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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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und zwei von ihnen wollten noch heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Boote nach Exaltacion aufbrechen, um<br />

ihrem Arbeitgeber Bericht zu erstatten. Perdido fragte sie, of sie ihn mitnehmen wollten.<br />

Sie waren für e<strong>in</strong>e angemessene Bezahlung bereit dazu, und als er das hörte, sprach er<br />

nach langem Schweigen wieder das erste Wort zu mir:<br />

„Gracias á Dios – Gott sei Dank, daß ich Sie nun nicht mehr zu sehen brauche! Hüten<br />

Sie sich, mir jemals wieder <strong>in</strong> den Weg zu kommen!“<br />

„Gracias á Dios!“ antwortete ich lächelnd. „Sie glauben nicht an Gott und sagen ihm<br />

doch Dank? Fahren Sie <strong>in</strong> Frieden von hier fort! Ich wünsche Ihnen alles Gute. Aber<br />

denken Sie an das, was ich Ihnen prophezeit habe; es wird gewiß <strong>in</strong> Erfüllung gehen!“<br />

Er schaffte se<strong>in</strong>e Habseligkeiten <strong>in</strong> das betreffende Boot und kehrte dann nach dem<br />

Arbeitsplatze zurück, wo die Cascarilleros sich jetzt <strong>im</strong> Schatten lagerten, um<br />

auszuruhen, denn die Mittagszeit war nahe. Ich wollte das Geschäft dieser Leute gern<br />

kennen lernen und fragte sie darum, ob sie mir erlauben würden, e<strong>in</strong>ige Tage bei ihnen<br />

zu bleiben. Sie waren sehr gern e<strong>in</strong>verstanden.<br />

E<strong>in</strong> Mitglied der Gesellschaft war fortgegangen, um nach Cali- [151b] saya-[Calisaya-]<br />

Bäumen zu suchen, welche die beste Fieberr<strong>in</strong>de liefern. Der Mann kam jetzt zurück. Er<br />

sah zunächst mich und die drei Indianer und gab uns die Hand. Dann fiel se<strong>in</strong> Blick auf<br />

Perdido; er machte e<strong>in</strong>e Bewegung der Ueberraschung und rief erstaunt:<br />

„Sennor Riberto! Sie hier, hier <strong>im</strong> Ciachonawalde! Sollte man e<strong>in</strong>e solche Begegnung<br />

für möglich halten!“<br />

Perdido hatte an der Erde gesessen; jetzt sprang er auf. Er sah grad so verstört aus<br />

wie damals, als ich von se<strong>in</strong>em bösen Gewissen gesprochen hatte. Er wußte, daß die<br />

Worte des Cascarillero ihm galten, denn sonst wäre er nicht aufgesprungen; dennoch<br />

fragte er be<strong>in</strong>ahe stammelnd:<br />

„Mit wem sprechen Sie? Me<strong>in</strong>en Sie etwa mich?“<br />

„Ja, gewiß.“<br />

„Dann sche<strong>in</strong>en Sie mich mit e<strong>in</strong>em andern zu verwechseln.“<br />

„Ne<strong>in</strong>, Sennor. Von e<strong>in</strong>er Verwechselung kann ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. Sie wissen, daß ich Sie<br />

genau kenne, so genau, daß e<strong>in</strong> Irrtum vollständig ausgeschlossen ist.“<br />

„Ich weiß nichts, ganz und gar nichts!“<br />

„Aber Sie kennen mich doch?“<br />

„Ne<strong>in</strong>.“<br />

„Nicht? Sennor Riberto, Sie werden doch Ihren früheren Nachbar Antonio Gorra<br />

kennen, der tagtäglich mit Ihnen zusammen gewesen ist!“<br />

„Den Teufel werde ich!“ schrie ihn da Perdido zornig an. „Ich heiße weder Riberto noch<br />

kenne ich e<strong>in</strong>en Menschen, der sich Antonio Gorra nennt. Wenn Sie nichts anderes<br />

wissen, als mir mit solchen Albernheiten zu kommen, so schweigen Sie lieber, Sie<br />

dummer Mensch!“<br />

Er wollte sich abwenden; da aber faßte ihn Gorra be<strong>im</strong> Arme und antwortete:<br />

„Sie sche<strong>in</strong>en nicht zu wissen, wie man mit anständigen Leuten verkehrt, Sennor!<br />

Selbst wenn ich Unrecht hätte, so befände ich mich <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er wirklich großen und<br />

ganz seltenen Aehnlichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr verzeihlichen Irrtume, den Sie mir höflich zu<br />

widerlegen hätten. Auf e<strong>in</strong>e Beleidigung, wie Sie ausgesprochen haben, antworte ich nur<br />

mit dem Messer. Ueberdies täusche ich mich nicht <strong>im</strong> m<strong>in</strong>desten. Sie s<strong>in</strong>d der junge<br />

Riberto, welcher – – –“<br />

„Halt!“ brüllte Perdido. „Ke<strong>in</strong> Wort weiter, sonst – – –!“<br />

„Was, sonst?“ fragte Gorra furchtlos. „Wollen Sie etwa wagen, mir zu drohen?“<br />

Er hatte ihn noch <strong>im</strong>mer be<strong>im</strong> Arme. Ich saß ganz <strong>in</strong> der Nähe der Stelle, auf welcher<br />

die beiden standen, und erhob mich, um bei e<strong>in</strong>em ausbrechenden Handgemenge nicht<br />

<strong>im</strong> Wege zu se<strong>in</strong>.<br />

„Ja, das wage ich!“ schrie Perdido. „Ich dulde es nicht, daß ich mit e<strong>in</strong>em Menschen<br />

verwechselt werde, der – – – – “<br />

Er hielt <strong>in</strong>ne, denn er merkte, daß er <strong>im</strong> Begriffe stand, sich zu verraten. Gorra<br />

vollendete den unterbrochenen Satz mit e<strong>in</strong>em sehr bezeichnenden Lächeln:<br />

„Der mit dem ganzen Vermögen se<strong>in</strong>es Vaters durchgegangen ist. Nicht wahr, das<br />

wollten Sie doch sagen?“<br />

Perdido riß sich von ihm los, stieß e<strong>in</strong> förmliches Wutgeheul aus, zog e<strong>in</strong> geladenes<br />

Pistol aus dem Gürtel und – – – wollte schießen, kam aber nicht dazu, denn ich hatte von

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