im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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das höchst erwünscht! Er trug e<strong>in</strong>en Haik wie ich und hatte so ziemlich me<strong>in</strong>e Gestalt. Die drei<br />
oder vier Personen, welche schon am Brunnen Nufah bei ihm gesessen hatten, knieten, auch<br />
jetzt abgesondert von den andern, nicht h<strong>in</strong>ter, sondern vor ihm, wie ich ausdrücklich<br />
bemerke; sie kehrten ihm also ihre Rücken zu. Und h<strong>in</strong>ter ihm lag, an Händen und Füßen<br />
gebunden, Halef <strong>im</strong> Sande, nur drei Meter von mir entfernt. Se<strong>in</strong>e Befreiung war also für mich<br />
e<strong>in</strong>e Leichtigkeit, zumal er sich so gelegt hatte, daß er mir das Gesicht zukehrte. Das hatte er<br />
gethan, weil er wußte, daß ihm aus dieser Richtung unsere Hilfe kommen werde. Aber es galt<br />
nicht bloß, ihn zu retten, sondern wir mußten auch se<strong>in</strong> Kamel wieder haben, und dies konnte<br />
unter den gegenwärtigen Verhältnissen nur durch E<strong>in</strong>tausch erreicht werden; der Tauschartikel<br />
sollte, das fuhr mir sogleich durch den Kopf, der - - - Anführer se<strong>in</strong>.<br />
Während alle ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Gebet richteten und dabei ke<strong>in</strong>en Blick<br />
von Südwest verwenden durften, während ich <strong>im</strong> Nordost von ihnen lag, zog ich me<strong>in</strong> Messer<br />
und schob mich zu Halef h<strong>in</strong>. Er sah mich kommen und hielt mir die gefesselten Arme h<strong>in</strong>; e<strong>in</strong><br />
Schnitt, und sie waren frei; die Fußfessel zertrennte ich mit e<strong>in</strong>em zweiten raschen Schnitte;<br />
hierauf raunte ich ihm <strong>in</strong> das Ohr:<br />
»Kriech nach dem Wege h<strong>in</strong>, und dann schnell geradeaus, wo Du Kara f<strong>in</strong>den wirst, wenn<br />
Du ihn rufst!«<br />
»Und Du, Sihdi?« fragte er, um mich besorgt.<br />
»Ich komme nach. Nehmt den Kamelen die Stricke von den Be<strong>in</strong>en! Rasch, rasch!«<br />
Er kroch fort, und ich blieb an der Stelle liegen, wo er gelegen hatte, um me<strong>in</strong> Vorhaben <strong>in</strong><br />
dem Augenblicke [162] auszuführen, an welchem die Fe<strong>in</strong>de mit dem Zusammenlegen ihrer<br />
Gebetsteppiche zu thun haben würden.<br />
Das war alles freilich viel schneller geschehen, als ich es erzählen kann, und eben hatte ich<br />
Halef <strong>im</strong> Wege verschw<strong>in</strong>den sehen, als der Schluß kam:<br />
»Allah ist sehr groß! Allah ist sehr groß <strong>in</strong> Größe, und Preis sei Allah <strong>in</strong> Fülle!«<br />
Grad als der Vorbeter das Wort Fülle ausgesprochen hatte und die andern begannen, ihm<br />
den Satz nachzusprechen, richtete ich mich h<strong>in</strong>ter ihm halb auf, bog mich vor, faßte ihn mit<br />
der L<strong>in</strong>ken an der Schulter, riß ihn zurück und schlug ihm die rechte Faust an die Schläfe, daß<br />
er zusammensank. Er bekam zu me<strong>in</strong>er Sicherheit sofort noch e<strong>in</strong>en zweiten Hieb; dann<br />
sprang ich auf, raffte ihn zu mir empor, schwang ihn mir auf die Schulter und eilte Halef nach.<br />
Die zweihundert Menschen h<strong>in</strong>ter mir waren mir <strong>in</strong> diesem Augenblicke gleichgültig; ich hatte<br />
ihren Anführer und brauchte sie <strong>in</strong>folgedessen nicht zu fürchten.<br />
Mit weiten Schritten, die schon mehr Sprünge waren, legte ich den Gang zurück und hastete<br />
dann weiter. Da erklangen h<strong>in</strong>ter mir laute St<strong>im</strong>men, und vor mir hörte ich Halef nach se<strong>in</strong>em<br />
Sohne rufen; ich vermehrte me<strong>in</strong>e Eile, denn die Verfolger h<strong>in</strong>ter mir konnten schneller laufen<br />
als ich, der ich e<strong>in</strong>e solche Last zu tragen hatte. Es gelang mir, ohne von ihnen e<strong>in</strong>geholt zu<br />
werden, unsere Kamele zu erreichen, welche zum bequemen, sofortigen Aufsteigen noch am<br />
Boden lagen. Halef war auch da.<br />
»Schnell <strong>in</strong> den Sattel, Halef!« gebot ich ihm. »Und n<strong>im</strong>m hier diesen Gefangenen mit<br />
h<strong>in</strong>auf. Macht Euch rasch davon, gerade ostwärts, und haltet nach ungefähr zweitausend<br />
Schritten an!«<br />
»Und Du, Sihdi?« fragte er.<br />
»Ich muß noch e<strong>in</strong>en Scherari fangen, den wir später als Boten brauchen werden.«<br />
»Aber das ist zu gefährlich! Du hast schon genug gethan und mußt - - -«<br />
»Fort, fort!« unterbrach ich ihn. »Es wird sonst zu spät. Sorgt dafür, daß dieser Mensch<br />
nicht schreit, wenn er erwacht. Und nun fort mit Euch!«<br />
Vater und Sohn gehorchten, und ich legte mich platt <strong>in</strong> den Sand, um von den Verfolgern<br />
nicht zu zeitig gesehen zu werden. Dann hörte ich eilige Schritte und sah e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen<br />
Scherari gerannt kommen, welcher se<strong>in</strong>en Kameraden weit voran war. Nichts konnte mir lieber<br />
se<strong>in</strong> als das. Er blieb sechs oder acht Schritte vor mir stehen und lauschte. Als er nichts hörte,<br />
g<strong>in</strong>g er zögernd weiter, <strong>im</strong>mer näher zu mir heran. H<strong>in</strong>ter ihm ertönten die Rufe se<strong>in</strong>er<br />
Gefährten. Er drehte sich um und antwortete ihnen, <strong>in</strong>dem er mir den Rücken zukehrte. Ich<br />
sprang auf, faßte ihn be<strong>im</strong> Halse und versetzte ihm den schon oft erwähnten Jagdhieb an den<br />
Kopf. Er sank mir mit e<strong>in</strong>em schnell verhauchenden Gurgeln <strong>in</strong> die Arme; ich nahm ihn auf und<br />
trug ihn fort, ohne mich dabei übermäßig zu beeilen, weil ich von den andern Scherarat noch<br />
nicht gesehen wurde und mich nach e<strong>in</strong>er Richtung entfernte, <strong>in</strong> welcher sie mich gewiß nicht<br />
suchten. Ich erreichte Halef und Kara, als me<strong>in</strong> zweiter Gefangener eben aus se<strong>in</strong>er Betäubung<br />
erwachte. Sie waren wieder abgestiegen und hatten den ersten Gefangenen mit