im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Ne<strong>in</strong>. Er ist sogar höchst überflüssig; er soll weg!“<br />
„Wenn ich ihn berühre, berühre ich da den Körper, zu dem er nicht gehört?“<br />
„Maschallah! Gottes Wunder! Das ist ja wahr! Und Du glaubst, ihn heilen zu können?“<br />
„Ja.“<br />
„So werde ich vielleicht mit me<strong>in</strong>em Freunde sprechen. Ich will es mir heut nacht<br />
überlegen. Ich gehe jetzt fort, augenblicklich fort. Leïltak sa 'ide - gute Nacht!“<br />
Er sprang auf und eilte h<strong>in</strong>aus.<br />
Me<strong>in</strong> Wirt blickte ihm lächelnd nach und fragte mich:<br />
„Hast Du gesehen, wie aufgeregt er war, Effendi?“<br />
„Ja.“<br />
„Und hast Du gehört, wie er sich versprach?“<br />
„Er sprach allerd<strong>in</strong>gs von se<strong>in</strong>em Herzeleid, nicht von dem se<strong>in</strong>es Freundes.“<br />
„O, er hat gar ke<strong>in</strong>en Freund; er verkehrt ja nur mit mir und Dir. Sollte man da nicht<br />
me<strong>in</strong>en, daß es sich um se<strong>in</strong>e eigene Tochter handle?“<br />
„Hm! Es ist rätselhaft. Er n<strong>im</strong>mt viel Geld e<strong>in</strong>; er ist reich, und ich halte es für<br />
möglich, daß er e<strong>in</strong>en Harem hat, ohne es wissen zu lassen.“<br />
„Ja. Warum läßt er ke<strong>in</strong>en Menschen zu sich? Nicht e<strong>in</strong>mal mich? Er hat e<strong>in</strong><br />
Gehe<strong>im</strong>nis. Daß er reich ist, habe auch ich schon gedacht, denn er bekommt am Bab<br />
Zuweileh täglich sehr viel Geld geschenkt. Ich habe ihn e<strong>in</strong>mal zufällig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schönen,<br />
seidenen Kaftan und mit e<strong>in</strong>em neuen, prächtigen Turban gesehen; er hatte sich<br />
gewaschen und sah ganz anders aus als sonst, fast wie e<strong>in</strong> vornehmer Herr. Ich redete<br />
ihn an; er aber wollte mich nicht kennen und eilte fort. Ich b<strong>in</strong> sehr neugierig, was er<br />
morgen sagen wird.“<br />
Der gute Pfeifenre<strong>in</strong>iger war nicht der e<strong>in</strong>zige Neugierige; ich war es auch. Ich hegte<br />
die Ueberzeugung, daß unter der schmutzigen Hülle des Bettlers e<strong>in</strong> Mann von mir<br />
allerd<strong>in</strong>gs jetzt noch unbekannter Bedeutung steckte. Als er am nächsten Abende kam,<br />
brachte er die Rede zunächst auf e<strong>in</strong> anderes Thema:<br />
„Effendi, hast Du De<strong>in</strong>en Koffer noch nicht entdeckt?“<br />
„Ne<strong>in</strong>.“<br />
„Das ist sehr beklagenswert für Dich und mich.“<br />
„Warum?“<br />
„Weil Du ohne den Koffer nicht fort kannst von hier.“<br />
„Freilich! Aber das kl<strong>in</strong>gt ja ganz so, als ob Du me<strong>in</strong>e Abreise wünschtest!“<br />
„Ich wünsche sie auch.“<br />
„Und ich habe gedacht, Du seiest me<strong>in</strong> Freund!“<br />
„Der b<strong>in</strong> ich auch; aber gerade deshalb will ich, daß Du nicht lange mehr hier bleibst.“<br />
Das klang sonderbar. Dabei war se<strong>in</strong> Ge- [162b] sicht [Gesicht] sehr ernst; es hatte<br />
e<strong>in</strong>en ganz eigenen Ausdruck, der mir auffallen mußte.<br />
„So giebt es wohl e<strong>in</strong>en Grund, der Dir diesen Wunsch e<strong>in</strong>giebt?“ fragte ich.<br />
„Ja.“<br />
„Welcher ist es?“<br />
Er sah schweigend vor sich nieder und antwortete erst auf e<strong>in</strong>e Wiederholung me<strong>in</strong>er<br />
Frage:<br />
„Ich darf es Dir nicht sagen.“<br />
„Höre, Schahad, wenn ich mir De<strong>in</strong>e Worte zurecht lege, kann ich nicht anderes<br />
annehmen, als daß Du der Ansicht bist, daß ich hier etwas zu erwarten habe, was mir<br />
nicht lieb se<strong>in</strong> kann.“<br />
„Da hast Du das Richtige getroffen, Effendi.“<br />
„Dann ist es de<strong>in</strong>e Pflicht, offen gegen mich zu se<strong>in</strong>.“<br />
„Es giebt noch e<strong>in</strong>e höhere Pflicht, welche mir das verbietet.“<br />
„Droht mir etwas Unangenehmes?“<br />
„Etwas noch Schl<strong>im</strong>meres.“<br />
„Etwa gar e<strong>in</strong>e Gefahr?“<br />
„Ja.“<br />
„Von wem? Von welcher Seite?“<br />
„Darüber muß ich schweigen.“<br />
Was hatte er nur? Ich drang noch e<strong>in</strong>ige Male <strong>in</strong> ihn, konnte aber nichts Näheres<br />
erfahren; er teilte mir schließlich, und zwar ganz widerstrebend, nur das mit, daß die