im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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aber als ich sie genauer <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong> nahm, sah ich, daß sich nur e<strong>in</strong> frisches dabei befand;<br />
die beiden andern waren diejenigen, auf denen sich die Arnauten he<strong>im</strong>lich von uns entfernt<br />
hatten. Auf die sogleich angestellten Erkundigungen erfuhr ich, daß die beiden Kerls, während<br />
wir Kaffee tranken, fortgeritten seien. Sie hatten die guten Pferde genommen und uns ihre<br />
abgetriebenen zurückgelassen, die wir nun wohl oder übel nehmen mußten, da <strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en<br />
Neste ke<strong>in</strong>e andern zu bekommen waren. Dieses Unglück war aber nicht groß, weil ich heute<br />
nur bis Urumdschili wollte, welches von Boghaslajan <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fünfstündigen Ritt recht wohl zu<br />
erreichen ist.<br />
Der Weg führte an e<strong>in</strong>em Nebenflüßchen des Tarka h<strong>in</strong>; wir hatten freies Feld vor uns. Als<br />
der Kysrakdar sagte, daß wir später durch e<strong>in</strong>en großen und dichten Wald kommen würden,<br />
antwortete ich:<br />
„Da haben wir uns sehr <strong>in</strong> acht zu nehmen, da sich jedenfalls da unsere Arnauten versteckt<br />
haben.“<br />
„Versteckt! Zu welchem Zwecke?“<br />
„Um uns zu ermorden.“<br />
„Ermorden? Höre ich recht! Sprichst Du <strong>im</strong> Ernste, Effendi?“<br />
„Ja.“<br />
„So hältst Du sie, die Dich beschützen sollten, für Mörder?“<br />
„Für Raubmörder. Ich habe Dir bisher nichts Näheres mitgeteilt; nun aber, da me<strong>in</strong>er<br />
Ansicht nach die Entscheidung naht, muß ich Dich darauf aufmerksam machen. Sie waren<br />
dabei, als der Wali von dem Gelde De<strong>in</strong>es Vaters sprach, und wissen, daß ich es bei mir trage.<br />
E<strong>in</strong>e solche Summe kann auch ehrlichere Leute verführen, als die Arnauten zu se<strong>in</strong> pflegen.“<br />
„Ich erschrecke! Sollten sie sich nicht deshalb, weil wir Christen s<strong>in</strong>d, sondern dieses Geldes<br />
wegen von uns entfernt haben?“<br />
„Jedenfalls.“<br />
„Aber sie haben doch jedenfalls von Said Kaled Khan strenge Anweisung erhalten, und da<br />
sie Soldaten s<strong>in</strong>d, muß ihnen jeder Ungehorsam doppelt angerechnet werden!“<br />
„Was das betrifft, so mußten sie sogar e<strong>in</strong>en Eid ablegen, ihren Verpflichtungen zu<br />
genügen; aber wenn ich mich recht er<strong>in</strong>nere, so war der Wortlaut dieses Eides so gehalten,<br />
daß er zu umgehen ist. Sie haben geschworen, so lange ich ihnen anvertraut sei, für me<strong>in</strong>e<br />
Sicherheit ebenso besorgt zu se<strong>in</strong>, wie für die ihrige. Da sie sich von uns getrennt haben, b<strong>in</strong><br />
[148] ich ihnen, wenigstens ihrer Ansicht nach, nicht mehr anvertraut, und sie halten sich<br />
<strong>in</strong>folge dessen ihres Versprechens entbunden.“<br />
„Das ist e<strong>in</strong> Verdacht, den ich nur schwer zu teilen vermag. Sie s<strong>in</strong>d doch<br />
Vertrauenspersonen.“<br />
„Welches Vertrauen sie verdienen, haben sie uns ja deutlich gezeigt. War es nur ihre<br />
Absicht, uns los zu werden, so konnten sie nach Engyrijeh zurückkehren und dort sagen, sie<br />
seien von mir he<strong>im</strong>geschickt worden. Warum aber ritten sie weiter, und, was die Hauptsache<br />
ist, warum hielten sie sich nicht h<strong>in</strong>ter uns, sondern uns voran? Ich b<strong>in</strong> vollständig überzeugt,<br />
daß sie es auf das Geld abgesehen haben.“<br />
„Erlaube mir nur noch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>wand: Sie s<strong>in</strong>d De<strong>in</strong>e Beschützer, sollen also bei Dir se<strong>in</strong>.<br />
Wenn Dir etwas geschieht, muß sich der Verdacht des Wali sofort auf sie lenken. Das wissen<br />
sie ebenso gut, wie ich es Dir sage.“<br />
„Bedenke, daß ihnen da e<strong>in</strong>e ganze Auswahl von Ausreden zur Verfügung steht. Ich b<strong>in</strong><br />
überfallen worden, weil ich sie zurückgeschickt habe. Übrigens bedeutet die Summe, welche<br />
ich bei mir habe, für diese Leute, selbst wenn sie dieselbe teilen, e<strong>in</strong> Vermögen. Sie würden<br />
wohl gar nicht <strong>in</strong> ihren Dienst zurückkehren, sondern irgend woh<strong>in</strong> gehen, wo man sie nicht<br />
f<strong>in</strong>den würde, was bei der Größe und den Zuständen des weiten Sultanats e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit<br />
wäre. Du magst zweifeln; ich aber b<strong>in</strong> überzeugt, daß me<strong>in</strong> Mißtrauen mich nicht täuscht.“<br />
„Dann müssen wir darauf bedacht se<strong>in</strong>, ihnen auszuweichen, Effendi!“<br />
„Gibt es denn e<strong>in</strong>en andern Weg nach Urumdschili?“<br />
„Von hier aus eigentlich nicht, doch können wir nach rechts gegen Hadschi Bektasch reiten<br />
und dann auf halbem Wege durch die Wälder und über die Berge zurückgehen.“<br />
„Dazu habe ich ke<strong>in</strong>e Lust. Wie groß würde dieser Umweg se<strong>in</strong>?“<br />
„Wir würden freilich erst am Abende am Ziele ankommen.“<br />
„Also e<strong>in</strong>en vollen halben Tag versäumen? Wegen dieser Halunken sicher nicht. Wir reiten<br />
weiter.“<br />
„Aber wenn sie wirklich <strong>im</strong> Walde auf uns lauern! Es sche<strong>in</strong>t zwar nur auf Dich abgesehen zu<br />
se<strong>in</strong>, doch müßten sie auch mich töten, weil ich sonst gegen sie zeugen würde.“