im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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zusammengebundenen Händen zwischen sich sitzen, <strong>in</strong>dem sie ihn mit ihren gezückten<br />
Messern bedrohten, ja ke<strong>in</strong>en Laut von sich zu geben.<br />
»Da kommt er,« sagte Halef zu ihm. »Das ist er,von dem ich Dir gesagt habe, der starke<br />
und unüberw<strong>in</strong>dliche Emir Hadschi Kara Ben Nemsi Effendi. Er ist der berühmte Besitzer dieser<br />
beiden Gewehre, von denen das e<strong>in</strong>e zehntausendmal schießt, ohne daß man es zu laden<br />
braucht, und wird Dich sofort <strong>in</strong> die Dschehenna 15 senden, wenn Du e<strong>in</strong>en Laut von Dir gibst<br />
oder e<strong>in</strong>e unerlaubte Bewegung machst.«<br />
»Das werde ich allerd<strong>in</strong>gs thun,« bestätigte ich se<strong>in</strong>e Drohung. »Es soll diesen beiden<br />
Scherarat nichts, gar nichts geschehen, und sie werden noch <strong>in</strong> dieser Nacht zu den Ihrigen<br />
zurückkehren dürfen, wenn sie sich jetzt schweigsam verhalten [163] und uns gehorchen;<br />
thun sie das aber nicht, so werden unsere Messer ihre Herzen f<strong>in</strong>den. Jetzt entfernen wir uns<br />
noch e<strong>in</strong> Stück von hier; dann sollen sie erfahren, was ich von ihnen wünsche.«<br />
Wir banden sie an den Armen zusammen, worauf ich sie vor mir herschreiten ließ, während<br />
Halef und<br />
Kara uns mit den Kamelen folgten; der letztere gab mir natürlich me<strong>in</strong>e Gewehre zurück.<br />
Diese abermalige Ortsveränderung nahm ich vor, um den Verfolgern zu entgehen; sie suchten<br />
uns nördlich vom Warr, und wir umg<strong>in</strong>gen das jetzt <strong>in</strong> der Absicht, südwärts von demselben<br />
anzuhalten.<br />
Als ich glaubte, annehmen zu dürfen, daß wir weit genug gekommen seien, mußten sich die<br />
Kamele niederlegen, und ich befahl den Scherarat, sich niederzusetzen. Dann nahm ich Halef<br />
bei Seite, um mir die notwendigen Fragen von ihm beantworten zu lassen. Ich enthielt mich<br />
dabei aller Vorwürfe, was ihm das Herz außerordentlich zu erleichtern schien. Er war <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
gewöhnlichen Selbstvertrauen ganz unbesorgt <strong>in</strong> das Thal des Bir Nufah h<strong>in</strong>abgeritten und da<br />
von den Scherarat umz<strong>in</strong>gelt und entwaffnet worden; sie hatten ihn kommen sehen und sich<br />
versteckt. Zu stolz, um sich zu verleugnen, hatte er se<strong>in</strong>en Namen genannt und damit große<br />
Freude angerichtet, denn der Scheik der Haddedihn, mit denen sie <strong>in</strong> Blutfehde standen, war<br />
für sie e<strong>in</strong> kostbarer Fang. Über den Zweck ihres gegenwärtigen Raubzuges hatten sie<br />
natürlich geschwiegen, doch war Halef klug genug, aus e<strong>in</strong>igen unbewachten Äußerungen zu<br />
erraten, daß er den Lazafah-Schammar gelte. Auf ihre Fragen hatte er angegeben, ganz alle<strong>in</strong><br />
und ohne Begleitung zu se<strong>in</strong>, was ihm aber nicht geglaubt worden war; als jedoch Stunden<br />
verg<strong>in</strong>gen, ohne daß ihm jemand folgte, hatten sie angenommen, daß er die Wahrheit gesagt<br />
habe, und waren mit ihm fortgeritten. Als ich h<strong>in</strong>ter dem Felsen vorsprang, sah er mich und<br />
war von diesem Augenblicke an überzeugt, daß wir ihn befreien würden, hatte aber<br />
vorsichtigerweise gegen die Scherarat mit ke<strong>in</strong>em Worte merken lassen, daß er diese Hoffnung<br />
hege. Erst dann, als ihm mit me<strong>in</strong>er Hilfe die Flucht geglückt war und er am letzten<br />
Haltepunkte mit Kara und dem Scherari auf mich wartete, hatte er, als dem Gefangenen die<br />
Bes<strong>in</strong>nung zurückgekehrt war, diesem mit se<strong>in</strong>er gewohnten orientalischen Übertreibung von<br />
mir und me<strong>in</strong>en Thaten erzählt und dabei erfahren, daß der Gefesselte schon öfters von uns<br />
gehört hatte und viele von unseren früheren Erlebnissen kannte. Als er mir dies alles jetzt<br />
erzählt hatte, fuhr er fort:<br />
»Und weißt Du, Sihdi, wer dieser Scherari ist?«<br />
»Ne<strong>in</strong>,« antwortete ich.<br />
»So höre, und staune! Er ist der Sohn von Gadubes Sahhar, dem alten Zauberer der<br />
Scherarat, unserm ärgsten und blutdürstigen Fe<strong>in</strong>de, den Allah verbrennen möge. Die<br />
Blutrache gebietet mir eigentlich, ihn ohne Gnade niederzuschießen, zumal er den Be<strong>in</strong>amen<br />
Abu el Ghadab 16 führt, womit er doch sagen will, daß er ke<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er Fe<strong>in</strong>de schonen würde.«<br />
»Das geht mich nichts an. Er ist nicht De<strong>in</strong>, sondern me<strong>in</strong> Gefangener, und me<strong>in</strong>e Religion<br />
und die Klugheit verbieten mir, se<strong>in</strong> Blut zu vergießen.«<br />
»So thue, was Du willst; ich weiß, es wird das Richtige se<strong>in</strong>, denn ich kenne Dich!«<br />
Halef widersprach mir nicht, weil er noch <strong>im</strong>mer die wohlverdienten Vorwürfe fürchtete. Ich<br />
wendete mich von ihm zu den andern zurück, band den zweiten Gefangenen los und<br />
unterrichtete ihn folgendermaßen:<br />
»Höre, was ich Dir jetzt sagen werde! Ich b<strong>in</strong> Hadschi Kara Ben Nemsi, der Christ und<br />
Freund der Haddedihn. Ich kann mit me<strong>in</strong>em Zaubergewehre alle Eure Krieger niederschießen,<br />
ehe uns e<strong>in</strong>e von Euern Kugeln erreicht. Ihr habt me<strong>in</strong>en Freund und Bruder Hadschi Halef<br />
Omar gefangen genommen, um ihn zu töten; ich aber habe ihn wieder befreit, ich ganz alle<strong>in</strong>,<br />
15 Hölle.<br />
16 Vater des Zornes.