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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Wer aber hatte ihn geschickt? Jemand, welcher wußte, daß ich me<strong>in</strong>en Koffer suchte.<br />

Das waren nur wenige Personen, so daß es ke<strong>in</strong>es großen Scharfs<strong>in</strong>nes bedurfte, es zu<br />

erraten: [164d] der Bettler. Ich g<strong>in</strong>g sofort nach dem Bab Zuweileh und fragte ihn:<br />

„Du hast jetzt e<strong>in</strong>en Wasserträger zu mir geschickt?“<br />

„Ne<strong>in</strong>,“ antwortete er.<br />

„Ich bitte Dich sehr, mir die Wahrheit zu sagen!“<br />

„Ich sage sie.“<br />

Dabei blieb er, obgleich ich weiter <strong>in</strong> ihn drang. Ich mußte das Geld behalten, obgleich<br />

ich das nicht gern that. Abends kam er wieder zu uns; er machte uns die Mitteilung, daß<br />

se<strong>in</strong> Gelübde zwar noch <strong>in</strong> Geltung sei, ihm aber den heutigen Abend frei gebe.<br />

Während wir uns wie früher unterhielten, bemerkte ich, daß er <strong>in</strong>nerlich sehr unruhig<br />

war. Dann fragte er, warum ich heut nach dem Wasserträger gefragt hätte; ich sagte es<br />

ihm und fügte h<strong>in</strong>zu, daß ich den Geber erraten hätte.<br />

„So?“ fragte er. „Wer ist es?“<br />

[164e] „Du bist es!“<br />

„Maschallah! Wie kann so e<strong>in</strong> armer Mann e<strong>in</strong>e solche Summe besitzen oder gar<br />

verschenken! Aber sag', ob Du das thun willst, was auf dem Zettel gestanden hat.“<br />

„Ne<strong>in</strong>.“<br />

„Aber bedenke doch, Effendi! Ich habe Dich gewarnt; Du glaubtest mir nicht; jetzt<br />

warnt Dich e<strong>in</strong> anderer; da mußt Du es nun doch glauben!“<br />

„Es ist ke<strong>in</strong> anderer.“<br />

Da wurde er zornig und rief:<br />

„Gut, denke, was Du willst, und thu', was Du willst! Was soll ich mich mit Dir<br />

streiten?“<br />

Er hatte länger bei uns bleiben wollen, g<strong>in</strong>g aber nun vor Aerger fort. Der<br />

Pfeifenre<strong>in</strong>iger machte diesmal e<strong>in</strong> sehr ernstes Gesicht und sagte:<br />

„Er hat doch vielleicht recht, Effendi. Es muß gegen Dich etwas <strong>im</strong> Anzuge se<strong>in</strong>.“<br />

[164f] „Warum?“<br />

„Du weißt, daß ich bei Tage nicht dahe<strong>im</strong> b<strong>in</strong>; aber als ich <strong>in</strong> der Dämmerung nach<br />

Hause g<strong>in</strong>g, erfuhr ich vom Nachbar, daß man sich nach Dir erkundigt hat.“<br />

„Wer?“<br />

„Soldaten.“<br />

„Wann?“<br />

„Heut, gestern und auch schon vorgestern. Sie haben wissen wollen, ob der Effendi,<br />

welcher bei mir wohnt, e<strong>in</strong> Franke sei.“<br />

„Wer weiß, aus welchem e<strong>in</strong>fachen Grund dies geschehen ist.“<br />

„O, Effendi, es ist hier nicht alles so, wie es se<strong>in</strong> sollte; es sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Kairo etwas<br />

vorgehen zu sollen.“<br />

„Was?“<br />

„Das weiß ich nicht; aber ich habe heut so manches beobachtet, was mir aufgefallen<br />

ist.“<br />

„So sag' mir, was?“<br />

[165a] Er brachte verschiedenes zum Vorsche<strong>in</strong>, was er gesehen und gehört hatte,<br />

aber es war nichts dabei, was geeignet gewesen wäre, mich bedenklich zu machen.<br />

Am andern Tage g<strong>in</strong>g ich zu dem Silberarbeiter. Ben Musa Effendi war bei ihm<br />

gewesen und hatte me<strong>in</strong>e gegenwärtige Wohnung erfahren. Warum war er nicht zu mir<br />

gekommen? Mochte der Grund se<strong>in</strong>, welcher er wollte, ich war nun sicher, endlich zu<br />

me<strong>in</strong>em Eigentum zu kommen, und spazierte befriedigt durch die Straßen und Gassen<br />

der Stadt.<br />

Da fiel mir nun allerd<strong>in</strong>gs auf, daß ich nicht so viel wie sonst Leute <strong>in</strong> abendländischer<br />

Kleidung sah, dafür aber desto mehr militärische Personen, welche ungewöhnlich<br />

beschäftigt zu se<strong>in</strong> schienen. Das konnte mich aber nicht beunruhigen.<br />

Gegen Abend kam e<strong>in</strong> Hammal 5 , der mir endlich me<strong>in</strong>en Koffer brachte. Ich fragte ihn<br />

natürlich, von wem er ihn erhalten habe. Er zog e<strong>in</strong>en Brief aus der Tasche, gab ihn mir<br />

und antwortete:<br />

„Ich darf es nicht sagen, Effendi. Vielleicht steht es <strong>in</strong> diesem Schreiben.“<br />

5 Lastträger.

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