<br />

ihr treu <strong>im</strong> Gedächtnisse geblieben. Von allen heiligen Personen, von denen ich ihr erzählt<br />

hatte, hatte sie nebst dem Heilande die Schmerzensmutter am tiefsten <strong>in</strong> ihr Herz geschlossen.<br />

Sie drückte mir we<strong>in</strong>end die Hände und sagte:<br />

„Heute habe ich e<strong>in</strong>e Ahnung, was die schmerzhafte Mutter alles erlitten; die heiligste<br />

Jungfrau hat den Schmerz von mir gewendet; ihr ganz alle<strong>in</strong> soll me<strong>in</strong> Sohn gehören, und ich<br />

werde nichts als se<strong>in</strong>e und also auch ihre Diener<strong>in</strong> se<strong>in</strong>. Das war me<strong>in</strong> Gelübde, und ich werde<br />

es halten.“<br />

Gegen Morgen mußten wir doch auch schlafen gehen. Als wir am Morgen erwachten, fühlte<br />

sich Husse<strong>in</strong> Isa bedeutend wohler, und me<strong>in</strong> Gesicht hatte sich e<strong>in</strong> wenig gesetzt und e<strong>in</strong>e<br />

gelbere Liebl<strong>in</strong>gsfarbe angenommen. Das Auge lugte schon, wenn auch nur matt, aber doch<br />

aus der Geschwulst hervor, ungefähr wie e<strong>in</strong>e Ros<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>sten Kalibers aus e<strong>in</strong>em gut<br />

aufgegangenen Plumpudd<strong>in</strong>g.<br />

[178] Da wir unmöglich schon fort konnten, so mußte mit den Mir Yussufi e<strong>in</strong> Modus<br />

vivendi e<strong>in</strong>gegangen werden. Halef blieb mit dem tapferen Khawassen als Gast bei dem<br />

Scheik, ich aber bei Yussuf Ali, dem der Scheik die Speisen lieferte. Unsere Kurden waren<br />

unendlich stolz auf uns geworden, denn zwei hatten drei mitten aus dreihundert Fe<strong>in</strong>den<br />

herausgeholt. Dazu kam, daß drüben noch tagelang der Wald brannte; die Mir Mahmalli hatten<br />

viele Tiere verloren und auch noch sonstige Verluste gehabt; ihr Sommeraufenthalt wurde<br />

durch das Feuer zerstört, und so konnten sie, da sie sich e<strong>in</strong>en andern suchen mußten, den Mir<br />

Yussufi auf lange Zeit h<strong>in</strong> nicht mehr lästig fallen. Die letzteren schuldeten uns also große<br />

Dankbarkeit und trugen dieselbe nach ihrem Können und ihrer Weise auch ehrlich ab. Mich<br />

aber, sagten sie, würden die Mir Mahmalli wohl nie vergessen.<br />

Me<strong>in</strong>e Genesung schritt schneller vor sich als diejenige Husse<strong>in</strong> Isas. Als me<strong>in</strong> Auge wieder<br />

ganz das frühere war und auch me<strong>in</strong>e Nase nicht nur <strong>in</strong> ihre ursprüngliche Schönheit<br />

zurückentschwollen war, sondern sogar auch wieder Reseda von Haferkäse zu unterscheiden<br />

vermochte, lag ihm noch e<strong>in</strong>e große Müdigkeit <strong>in</strong> allen Gliedern. Er mußte länger bleiben als<br />

ich. Es stand fest, daß er die Eltern mitnehmen werde, und ich bat ihn, bei dieser Gelegenheit<br />

me<strong>in</strong>en kühnen Khawassen mit nach Kerkuk abzuliefern. Dieser war darüber sehr erfreut, denn<br />

er hatte alle Lust verloren, ferner mit e<strong>in</strong>em Menschen zu reiten, der täglich das Verbrechen<br />

begeht, mit e<strong>in</strong>em Dutzend und noch mehr Kurden anzub<strong>in</strong>den und dann noch ihre Häuser,<br />

Zäune und Wälder anzuzünden. Er erhielt natürlich e<strong>in</strong> Bakschisch von mir, mit welchem er<br />

weit zufriedener war als mit mir selbst.<br />

Endlich ritt ich des Morgens mit Halef ab. Sämtliche Mir Yussufi begleiteten uns e<strong>in</strong>e<br />

Strecke. Als sie Abschied nahmen, küßte mir Fat<strong>im</strong>a Marryah we<strong>in</strong>end die Hände und bat:<br />

„Denke me<strong>in</strong>er, Herr, wie ich De<strong>in</strong>er gedenken werde allezeit! Du hast ke<strong>in</strong> Weib, aber e<strong>in</strong>e<br />

Mutter. Grüß sie von mir! Ich werde <strong>im</strong>mer für sie und für Dich beten.!<br />

Yussuf Ali aber hob se<strong>in</strong>en ledernen Streifenkragen ause<strong>in</strong>ander, zog se<strong>in</strong> Messer, schnitt<br />

sich zwei tiefe, sich kreuzende Wunden auf die Brust und sagte:<br />

„Das habe ich gelobt; das ist me<strong>in</strong> Zeichen: Es Salib, das Kreuz, Es Salib Isa, das Kreuz<br />

Christi, <strong>in</strong> welchem ich von nun an leben und <strong>in</strong> welchem ich auch sterben werde. Ich danke es<br />

Dir. Reise <strong>in</strong> Gottes Schutz, und sei so glücklich, wie ich es jetzt b<strong>in</strong>!“<br />

Husse<strong>in</strong> Isa nahm Abschied wie e<strong>in</strong> lieber, lieber Freund, wie e<strong>in</strong> Bruder. Er versprach, mir<br />

Nachricht von sich zu geben, und hat redlich Wort gehalten. Auch die Mir Yussufi reichten uns<br />

e<strong>in</strong>zeln und dankend die Hände. Als ich dann nach diesem Abschiede mit Halef alle<strong>in</strong> des<br />

Weges ritt, sagte er:<br />

„Sihdi, e<strong>in</strong>st wollte ich Dich zum Moslem machen; es ist das Gegenteil erfolgt. Auch ich

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