im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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ihnen.<br />
„Ja, ich b<strong>in</strong> es,“ antwortete ich. „Die Hände <strong>in</strong> die Höhe, sonst schieße ich!“<br />
Me<strong>in</strong> Kriegsname hatte ihnen Respekt e<strong>in</strong>geflößt; sie zögerten nicht, zu gehorchen,<br />
und hielten ihre Hände hoch über ihre Köpfe empor. Die Tobas mußten ihnen nun die<br />
Waffen abnehmen und alle Taschen leeren. Sie wollten sich über dieses Verhalten<br />
beschweren; aber ich fuhr sie an:<br />
„Ruhig! Ich habe Euch belauscht, als Ihr am Sonntag Abend <strong>im</strong> Corral über Eure Pläne<br />
spracht. Ich weiß alles, auch was Ihr hier wollt. Wo ist Sennor Perdido?“<br />
„Wir wissen es nicht.“<br />
„Ihr habt doch se<strong>in</strong> Pferd.“<br />
„Ja; er ist mit uns geritten, stieg aber ab und bat uns, se<strong>in</strong> Pferd mitzunehmen, er<br />
werde nachkommen.“<br />
„S<strong>in</strong>nt Euch doch bessere Lügen aus als diese!“<br />
„Es ist so wahr.“<br />
„Me<strong>in</strong>etwegen! Ich habe ke<strong>in</strong>e Lust, me<strong>in</strong>e kostbare Zeit mit Euch zu verlieren. E<strong>in</strong><br />
offenes Geständnis könnte mich mild gegen Euch st<strong>im</strong>men; nun habt Ihr auf ke<strong>in</strong>e<br />
Nachsicht zu rechnen. Machen Sie sich zu e<strong>in</strong>em Ritte fertig, Sennor Gambus<strong>in</strong>o. Sie<br />
sollen mich begleiten.“<br />
Ich nahm ihn mit, weil er erfahrener als me<strong>in</strong>e Tobas war. Die Comerciantes wurden<br />
gefesselt und auf die Erde geworfen; ihre Pferde sollten von den Tobas here<strong>in</strong>geschafft<br />
werden. Als der Vater hörte, daß wir beide fort wollten, sollte ich ihm ausführlich sagen<br />
warum. Ich sagte ihm aber nur kurz, daß es sich um die Rettung e<strong>in</strong>es Beraubten handle.<br />
„So beeilen Sie sich,“ drängte er nun. „Vielleicht f<strong>in</strong>den Sie ihn noch am Leben. Leider<br />
wurden wir grad gestört, als wir von me<strong>in</strong>em Sohne sprachen. Ihre Nachricht ist mir auf<br />
den gestrigen Trauertag e<strong>in</strong>e wahre Jubelbotschaft gewesen.“<br />
„Wills Gott, wird es auch hier<strong>in</strong> Ostern werden.“<br />
Wir schafften unsere Pferde h<strong>in</strong>aus und ritten auf der Spur der Comerciantes zurück.<br />
Jetzt war es nicht zu umgehen: ich mußte dem Gambus<strong>in</strong>o sagen, um wen es sich<br />
handelte. Se<strong>in</strong> Erstaunen war groß. Auf dem felsigen Terra<strong>in</strong> war die Spur leicht zu<br />
verlieren; ich hielt sie aber fest, ohne daß der Gambus<strong>in</strong>o mir dabei von [158b] Nutzen<br />
war. Diese Leute s<strong>in</strong>d zwar für ihre specielle Thätigkeit förmlich abgerichtet, aber mit den<br />
echten nordamerikanischen Westmännern lange nicht zu vergleichen.<br />
Es würde zu weit führen, die E<strong>in</strong>zelheiten unserer Suche zu beschreiben. Perdido war<br />
mir und die Comerciantes waren ihm gefolgt. Ich sah an den Spuren, wo sie ihn e<strong>in</strong>geholt<br />
hatten; dann g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Fährte nach e<strong>in</strong>er Felsenwand, von welcher früher e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Wasserfall, den der Zufall abgeleitet hatte, herabgestürzt war. Dieser Wasserfall hatte e<strong>in</strong><br />
brunnenähnliches, tiefes Loch ausgewirbelt, und <strong>in</strong> diesem Loch steckte Perdido, <strong>im</strong><br />
eiskalten Wasser stehend und an Händen und Füßen gebunden. Er war mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />
Lasso h<strong>in</strong>abgelassen worden, und es machte uns nicht wenig Mühe, ihn wieder<br />
herauszubr<strong>in</strong>gen. Ich erschrak, als er dann vor uns lag. Er war unbeschädigt; aber die<br />
Todesangst und der viele Stunden lange Aufenthalt <strong>im</strong> eiskalten Felsenwasser waren<br />
nicht ohne Wirkung geblieben. Er phantasierte, und jedes dritte Wort dabei war Viérnes<br />
santo, der Karfreitag. Der Ueberfall war gestern abend geschehen; seitdem hatte er <strong>in</strong><br />
dem Wasserloche gesteckt, ohne zu erstarren! Aber diese Karfreitagnacht <strong>in</strong><br />
<strong>im</strong>merwährender Todesangst hatte ihn <strong>in</strong>nerlich mürbe gemacht und kle<strong>in</strong> gemahlen, wie<br />
wir später bemerkten.<br />
Nun war es freilich schwer, ihn zu transportieren. Ich nahm ihn vor mir auf das Pferd,<br />
mußte aber alle Kraft aufwenden, um ihn festzuhalten. Er glaubte noch <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Wasser<br />
zu stecken und schrie und jammerte, daß es zum Erbarmen war. Er wollte fort, und oft<br />
mußte mir der Gambus<strong>in</strong>o zu Hilfe kommen, sonst hätte er sich me<strong>in</strong>en Armen<br />
entwunden.<br />
Endlich, endlich kamen wir an. Der Gambus<strong>in</strong>o mußte h<strong>in</strong>auf zum Vater, um diesen<br />
vorzubereiten; die Tobas waren mir behilflich, den Geretteten <strong>in</strong> den Felsenhof zu<br />
br<strong>in</strong>gen, wo wir ihn niederlegten. Die Gefühle der drei Comerciantes, als sie uns mit ihm<br />
kommen sahen, hätte ich nicht haben mögen. Ich hätte sie freilich am liebsten tüchtig<br />
durchpeitschen mögen, und sie hatten jedenfalls e<strong>in</strong>e noch ganz andere Strafe verdient,<br />
doch hielt ich das für unter me<strong>in</strong>er Würde und warf ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Blick auf sie. Ich war<br />
<strong>im</strong> stillen dafür, sie laufen zu lassen, natürlich nur dann, wenn Perdido mit dem Leben